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Warum es nicht reicht, Primark scheiße zu finden

Dafür, dass mein Leben grad sehr stressig ist, find ichs lustig: Ich liefere meinen dritten Beitrag heute ab. Aber der liegt mir echt am Herzen und muss jetzt raus, während ich meine Suppe löffle und noch ein paar Arbeitsmails beantworte…

Liebe Leute, ihr werdet langsam wirklich vorhersehbar. Ich poste tolle Erfolge von Greenpeace, und joah, so sechs, sieben Leute finden das gut. Dabei ist das ein toller Wandel! PFCs sind richtig scheiße, vor allem die langkettigen. Oder mein Aufruf, Flüchtlinge bitte nicht frieren zu lassen – kommt doch gut an, aber bei weitem nicht an die Reichweite, die ich für einen solchen Beitrag gern hätte.

Aber ich bin nicht beleidigt. Ich finds nur lustig: Wenn ich irgendwo das kleine Wörtchen „Primark“ einfließen lass… wui, dann gehts ab! Ich hatte noch NIEMALS so viele Klicks am Blog wie an dem Tag, an dem ich diese Geschichte postete.  Oder gestern, so völlig nebenbei postete ich auf Facebook ein Bild, das es mir in die Timeline gespült hatte. Badaaaaammm –  binnen weniger als 24 Stunden über 220 Likes. Oder mein Lokalaugenschein letztens, der kam auch sehr gut an.

Ich finds ja gut, wenn kritische Geschichten über einen Fast Fashion Retailer gleich mal für so großen Aufruhr sorgen. Und dass die Erfolgsschine für Primark nicht weiterzugehen scheint – oder zumindest letztens bei der Eröffnung in Dresden einen gehörigen Dämpfer bekommen hat. Eigentlich total lustig, stell dir vor, Primark eröffnet. Sorgt für Absperrungen, Sicherheitszäune, Securitypersonal (ich wollt jetzt nicht zweimal Sicherheits- schreiben) mit Knöpfen in den Ohren voll auf wichtig …. und dann geht keiner hin! So passiert in Dresden. Ja, da lachen sich die Fast-Fashion-Gegner ins Fäustchen. Is ja auch lustig, keine Frage!

Ich bin ja manchmal echt in Versuchung…. wenn am Blog die Leserzahl so bissl dahindümpelt, hm, soll ich mal was über Primark schreiben? Irgendwas geht ja immer, und manchmal ist man dann doch in Versuchung, sich selbst anhand von Leserzahlen wieder mal bissl was zu beweisen. Bisher hab ich dieser Versuchung immer widerstanden, aus dem einfachen Grund, dass ich eh am liebsten schreib, was mir grad in den Sinn kommt 🙂 Nur eins würd ich jetzt mal wirklich gern anmerken:

Liebe Leute: Primark ist nicht der alleinige Böse, die Ausgeburt der Hölle und der Inbegriff alles Schlechten. Da gibts erstens noch viele andere Schlechte, zweitens – leider bin ich davon überzeugt – noch viel Bösere, und drittens gibts auch sowas wie Eigenverantwortung. Das, was da in Dresden passiert ist, das muss sich durchsetzen! Dann wär zumindest mal einem der vielen Fast-Fashion-Retailer kalt.

Aber es gibt noch sooooooooooooooooooooooooo viele andere, die sind um keinen Deut besser! Marken, die – tschulligung – als nicht ganz so modisch gelten, sind riiiiiesengroß, größer als Primark hier bei uns, zum Beispiel KiK oder NKD. Natürlich steht Primark für eine besonders aggressive Preispolitik, und hat dann doch wieder recht moderne Schnitte im Angebot. Aber echt, es ist nicht Primark alleine. Es nutzt nix, Primark zu verteufeln und nicht an all die anderen zu denken. Auch diese kleineren Läden in migrantisch besetzten Vierteln, wo sogenannte Pashima-Schals wahrscheinlich explodieren, wenn man mitm Feuerzeug in die Nähe kommt (ich hab so einen Laden um die Ecke, mit „wohlriechenden“ Winterstiefeln um 15 Euro…). Und auch wenn ich manchmal gesagt hab, hey, der Textilschwede, der tut schon viel, die haben schon ganz gute Projekte: Vergiss es! War mein Fehler! Der ist genauso …. kritisierenswert …..  wie die anderen, weil er einfach per se, vom Konzept her, gar nicht wirklich gut sein kann….

