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Britische Schizophrenie namens Burberry

Dieser Beitrag ist an Schizophrenie nicht zu übertreffen. Sagt am Ende nicht, dass ich euch nicht gewarnt hätte. Ja, auch ich hab meine nicht ganz so logischen Phasen. Doch, echt!

Und was mich so schizophren macht: Burberry. Als ich ein Kind war, rannte meine Mama grundsätzlich von September bis November und von März bis Mai im Trenchcoat herum. Er war nicht von Burberry, die Trenchs von denen waren nämlich schon damals unbezahlbar.

Aber ich wusste, sie hätte schon immer gern einen echten gehabt. Und für mich sind diese wadenlangen, beigen Mäntel zwar kein Höhepunkt für mein Stilbewusstsein, aber meine Sentimentalität „kommt“ beim Anblick solcher Mäntel verlässlich (jaaa, ok, der war echt schlecht grad, ich weiß). Aber etwa 1500 Euro pro Mantel ohne den geringsten Hinweis auf faire Produktion vergehts mir ganz schnell wieder… 

Burberry ist ein Weltunternehmen für Luxustextilien. An sich find ich das ja echt absurd. Man weiß ganz genau, dass ein riiiiiiesiger Teil des Preises für so einen Mantel direkt in den Gewinn und ins Marketing der Firmen rennt. Textile Produktion selbst kann schon so teuer sein – wenn sie in Handarbeit und mit den besten Materialien, die es am Markt gibt, durchgeführt wird (ich empfehle hierzu dieses Buch…). Aber Greenpeace konnte Burberry nachweisen, dass sich in ihren Textilien (für Kinder!!) Chemikalien befinden, die da erstens nur bei einer Produktion in Fernost reinkommen können, weil die Produktion in der EU mit ihnen verboten ist, und zweitens die gleichen Chemikalien sind, die man auch in Produkten von Primark oder Zara gefunden hat. Hm! Das macht ein bissl nachdenklich, oder?

Aaaber: Burberry detoxt. Im Jänner dieses Jahres veröffentlichten wir nämlich die entsprechenden Testergebnisse, und Burberry unterzeichnete das Detox-Committment, das besagt, dass sie bis 2020 elf verschiedene Chemikaliengruppen aus ihrer Lieferkette komplett eliminiert haben werden.

Aber dafür gibt’s jetzt was neues. Mein ehemaliger Arbeitgeber Vier Pfoten (unglaublich, aus wie vielen Perspektiven ich schon versucht hab, die Welt zu retten…) ist ziemlich sauer auf Burberry, und das schon eine Weile. Die britische Traditionsmarke verwendet nämlich traditionell Pelze. Das ist nicht ok. Über Lederproduktion können wir gern diskutieren, aber bei Pelz hört sich jeder Spaß auf (ein Satz, für den mich meine veganen LeserInnen jetzt sicher lynchen werden. Ich weiß. Ich sag ja, Schizo!). Es ist einfach unnötig. Einen Pelz will ich an einem schnurrenden Tier dran haben. Optimalerweise auf meinem Schoß, während ich am Sofa liege und lese. Und außerdem an all den Tieren da draußen, die nicht für ihr Fell gezüchtet und danach gleich wieder umgebracht werden. 

Und jetzt kommt der Ober-Schizo-Moment: Ich habe auf Kleiderkreisel einen getragenen Burberry-Trench um heiße 35 Euro gekauft. Second Hand ist einfach definitiv die bessere Alternative: Nichts neues wird produziert, des einen Abfall des anderen Schatz, niemand musste extra für mich bei der Produktion leiden, keine Rohstoffe wurden verbraucht, und Burberry selbst hat auch nix von den 35 Euro. Warum ich ihn gekauft hab? Weil ich hoffe, dass er meiner Mama passt 😉 

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Mein Birkenstock-First-World-Problem

Pfuh, ich hab grad ein First-World-Problem der schönsten Art: Meine heißgeliebten Birkenstocks sind hinüber. Nachdem ich mit denen durch Flüsse spaziert bin, in der ärgsten Hitze mit ihnen unterwegs war, sie immer anhabe im Sommer, wenn längere Märsche zu erwarten sind, sind sie erstens niedergelatscht, zweitens ist die Korksohle hin und drittens ist ihr Duftaroma nicht mehr wirklich einladend. Nein, sie stinken sogar richtig wäh. Da half kein Sonnentrocknen, kein Lüften, kein gar nix. Sogar das Leder fängt gerade an, sich aufzulösen – kurz: Die haben ihren Dienst getan.

