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Die kleine Stimme, die nie verstummt: „Angebot!“

Nach der ersten Sendung hab ich ja schon mal drüber geschrieben: Fashion Hero.

Über Stylekingdom bin ich bei einer Analyse nach Abschluss der Show bei Amica gelandet. Die Show war ein Flop, das war sehr schnell klar. Es gewann der, der von Anfang an als Gewinner feststand. Und es ging nur um verkaufbare Massenware.

Dass sich diese als doch nicht ganz so verkaufbar herausgestellt hat, zeigt die Tatsache, dass in den Online-Shops fast alle Teile noch in allen Größen zu haben sind. Heruntergesetzt. Das bedeutet: Es wurde schnellschnell produziert, um die Leute damit zu beeindrucken, dass ein bestimmtes Siegerdesign noch am gleichen Abend online erhältlich sind. Mein Gedanke dabei: Verdammt, damit wird die Anspruchshaltung an die Geschwindigkeit derartiger Dienstleistungen nur noch weiter gesteigert. Dass die Show zwei Monate im Vorhinein produziert wurde, klingt in diesen Relationen zwar als lang – aber durchüberlegt: In zwei Monaten vom Design zum Stoffkauf zur Produktion zur Fertigung zur Endfertigung zum Transport nach Deutschland? Das ist nix (und doch derzeit der Durchschnitt in der konventionellen Textilwelt)! Und sehen tun die Leute: 20.15h Show, 22.15h Gewinnerstyles bestellbar im Onlineshop. Boah, ey.

Irgendwie freue ich mich ein kleines bisschen, dass die Sendung nicht supererfolgreich geworden ist. Aber der Effekt, dass da jetzt mit großem Tamtam Kleidung produziert wurde, die erst recht keiner kaufen will, der ist wirklich bitter.

Und was ganz absurd ist: Ich habe drei Folgen davon gesehen. In einer mich in den Style echt verschaut – sicher die einfachsten Teile, am wenigsten chichi und nix besonderes. Ich find sie trotzdem gut. Es gibt die Teile noch. Sie sind sicher nachnähbar bzw. ähnlich in biofair erhältlich, keine Frage. Aber sogar in mir, die sich absolut bombensicher ist, dass sie abgesehen von der Tatsache, nicht mehr konventionell kaufen zu wollen, und vor allem kein solches Sendekonzept unterstützen zu wollen,  hat sich so eine kleine Stimme gemeldet: „Ausverkauf! In meiner Größe erhältlich!“. Zum Glück hab ich diese Stimme inzwischen recht gut im Griff – erstummen wird sie wahrscheinlich dennoch nie. Sie wird nur von all den anderen Stimmen in meinem Kopf immer lauter und schneller mit einem „Schnauze halten, die Idee ist scheiße!“ abgewürgt 🙂

Screenshot (c) Soliver.de

Screenshot (c) Soliver.de

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(Fast) Fashion Hero – alles andere als heroisch

Gestern Fashion Hero geschaut. Erwartungshaltung: Ich steh auf die Kreativität, die bei Project Runway vorgeführt wird. in einer von zehn Challenges geht es darum, etwas für den Massenmarkt zu produzieren, ansonsten gibt es immer wieder witzige  Herausforderungen und tolle Ergebnisse. Der Preis: Die finanzielle Möglichkeit, eine eigene Linie als Designer aufzubauen. Und nicht sich an Massenanbieter verkaufen. Mich inspirieren die Designs, aber nicht zum direkten Nachkaufen, sondern zu Überlegungen, wie ich was nachnähen könnte.

Die Hoffnung: Dass das genau sowas auf deutsch wird.

Das Fazit: BOAH. Was für ein konsumistischer Scheissdreck.

Ein sehr seltsames Konzept: Designer führen ihre „Signature Styles“ vor, und die EinkäuferInnen dreier großer Modehäuser schlagen zu – oder eben nicht. Dazwischen sitzt Claudia Schiffer mit zwei ansatzweise exzentrisch aussehenden Statisten und sagt: „Wow!“ und „Aaah“ und „Ich liebe diese Hose!“.