Was ich damit sagen will: Ich finds extrem super, wie emotional auf Primark reagiert wird. Und dass kritische Menschen es anscheinend wirklich geschafft haben, zumindest in einige fremde Köpfe Primark als Symbol des bösen, kapitalistischen Konsumismus einzuimpfen. Aber bittebittebittebittebitte vergessts nie: Es ist nicht nur Primark. Es reicht nicht, wenn wir jetzt alle kollektiv auf Primark verzichten, wenn dafür stattdessen alle wieder zum Textilschweden rennen…

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Das ist das einzige, was Primark für mich doch ein bisschen schlimmer macht als die anderen: Dass die Leute dazu erzogen werden, dass man bei Primark Massen in den Einkaufswagen legen kann. Schnell, nebenbei, und zuhause wirds schon passen. Wäh.

 

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O tempora, O mores

Derzeit weniger als keine Zeit zu bloggen, obwohls einiges zu berichten gäbe. Sorry. Stress. Aber ein Bild, das ich bei der wunderbaren steirischen Initiative Re-Dress gefunden habe, will ich euch nicht vorbehalten. Ich habs auf Facebook geteilt und binnen kürzester Zeit über 170 Likes bekommen, daher mag ichs euch auch hier zeigen. Ich erzähl immer wieder die Geschichte von meiner 20-jährigen Freundin, die mal ein Top mit großen Flecken drauf wegschmiss. Als ich sie fragte, wieso sie das nicht einfach wäscht, geht doch sicher eh raus, meinte sie nur trocken: Der Cocktail im Lokal gestern war teurer. Waschen zahlt sich nicht aus.

O tempora, o mores.

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Primark: Been there, done that, eeeew.

Primark. Oft hab ich schon drüber geschrieben, noch nie war ich bei einem. Glaube ich jedenfalls. Ich bin mir nicht ganz sicher, was das für ein Laden damals 2002 in Irland war, wo ich mir mein Fleecepyjama gekauft habe, ein noch schlimmerer Liebestöter als die Verhütungshose. Aber jedenfalls, seit der Primark-Trend um sich gegriffen hat, war ich nie in einem. In Wien gibt es die derzeit (zum Glück) auch nur am Stadtrand in Einkaufszentren – und weder das G3 noch die SCS haben mich jemals derartig angezogen, dass ich unbedingt hin musste.

In Köln hatte ich heute dann etwas Zeit, bevor mein Zug zurück nach Wien ging. Und sah am Neumarkt: Primark. Da musste rein. Schließlich reg ich mich so oft drüber auf, das will ich mit eigenen Augen gesehen haben. Gedacht, getan.

Drinnen: Voll. Und stinkend. Nach Kunstfaser, nach Lösungsmitteln, nach Menschenschweiß. Aber im ersten Moment war ich gar nicht so schockiert. Sah auch nur aus wie ein etwas größerer Textilschwede, so auf den ersten Blick. Und es hingen sogar ein paar ganz nette Teile herum.