Jetzt hätt ich gerne neue. Und mein Problem: Die, die ich will, sind in ganz Wien nicht erhältlich. Nicht beim Schwerdtner, nicht beim Fusskönig, nirgends. Seit Wochen ruf ich immer wieder dort an und frag, ob sie in meiner Größe lagernd sind – nö. In Silber, ja, aber nicht in Schwarz. Und so cool ich die silbernen finde: Schwarz passt überall dazu. Und sorry, es *müssen* die Gizeh sein, die klassischen Schnallenschlapfen von denen sind bei mir irgendwo zwischen „wirklich hässlich“ und „Kindheitstrauma“ angesiedelt.

So, und was mach ich jetzt? Ich könnte sie bestellen, allerdings nicht direkt bei Birkenstock. Der Webshop der österreichischen Birkenstockvertretung macht mich wahnsinnig. Auf Amazon und Zalando und Co. gibt es sie überall, aber da mag ich nicht bestellen. Ich mag allerdings auch nicht noch lange warten, mir graust inzwischen regelrecht vor den Schuhen, so bequem sie auch sind.

Was mach ich jetzt?

Ich will genau DIE.

Snief!

2014-07-14 08.11.12

 

Edit: Vielen Dank für eure vielen Hinweise. Habe festgestellt, dass ich ums Online-Bestellen nicht herumkomme, und habe auf Empfehlung einiger von euch bei Baumhouse bestellt – die erscheinen mir recht fair. Die Schuhe waren noch dazu um einiges günstiger, als sie im Laden kosten würden, verkehrte Welt. Das einzig Schwierige war: Mir nicht noch zwei andere Paar zu bestellen. Dieses verdammte Onlineshoppen ist doch immer noch verführerisch. Nein, ich brauch nur die Gizehs in Schwarz und keine Madrids in silber und auch keine Yaras in weiß (in hellbeigebraun könnt ich denen nicht widerstehen, zugegeben, zum Glück gibt es sie nur in den USA und um irre 120 Dollar. Das ist mir sowohl ökologisch als auch finanziell zu steil für Schuhe, die ich nicht brauch, weil ich ja eh bald meine heißgeliebten Gizehs krieg) ….

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Maronski-Kleider zum Selberbasteln!

Und wieder so ein Beitrag, den ich eigentlich schon vor zwei Wochen schreiben wollte. Was ist das eigentlich für ein Ding mit dieser Zeit? Die vergeht zu schnell!!! Ich hab ja vor einiger Zeit von maronski geschwärmt. Dass die eine sooooo tolle neue Kollektion hat. Was soll ich sagen: Die Schwärmerei geht weiter!

Weil es bei maronski eine lässige neue Idee gibt: Die lassen doch glatt ihre Kundinnen mitreden! Schaut selbst:

my_maronski

Ich find ja die untenstehende Kombi schon ganz hübsch. Besonders angetan bin ich jedoch vom Kleid „Candy“ (das erste links am oberen Bild). Mit richtiger Farbauswahl kann man sich damit wahrscheinlich eine Bombenfigur basteln 🙂

my_maronski3

 

 

Und damit sich niemand wundert: „Die individuelle Produktion der selbst designten my.maronski Lieblingsstücke ist nur möglich, weil Martina Meixner, die Designerin, ihre jahrelange Erfahrung einbringt und lokal in Wien und in der Slowakei anfertigen lässt. Somit sind die Produktionswege und -zeiten kurz. Die Stoffe der Kleider sind wie immer bei maronski aus feinsten, zertifizierten Bio-Textilien.“

Genug gelesen? HIER gehts zum eigenen Kleiderdesign! 

 

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Die kleine Stimme, die nie verstummt: „Angebot!“

Nach der ersten Sendung hab ich ja schon mal drüber geschrieben: Fashion Hero.

Über Stylekingdom bin ich bei einer Analyse nach Abschluss der Show bei Amica gelandet. Die Show war ein Flop, das war sehr schnell klar. Es gewann der, der von Anfang an als Gewinner feststand. Und es ging nur um verkaufbare Massenware.

