Längere Pause hier gewesen. Zuerst war ich ordentlich krank, und in den letzten Tagen war mein Kopf überall, nur nicht hier. Zum ersten Mal seit fast drei Jahren hab ich wirklich für ein paar Tage drauf vergessen, zu bloggen. Es passiert im Moment einfach unglaublich viel und gleichzeitig wenig, was blogrelevant wäre. Und nachdem ich ja beschlossen habe, wieder strenger zu sein mit meiner Privatsphäre, war eben Sendepause. Sorry.
Doch, eines ist schon passiert, was hier Platz hat: Für mich war heut schon Weihnachten. Die Mama nämlich, die hat im Vorzimmerkasten fein säuberlich („fein“ und „säuberlich“, zwei Attribute, die sie in Sachen Umgang mit Kleiderschrankinhalten definitiv nicht an mich vererbt hat, seufz) ihre ganzen Taschen aufgereiht. Und rennt eh immer mit den gleichen drei herum. Ich hab mir letztens gedacht: Sie hat doch immer so ganz klassische Lederbeutel gehabt. Wo sind die eigentlich hin?
In dem Kasten waren sie. Ich gebe es offen zu, ich bin ein großer Fan von Ledertaschen. Unkaputtbar, trotzt jedem Wetter, hält was aus, so ist sie, die gute Ledertasche. In den vergangenen zwei Jahren hab ich mir zwei neue Taschen gekauft, beide aus Leder, die eine, weil ich sie mir schon seeehr lange gewünscht hatte, die andere, weil meine graue meier gegangen war. Ich liebe sie sehr, aber sie ist NICHT grau. Was mich seit eineinhalb Jahren ärgert, dennoch ist die beige Tasche definitiv meine meistgetragene. Beide Taschen liebe ich sehr. Dennoch find ich wenig schöner als alte Ledertaschen. Die schon so richtig knautschig sind, weich vom vielen Tragen, aufgeriebene Stellen.
Also hab ich heut mal ein bissl gestöbert bei der Mama. Sie meinte, dass sie die alten Taschen eh nicht mehr trägt, ich soll ruhig schauen. Und ich wurde fündig. Es lag dort eine feine knautschig alte Tasche neben der anderen, dunkelbraunes Rauhleder aus den Sechzigern, dann die schwarze mittelgroße, die sie gefühlt während meiner gesamten Kindheit und Jugend getragen hat, ein kastiges Achtzigerjahre-Teil. Und dann war dann die eine. Hach. „Die hab ich in Südtirol gekauft, wie du klein warst, da warst du ein paar Tage bei Oma und Opa. Und die war oben geknotet, die hab ich umnähen lassen, weißt noch?“ Ja, ich weiß noch. Ich kann mich nicht an viel erinnern, was diese Tasche angeht, außer an den Träger und wie glücklich Mama war, als er umgenäht war. Und ein paar Bilder blitzen auf von der Tasche auf ihrer Schulter, als sie mich aus der Schule abgeholt hat oder wie sie auf einem Sessel liegt in der Wohnung von Freunden meiner Eltern, und der Hund dran schnupperte.
Brauchen tu ich sie nicht. Ich hab genug Taschen. Mama braucht sie auch nicht. Sie trägt sie nicht mehr. Also war für mich heut Weihnachten. Knautschig, aufgerieben, weich, und verbunden mit Kindheitserinnerungen. Besser kann eine Tasche eigentlich nicht sein, selbst wenn man sie nicht braucht. Sie war mal dunkelblau, die Farbe ist inzwischen undefinierbar und geht – yippieyayyeah – ins Graue. Hin und wieder ist es halt doch schön, Dinge zu haben, die man de facto nicht braucht.

Warum das am Blog landet? Weils gleichzeitig ein Tipp ist: Ladies, schaut mal in die Schränke eurer Mütter. Da liegen Schätze drin. Die sie euch gerne geben werden. Und die für euch unbezahlbar wertvoll sein werden, weil sie nicht nur gute Qualität und echt Vintage sind, sondern, weil da ganz viel persönliche Familiengeschichte dran hängt. Ich bin zumindest ein riesiger Fan davon. Und von dieser Tasche. Tausendmal besser als neugekauft.