Kurz wunderte ich mich über mich selbst, warum ich nicht gleich in einem Anfall von Ekel und Abscheu den Laden wieder verließ (gut, in der Schuhabteilung, in der es nach Lösungsmitteln stank, als ob ich mitten auf einer Sondermülldeponie wäre, war mir kurz danach). Im Gegenteil, ich sah sogar das eine oder andere Stück, das gar nicht so übel aussah – rein optisch. Besonders ein Pulloverkleid mit einem langen Zippverschluss am Rücken um 15 Euro löste in mir sogar ganz kurz einen „Soll ich?“-Effekt aus. Aber sorry, ein Teil von Primark kaufen: Ausgeschlossen. Angegriffen waren die Sachen alle einfach nur grauslich. Leider nicht fotografiert: Ein Wollmantel, auf dem „enthält Wolle!“ draufstand – der Blick aufs eingenähte Label zeigte: 87% Acryl, 10% Polyester, DREI PROZENT Wolle. Und mit den drei Prozent machens Werbung…. und wieder zeigte sich: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

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Nett“ auch die Kleider, die in Dutzenden da hingen: Gleich mal komplett zerrissen. Hammerqualität. Wirklich die Augen haute es mir bei den Jeansgilets raus: DREI EURO? Für ein Jeansgilet?!?! Und vor allem: Hey! Jetzt nur drei Euro! Statt vorher….drei Euro!! Ich wage jetzt mal die Theorie: Es gibt Leute, die auf sowas wirklich reinfallen. Unfassbar.

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Ich fing ziemlich schnell an, mehr auf die Leute als auf die Produkte zu schauen. Und ja, Leute waren echt genug da. Mit riesigen von Primark zur Verfügung gestellten Einkaufssäcken oder -wägen. Was sich mir zeigte: Eine Art des Einkaufens, wie ich sie eigentlich nur von Lebensmitteldiskontern kenne. Den Wagen vollmachen, das Zeug ist eh so billig. Die Quantität steht hier im Vordergrund, weitaus ärger, als es bei Textilschwede und Co. der Fall ist. Die Umkleidekabinen: Abgedunkelt. Das Angebot: Maaaaassseeennweise. Die Leute: Von Hartz 4 bis Audi A4 war alles vorhanden.

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Mein Fazit: Es ist gar nicht so sehr die Optik oder das Angebot von Primark, das ich so abstoßend finde. Es ist die Einkaufsphilosophie, die sich hier zeigt. Kleidung kann man nicht so schnell verbrauchen wie Lebensmittel, Kleidung ist einfach kein Wegwerfprodukt!!

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Textile Logik ist nicht gleich textile Logik

Eine Leserin hat mir kürzlich diese Dokumentation von 3sat mit den Worten „Ich weiß primark steht für billig, aber es wird ja alles gleich hergestellt egal ob billig oder teuer. Ist das dann nicht ehrlicher bei den günstigen einzukaufen? Denn meiner Meinung nach ist das einzige was mit dem Preis steigt der Gewinn der Firmen“ auf meine Facebookseit gepostet. Zunächst mal: Ja, ich kann diesen Frust und diesen Gedankengang nachvollziehen. Dieses „Wenns doch eh genau gleich produziert ist, wieso sollt ich dann so deppert sein und das Teure kaufen, da fall ich doch nur aufs Marketing der Firmen rein“. Ich denk mir das manchmal bei verpackten Lebensmitteln oder Elektronika. Ich will telefonieren, brauch ein bissl Internet und will fotografieren. Ob mein Handy per Fingerabdruck entsperrt und ich es auch auf der Rückseite entsperren kann, dass ist mir doch bitte herzlich dulli. Da will ich nicht mehr bezahlen. Ist doch eh die gleiche Produktion.

Aber. Aaaaaaaaaaaaaber. Und ich werd wirklich immer noch nicht müd, das zu schreiben. Der Preis sagt NULL über die Produktionsweise aus. Da stimmt die Logik der Leserin soweit. Aber was ist denn die Konsequenz? Einfach sagen, dass wenns eh nichts bringt, kauf ich halt das für meine Börse leistbarste? Oder kann ich nicht doch überlegen: Moment, es ist doch absurd, dass die Produktionskosten eines Shirts sich im Centbereich bewegen, und dafür Arbeiterinnen leiden, nicht ausreichend bezahlt werden, vergiftet werden, und unsere Umwelt obendrein noch mehr als massivst belastet wird? Das alles in Ländern, die wir nichtmal im Urlaub besuchen würden, selbst wenn wirs gern exotisch und asiatisch mögen? Nein, bitte diese Müllberge wollen wir da nicht sehen, sondern lieber das Infinity-Pool mit Blick aufs Meer, und lieber einen Gin Tonic als einen White Russian, man weiß ja nie bei den Milchprodukten (jaaa, sorry, übertrieben formuliert, aber mir gehen Menschen, die es sich leisten KÖNNEN, und zwar mehr als nur das, aber sagen, sie finden ein Shirt für 15 Euro teuer, einfach massiv auf den Socken. Und damit meine ich NICHT die Leserin, die mich drauf hingewiesen hat, bevor die jetzt stinkesauer den Computer mitten im Lesen abdrehen will).