Dass sich diese als doch nicht ganz so verkaufbar herausgestellt hat, zeigt die Tatsache, dass in den Online-Shops fast alle Teile noch in allen Größen zu haben sind. Heruntergesetzt. Das bedeutet: Es wurde schnellschnell produziert, um die Leute damit zu beeindrucken, dass ein bestimmtes Siegerdesign noch am gleichen Abend online erhältlich sind. Mein Gedanke dabei: Verdammt, damit wird die Anspruchshaltung an die Geschwindigkeit derartiger Dienstleistungen nur noch weiter gesteigert. Dass die Show zwei Monate im Vorhinein produziert wurde, klingt in diesen Relationen zwar als lang – aber durchüberlegt: In zwei Monaten vom Design zum Stoffkauf zur Produktion zur Fertigung zur Endfertigung zum Transport nach Deutschland? Das ist nix (und doch derzeit der Durchschnitt in der konventionellen Textilwelt)! Und sehen tun die Leute: 20.15h Show, 22.15h Gewinnerstyles bestellbar im Onlineshop. Boah, ey.

Irgendwie freue ich mich ein kleines bisschen, dass die Sendung nicht supererfolgreich geworden ist. Aber der Effekt, dass da jetzt mit großem Tamtam Kleidung produziert wurde, die erst recht keiner kaufen will, der ist wirklich bitter.

Und was ganz absurd ist: Ich habe drei Folgen davon gesehen. In einer mich in den Style echt verschaut – sicher die einfachsten Teile, am wenigsten chichi und nix besonderes. Ich find sie trotzdem gut. Es gibt die Teile noch. Sie sind sicher nachnähbar bzw. ähnlich in biofair erhältlich, keine Frage. Aber sogar in mir, die sich absolut bombensicher ist, dass sie abgesehen von der Tatsache, nicht mehr konventionell kaufen zu wollen, und vor allem kein solches Sendekonzept unterstützen zu wollen,  hat sich so eine kleine Stimme gemeldet: „Ausverkauf! In meiner Größe erhältlich!“. Zum Glück hab ich diese Stimme inzwischen recht gut im Griff – erstummen wird sie wahrscheinlich dennoch nie. Sie wird nur von all den anderen Stimmen in meinem Kopf immer lauter und schneller mit einem „Schnauze halten, die Idee ist scheiße!“ abgewürgt 🙂

Screenshot (c) Soliver.de

Screenshot (c) Soliver.de

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Mannnnnomama, wie schön!

Früher fand ich das Konzept von manomama cool, und Sina Trinkwalder eine sehr lässige Frau. Dann kam das Buch von ihr, ich war restlos begeistert, und ärgerte mich ein kleines bißchen, dass ich keine Jeans brauchte, anderes gab es nicht wirklich im Shop von manomama. Seit gestern sind neue Produkte im Onlinestore. Schöne Produkte. Ich habe mir erlaubt, die Bilder zu nehmen, ein Klick auf die Fotos bringt euch direkt in den Onlinestore.

Besonders schön finde ich die Einleitungstexte:

manomamashop1

„Wertschätzung.

manomama ist das erste, preisgekrönte Social Business in der Textilindustrie in Deutschland. Wir sind angetreten und gehen den Weg in eine neue Wirtschaft: transparent, ehrlich und respektvoll. Wir glauben, dass das einzige Ziel eines Unternehmens die Maximierung der Menschlichkeit sein muss. Das ist der Gewinn.“

manomamashop2

„Wertschöpfung. Weiterlesen

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Muzungu Sisters

Heut ist weniger als keine Zeit, drum schlonz ich euch nur schnell einen Link hin: Muzungu Sisters. Sehr elitär, aber gutes Konzept. Tatiana Santo Domingo – für die Klatschzeitungsleserinnen unter euch; Ja, das ist die, die vor kurzem ins monegassische Adelshaus eingeheiratet hat – hat mit einer Freundin diesen Shop, in dem sie nur Traditionelles, Handgemachtes aus verschiedensten Gegenden der Welt verkaufen. Die Idee find ich so auf die Schnelle recht schön und  v.a. auch lieb umgesetzt! Plus macht es diese elitäre Lady irgendwie ein bißchen sympathischer!

Klick aufs Bild –> Ab zur Website!

muzungu

Screenshot muzungusisters.com

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Amsterdam ist online

Seit einigen Tagen ist er geöffnet. Wer? Mein Untergang. Einerseits bin ich höllisch froh, dass es ihn nicht schon im vergangenen Jahr gegeben hat (damals, als ich noch gar nicht shoppen durfte), andererseits bin ich höllisch froh, dass es ihn jetzt gibt: Den Onlineshop von Cora Kemperman.