Es geht nur darum, was sich in Masse produzieren lässt, die ganze Show ist gesponsert von den drei Modemarken, die da „einkaufen“ um horrende Summen (ok, diese Summen sind vielleicht gar nicht so unrealistisch), und alles geht nur um schnellschnellschnell. Vor Monaten aufgezeichnet, heißts „Morgen in den Läden!“ Die sogenannten „Experten“: Staffage, die hin und wieder Senf abgeben.

Die Sendung ist eine Werbesendung für Massenproduktion. Sagt die Einkäuferin von asos (die mir übrigens mal eine Kooperationsanfrage geschickt haben…ich finds immer noch witzig), dass sie 70.000 Euro in zwei Teile eines Designers investiert, denk ich mir: Und die Näherin in Bangladesch/Pakistan/China/wurschtwo, die dieses hässliche Teil jetzt nähen darf, würde bei dieser Zahl in Ohnmacht fallen – und weiterhin 30 Euro im Monat für einen Job, bei dem nicht mal ihre Sicherheit gegeben ist, bekommen. Vielleicht.

Für die Unternehmen ists grandios – die Onlineshops binnen Minuten ausverkauft, bieten sie gleich noch jede Menge zusätzliche Produkte zu den Gewinnerdesigns an. Praktisch.

Ganz ehrlich? Weder asos noch Karstadt noch S.Oliver nehme ich auch nur die kleinsten Schritte Richtung Nachhaltigkeit ab. Das, was sie da abliefern, ist das Gegenteil. Yey Fast Fashion. Ich könnte kotzen. Von so einer Sendung erwartet man sich logischerweise und treppenlustigerweise kein erhöhtes Sendungsbewusstsein, aber so derartig ins Gegenteil umschlagen und nur auf kaufenkaufenkaufen gehen, ist wirklich verachtenswert.

Screenshot Karstadt Onlineshop drei Minuten nach der Sendung

Screenshot Karstadt Onlineshop drei Minuten nach der Sendung

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Fernsehabend

Nach drei Presseaussendungen, einer Pressekonferenz und Tagwache um halb sieben statt ansonsten zwischen halb acht und acht plus immer noch beleidigtem Magen häng ich in den Seilen und werde mich heute nicht mehr vom Fernseher/Laptop wegbewegen.

Als erstes schau ich mir in der TV-Thek an, was ich gestern live versäumt habe:

zdfgift

Screenshot ZDF.de

Schau es jetzt gerade live, während ich diesen Beitrag erstelle, und wenn mir nicht eh schon den ganzen Tag wegen der Gastritis schlecht wäre, wäre es das spätestens jetzt. Unbedingt anschauen. Aber Achtung, WIRKLICH grauslich. Sehr drastische Bilder von Kühen, denen lebend die Haut abgezogen wird, und Marderhunden, die einfach schnell mal auf einem Markt erschlagen werden. Neben diesem Grausen hab ich grad so ein richtiges Bobo-schlechtes-Gewissen: Einerseits weiß ich, dass meine Sandalen, meine Boots und meine Taschen beide aus Ökoleder, chromfrei gegerbt und in Europa hergestellt sind. Andererseits: Leder. Und: Ich kanns nicht genau wissen, ich muss mich auf die HerstellerInfos verlassen. Und dann wär da auch noch die Second-Hand erstandene Liebeskind-Tasche. Verdammt, es ist doch so verlogen. Bei den nächsten schönen Lederboots hab ichs doch wieder vergessen. Wie wir alle. Fast alle. Was Leder und Veganismus angeht: Mein Weg dorthin ist ein sehr langsamer, aber ich versuche, ihn zu gehen.

Und danach geb ich mir neugierdshalber mal das Gegenprogramm. Ich bin ja großer Fan von Project Runway, aber was ich da so in den Vorschauen gesehen hab… ich weiß nicht so recht. Großhändler kaufen gleich mal die Kollektionen ab? Fokus auf Massenverkaufbarkeit? Den gibts bei Project Runway nicht (immer). Mal schauen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

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