Also. Zurück zum Text. Wenn man wirklich verhindern will, dass Umwelt und Arbeiterinnen für die Produktion eines Shirts leiden, dann ist nicht der Preis das Kriterium, sondern die Produktionsweise. Gütesiegel wie GOTS oder Fairtrade, oder Produktion im eigenen Land (mit den entsprechenden Arbeitsgesetzen). Darauf muss man schauen. Und da sollte auch die Bepreisung eine ehrliche sein. Da zitiere ich immer wieder gerne die Manomama-Homepage, wo die klare Ansage steht: „Der Preis eines manomama-Textils ist das, was ihr bezahlen müsst, wenn ihr wollt, dass jeder in gleichen Teilen in der Wertschöpfungskette von seiner Arbeit leben kann. “

Ach ja, und Firmen, die so handeln, es aber nicht kommunizieren, wird es kaum geben. Warum? Weil die Sachen natürlich etwas teurer sind als bei Primark und Co., und um diesen Preisunterschied den KonsumentInnen klar zu machen, wird eben auch darauf hingewiesen. Auch das find ich nur fair  – den Traum von einer Welt, in der in der Produktion alles fair zugeht und wir davon ausgehen können, dass nix Böses passiert in der Lieferkette, den hab ich sowieso schon lang aufgegeben…

Optische Entdeckung auf der Meidlinger Hauptstraße. Was für ein Relikt. Eigentlich sollte man in diesem Zentrum ganz viele biofaire Produkte verkaufen :)

Optische Entdeckung auf der Meidlinger Hauptstraße. Was für ein Relikt. Eigentlich sollte man in diesem Zentrum ganz viele biofaire Produkte verkaufen 🙂

PS. Ja, und ich denke grad intensiv drüber nach, ob mein nächstes Handy zumindest mal ein Fairphone ist. Und ob meins noch so lang lebt, dass es bis zur Lieferung eines Fairphones hält 🙂

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Warum ich Primark schlimmer finde als den Rest

Primark hin, Primark her, sobald ich was zu Primark schreibe, gehts ab hier am Blog. Und neben American Apparel ist Primark eine der wenigen Marken, die ich wirklich namentlich nenne am Blog. Es ist echt unglaublich, wie stark gerade dieser Anbieter emotionalisiert. Und genau deshalb fand ich die Aktion mit den Labels auch so fantastisch. Mich führt die Primark-Diskussion jedoch immer wieder auf eine Metaebene dessen: Soll man Fast Fashion boykottieren oder nicht? Oft und vor allem von Seiten der Gewerkschafterinnen aus Bangladesch heißt es: Nein, bitte nicht, so haben wir wenigstens einen Job. Die Diskussion ist uralt und ich habe in den letzten zweieinhalb Jahren noch nicht wirklich eine Antwort darauf gefunden. Also eine Antwort in Bezug auf meine Einstellung dazu. Meine Handlungen dazu sprechen schon eine klare Sprache: Ich war seit zweieinhalb Jahren in keinem Textilschweden (mit ein oder zwei erfolgreichen Selbsttestausnahmen), bei keinem bunten Spanier, und auch nicht bei den deutschen zwei Buchstaben. Es interessiert mich einfach nicht mehr. Dennoch verstehe ich beide Seiten, sowohl die „bitte weiterkaufen“ als auch die „boykottieren“ – und konnte bisher keinen allgemeingültigen Rat dazu geben. Nun bin ich so weit. Ich hab mich klar für eine Seite entschieden (und ich weiß, dass einige Aktivistinnen das jetzt nicht gerne lesen werden, aber für mich ist es einfach inzwischen der einzig gangbare Weg):

JA.