Und ich find ja diesen Style hier seit Wochen sehr super, sowohl den assymetrisch geschnittenen Pullover als auch den langen Rock mit den Zipps. Gemeinsam mit den erwünschten Bikerboots würde das als Komplett-Schwarz-Outfit mit meiner grauen Jacke vom Flohmarkt und einer coolen Tasche schon verdammt lässig aussehen, glaub ich.

cora1

Ich überleg hin und her und hin und her und bin wahrscheinlich ein sehr gefundenes Fressen für jene, die die Verbleibsstatistiken in Onlinestores auswerten. Ich versuch mal, das gestern Abend Passierte zusammenzufassen.

Rock, schwarz, meine Größe, ab in den Einkaufswagen, oleole.

Pullover, scheisse, gibts nicht mehr in schwarz, nur noch in einem knalligen Blau (mir zu knallig), einem lässigen, aber auch sehr knalligen Pink (hab eine Weste in der Farbe, danke, erledigt), und einem petrol. Petrol? Petrol as in „dunkles Türkis“? Geeeehtscho! Ab in den Einkaufswagen.

Was gibts eigentlich sonst noch so im Store? Klick Klick Klick….lässige Weste! DIE gibts in Schwarz! Vielleicht schaut die ja gut zu dem Rock aus! Im gleichen Moment weiß ich: Nö, tut sie nicht, denn genau das Assymetrische des Pullovers macht den Style aus. Trotzdem, ab in den Warenkorb.

Soll ich?

Oh, fast 18 Euro Versand. Dattttteuer…

Ich geb mal meinen Namen und meine Adresse ein. Fertig. Bezahlungsarten? Kreditkarte. Die grad im Nebenzimmer liegt, näh, ich mag nicht aufstehen, und eigentlich kann ich mir die angegebene Summe ja sowieso nicht leisten.

Und mache den Tab wieder zu. Allerdings ist der Store ja nicht blöd, der merkt sich, was ich in den Warenkorb leg!

Nochmal reingeklickt. Gut, die Weste lösch ich. Blöde Ersatzhandlung. Den Pulli auch. Ich HABE einen petrolfarbenen Pulli und verdammtnochmal wenn schon, dann will ich das Teil in Schwarz. Hab ich eben Pech. Punkt. Aber der Rock….der Rock…. NEIN. Ein Teil mit 18 Euro Versandkosten. Nein. Fenster ganz zugemacht.

Nix gekauft, einfach, weil mir in meinem „Brauch ich“-Wunsch grad mehr nach Boots ist, und selbst die brauch ich nicht 🙂 Vielleicht sollte ich Cora Kemperman-Käufe doch weiterhin als „Wenn ich nach Brüssel oder Amsterdam fahre, steht Shopping bei denen ohne schlechtes Gewissen aber sowas von fix am Programm“ behandeln. Aber bis dahin werde ich wohl noch oft sehr viel in dem Onlinestore herumklicken…

Ach ja, und @ohne schlechtes Gewissen: Ich finds grandios, dass sie ganz klar thematisieren, dass auch Biobaumwolle nicht das ökologischste aller Materialien ist, und dass sie ebenso klar sagen: Wir versuchen trotzdem, 100% Biobaumwolle in unseren Baumwollprodukten zu verwenden, aber oft gibts die Qualität nicht her, deshalb schaffen wir manchmal die 100% nicht. Meiner Erfahrung zufolge ist dennoch der Großteil ihrer Sachen bio, es ist also nicht so wie beim Textilschweden, wo ein Minifurzanteil Bio als „Wir versuchen das Beste“ dargestellt wird – die versuchens wirklich. Aber ich geb schon zu, dass mich etwas stört, dass sie sagen, dass Kunstfasern grundsätzlich ökologischer sind, ohne auf den hohen Energieaufwand bei der Produktion einzugehen. Dennoch: Sie produzieren fair, sie thematisieren Ökologie beeindruckend ehrlich, und was mich angeht: Sie produzieren Lieblingsstücke von wirklich guter Qualität (=die ich lang hab und oft trag).