BOYKOTT.

Kein Neukauf bei Fast Fashion Anbietern. Warum? Weil sich sonst in der Branche überhaupt nix tut. Man kann nicht so weitermachen wie bisher und fordern, dass sich was ändert. Das ist wie mit dem inneren Schweinehund. Den kenn ich momentan gut. Ich weiß, dass ich dringend mehr Sport machen muss, weil mein Rücken schon seit Wochen permanent und leider unüberhörbar S.O.S. schreit, aber das denk ich mir immer, wenn ich grad am Sofa eine schmerzfreie Position eingenommen hab. Dass es davon nicht besser wird, ist mir auch klar. Und auch diesen Vergleich werden mir jetzt einige um die Ohren hauen: Jaaa, ich weiß, dass man den Beruf einer Näherin nicht mit meinem Rücken vergleichen kann. Aber mein Gedankengang dahinter kommt raus, oder?

Sobald Firmen Gewinneinbrüche haben und klar von Konsumentenseite kommuniziert wird, warum das so ist, gibt es Chancen auf sehr schnelle Veränderungen (wie die Detox-Kampagne so schön beweist). Und gerade bei den Iren besteht da wirklich gerade die Möglichkeit, so viele Leute sind derzeit wütend und betroffen aufgrund der eingenähten Labels. Die Aufregung rund um die Labels ist um die ganze Welt gegangen, aus kampagnentechnischer Sicht ein Geniestreich (und die, die sagen, dass das kontraproduktiv sei, weil die Leut jetzt nur sagen, dass das ja nur fake war, die haben es – tschulligung – einfach nicht verstanden). Viele Menschen haben es aber verstanden. Den Näherinnen wurde eine Stimme gegeben. Und viele Menschen wurden nachdenklich. Die Demo am Alexanderplatz war ein Zeichen dafür.

Warum ich persönlich Primark als schlimmer als einige der anderen, sonst von mir kritisierten Firmen einsortiere? Weil die das Konzept von „Fast Fashion“, also schnell mal ein Shirt um zwei Euro kaufen und nach dreimal Tragen wegwerfen, weils hinüber ist aufgrund der anscheinend oft miesen Qualität (ich hab mich persönlich noch nie davon überzeugt), wirklich nochmal an die Spitze getrieben haben. An den blauen Schriftzug denkt man und hat sofort Bilder von „unglaublich viel Aussuchen können, nicht entscheiden müssen zwischen zwei Teilen, sondern einfach beide nehmen, kostet ja nix, Säckeweise einkaufen und am Schluss 80 Euro zahlen für 12 Kleidungsstücke, herrlich, KAAAUFRAAAUUUSCH!!!“ im Kopf. Und das macht Primark in meinen Augen schlimmer als andere. Die anderen dürfen sich jetzt jedoch alles andere als aus der Schusslinie wähnen. Die haben nur den Weg geebnet. Ohne Textilschwede wäre kein Primark hier möglich heutzutage. Aber lasst es mich mal so sagen: Den Textilschweden find ich immer noch bäh, andere find ich streckenweise wirklich scheiße, aber das Konzept von Primark ist für mich, die nicht will, dass Näherinnen leiden und unsere Gewässer vergiftet werden, nur verachtenswert. Dieses Fastest-Fashion-Konzept hinterlässt bei mir ein ähnliches grausliches Gefühl im Bauch wie der „Genuss“ von fettigen Pommes von MacDo.