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Was persönliches…

Es gibt eine Agentur, in der ich früher mal gearbeitet habe. Lang früher. Und für einige Zeit war das ein richtig cooler Job, und das meine ich wirklich: so richtig! Doch mit der Zeit fühlte ich mich immer unwohler dort, zog die Konsequenzen und kündigte. Diese Agentur und ich haben uns seither diametral auseinander entwickelt, fischen aber immer noch im selben Gewässer. Es geht um Social Media, es geht um Blogs, es geht um PR, es geht um Kommunikation. Nur: Während die Agentur jetzt Unternehmen erklärt, wie man auf Shitstorms reagiert, freue ich mich unglaublich darüber, weil es sich aus meiner Perspektive wie eine Anleitung liest, wie man einen anständigen, nachhaltigen Shitstorm auf die Beine stellt. Weil ich – zugegeben gewaltige Gerechtigkeitsfanatikerin – meinem Berufsleben seit Jahren (eigentlich seit meinem Ausstieg dort) einen Sinn geben will, der mich am Abend in den Spiegel schauen lässt, erscheint mir die Arbeit meiner ehemaligen Agentur etwas zu auftraggebergetrieben (wie die meisten Agenturen, ist mir schon klar). Wer zahlt, wird bedient. Von Fairness keine Spur, weder bei den Auftraggebern noch … egal. Es geht hier nicht um persönliches Aushauen.

Doch irgendwie haben sie es jetzt geschafft, dass ich doch über sie blogge. Denn sie machen etwas, was mich stört. Auch wieder: so richtig! Und wenn mich an großen, für mich anonymen Unternehmen wie dem Textilschweden was stört, dann hau ich auch aus. Darum habe ich beschlossen, in diesem Fall jetzt meine Beißhemmung abzulegen. Weil – und nicht nur ressourcentechnisch find ich das in sich schon sehr absurd – diese Agentur jetzt einen Fanshop hat. Eine Agentur. Zugegeben: Eine, die in den letzten Jahren doch so manchen Preis abgestaubt hat. Aber: Die laut offensiv beworbenem Facebookinserat 2000 brutto für Vollzeitjobs zahlt (Kollektivvertrag hin oder her: Das ist verdammt wenig, wenn man gleichzeitig jahrelange Erfahrung verlangt), und laut kununu und unter ehemaligen KollegInnen den Ruf genießt, arbeitsstundentechnisch ziemlich übers Ziel hinauszuschießen, hat einen Fanshop. Doch um die Absurdität dessen geht es jetzt nicht. Sondern um die Produkte, die sie anbietet. In diesem Fanshop wimmelt es nur so von wahlweise chinesischer oder wahrscheinlich kambodschanischer Mindestlohnmistarbeit. Es gibt gebrandete Kulis (Respekt, wenn die wer um einszwanzig kauft, überall sonst werden einem Kulis als Give-Aways nachgeschmissen), es gibt die heiße Möglichkeit, Sticker mit dem Firmennamen um sechzig Cent zu kaufen, und vor allem: Es gibt Handtücher, es gibt Taschen. Nix bio, nix Fairtrade, nix Vorbildwirkung, dafür weht der Duft von Größenwahn durch den Shop.

Ich weiß, das ist ÜBERALL so. Wurscht, wo man hinschaut, man wird mit Giveaways, unnötiger als weißichwas, zugesch…en. Gerade jetzt vor der Wahl gibts wieder eine massive KuliStickerPlüschtierStofftaschen-Welle. Ich wollte einfach mal thematisieren, dass Textilproduktion nicht bei der Textilschwedentür aufhört. Handtücher, Einkaufstaschen, Kissenbezüge, Plüschtiere – muss alles genäht werden, ist alles aus Stoff. Aber ich habe diese Agentur ausgewählt, weil sie mir ermöglicht, wirklich emotional zu schreiben – gerade weil ich sie kenne, und mir denke: Ihr seids doch nicht blöd bitte! Ihr habts doch grad so die Möglichkeit, zu einer Bewusstseinsänderung beizutragen! Es ist so traurig, dass sich trotz unserer diametralen Auseinanderentwicklung auch nach Schlagzeilen wie Rana Plaza oder Jazreen kein Bewusstsein dafür entwickelt hat, dass es auch anders geht. Kommt schon, es ist sogar bobo und in, mit der Fairtrade-Einkaufstasche herumzulaufen! Und bei den Handtüchern, da könntet ihr sogar Trendsetter sein!

Eigentlich bin ich der Agentur sogar dankbar. Weil sie mir eine hoffentlich lebenslange Freundin verschafft hat. Und die übrigens die Erfinderin des Agenturnamens ist. Gabs da eigentlich mal ein Dankeschön dafür?

Eine Verlinkung sucht man in diesem Beitrag umsonst. Der Grund ist der Versuch, nicht dort zu landen, wo man dem Niveau bei den Sternen zuwinkt. Die, die mich gut kennen, wissen, von welcher Agentur ich schreibe. Die kennen aber auch schon länger meine Meinung, in persönlichen Gesprächen halte ich mich da auch nicht wirklich zurück. Und die, die nicht wissen, von welcher Agentur ich spreche, die sollen selbige bitte als emtional umschriebenes Beispiel für verdammt viele Agenturen und sonstigen Marketingunternehmen dieser Welt nehmen, in denen das Bewusstsein für faire, soziale und ökologisch verträgliche Produktion sich immer noch im Tiefschlaf befindet.

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Sammeleintrag!

Heute ausnahmsweise mal zwei Themen in einen Beitrag vermantschgert:

Erstens: Kirsten Brodde und Lars Wittenbrink haben sich auf ihrem Blog „Grüne Mode“ zu der ganze Gütesiegeldiskussion geäußert – und etwas hervorgehoben, das ich mir zwar schon paarmal gedacht, aber nie wirklich fertig zu Ende gedacht habe. Einfach, weil ich regelrecht erleichtert war, dass es zumindest ein anständiges Gütesiegel gibt, das ökologisches UND soziales abdeckt, ist genau an dieser Entdeckungs-Stelle mein Differenzierungsvermögen in Tiefschlaf verfallen. Und Brodde hat es wieder aufgeweckt: GOTS ist super, keine Frage. Aber GOTS ist bei den sozialen Kriterien dennoch etwas „schwach auf der Brust“, und noch viel spannender: GOTS beinhaltet keine Regeneratfasern. Hier geht es zu dem Eintrag von Brodde und Wittenbrink (der übrigens auch diesen Webshop hier betreibt, von dem ein Arbeitskollege, der mich regelmäßig wegen grüner Männermode anraunzt, hochbegeistert ist). Eine wirklich spannende Diskussion, bei der sich sicherlich noch viele Leute zu Wort melden werden.

And now to something completely different: Himmelarschundzwirn, mein in den letzten eineinhalb Jahren antrainiertes kritisches und vor allem reduziertes Shoppingverhalten wird grad auf eine harte Probe gestellt. Warum? Weil es jetzt wirklich nicht mehr lang dauert, bis meine heißgeliebte Lieblingsmarke (die es seit fünf Jahren schon ist, und bei der die Tatsache, dass sie so bio und so fair wie möglich produzieren, von mir eigentlich nur als nettes Beiwerk gesehen werden, so sehr steh ich auf die) endlich den Onlinestore aufmacht – bisher musste das Nunu bis nach Brüssel oder Amsterdam reisen, um sich dort in tollen Schnitten und schönen Farben laben zu können.

Aber NEIN, denke ich mir seit gestern, nein, das ist einfach nur NOCH eine Möglichkeit, bessere Mode zu kaufen (hat übrigens KEIN GOTS-Siegel, darum verwend ausnahmsweise auch ich mal den Komparativ, obwohl ich dieses „besser“ und „nachhaltiger“ nicht mehr hören kann). Ich rede es mir halt ganz kräftig ein. Und falls wer glaubt, ich spinn bei vielen Marken so wie bei der: Klickt mal auf den Tag am Ende des Beitrags. Und ja, ich werde weiterhin brav bleiben und es einfach nur genießen, dass ich endlich nicht mehr auf eine Reise in den Norden angewiesen bin, falls es mich nach einem schönen neuen Kleid gelüstet.

cora online

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Schaurausch

Es ist doch soooo der Klassiker – und auch nach eineinhalb Jahren hab ichs noch nicht gelernt (wobei, irgendwie doch): Mir gehts nicht so gut, weil viel zu tun ist und überhaupt und sowieso und bitte wieso regnet es schon wieder und wieso ist der Urlaub noch so weit weg und diese Finalkorrekturen machen mich noch wahnsinnig, dauernd find ich noch was, was ich noch besser formulieren könnte und hilfe ich hab auf Opas Geburtstag vergessen und waaargh.

Und was ist? Shoppen will ich. Weiterlesen

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