Und übrigens machen die Sachen hässlich, wie so schön in diesem sehr empfehlenswerten Artikel steht.

hufeisen

 

PS: Ach ja, und bevor ich da jetzt falsch verstanden werde: Liebe Leute, einfach NUR nichtkaufen geht nicht. Laut sein! Protestieren! Kampagnen unterstützen, in welcher Form auch immer! Den ArbeiterInnen aus Bangladesch HIER eine Stimme geben! Einfach nur statt nix tun gar nix tun isses nicht. Aber ich denk, ihr wisst, was ich meine 🙂

PS2: Primark hat sich zu den DETOX-Zielen von Greenpeace bekannt. Das mit den vergifteten Flüssen wollens also in den Griff kriegen. Jetzt bitte noch die Situation der ArbeiterInnen. Jetzt.

PS3: Nein, die von mir so oft ziterte alleinerziehende teilzeitarbeitende sprichwörtliche Supermarktkassierin braucht sich jetzt nicht auf die Zehen getreten fühlen. Manche brauchen einfach Billiganbieter, weil sie sich teure Kleidung nicht leisten können. Für diese Personen wünsch ich mir jedoch eine funktionierende Tausch-Secondhand-Kette a la Buffalo Exchange.

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Eröffnung von Primark in Berlin – misslungen!

Ich MUSS das jetzt hier posten, nachdem ich viele LeserInnen hab, die nicht zwangsweise auch auf Facebook (wo ich es bereits gepostet habe) sind.

In Berlin am Alexanderplatz wird gerade ein Primark eröffnet. Und wo sonst die Schlangen zur neuen Filiale anstehen, stehen jetzt gerade die Demonstranten. Ja, die Labels waren fake, aber dieses Foto zeigt einfach perfekt, wieviel Sinn die Aktion gemacht hat. Wow, wär ich grad gern in Berlin! Danke an INKOTA und weltbewusst für die Organisation!

hufeisen

Screenshot von @hufeisen, Klick aufs Bild führt euch zur Originalseite auf Instagram!

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Primark: Weitere Labels aufgetaucht!

Nur schnell, weil ich gleich mit Eddie Vedder (Pearl) Jammen gehe: Es sind anscheinend weitere Kleidungsstücke aufgetaucht, die zusätzliche Labels beinhalten.

1) Ein weiteres Kleid, in dem ein sehr ähnliches Label eingenäht ist (eindeutig der/die gleiche HerstellerIn), das „degrading sweatshop conditions (herabwürdige Zustände im Sweatshop)“ besagt. Ich glaube inzwischen auch eher an die Theorie, dass sie von AktivistInnen eingenäht wurden, aber wie gesagt: Es ist eigentlich eh scheißegal. Hauptsache, man wird sich der unzweifelbar miesen Produktionsbedingungen von Primark bewusst. Besagtes zweites Kleid stammte eigentlich aus einer Verkaufsschiene von vor einem Jahr und war kürzlich im Ausverkauf. Primark meint, es sei seltsam, dass es gerade jetzt auftauche. Dennoch: Gut, dass drüber geredet wird, danke für die Labeleinnäher.

2) Gleichzeitig hat sich eine dritte Shopperin gemeldet, in deren Hose von Primark eine Notiz steckte, die um einen Ausweis eines Gefangenen gewickelt war. Sie war chinesisch geschrieben und besagte, dass die Person auf dem Ausweis, zu menschenrechtswidrigen 15stündigen Arbeitszeiten gezwungen wurde. Setzt sich ein bissl ab von den anderen „Zwischenfällen“ und schockiert mich fast am meisten. Wörtlich stand auf der chinesischen und von Amnesty International übersetzten Notiz:

“SOS! SOS! SOS!

“We are prisoners in the Xiang Nan Prison of the Hubei Province in China. Our job inside the prison is to produce fashion clothes for export. We work 15 hours per day and the food we eat wouldn’t even be given to dogs or pigs. We work as hard as oxen in the field.

“We call on the international community to condemn the Chinese government for the violation of our human rights!”

Übersetzen tu ich das ein anderes Mal, mir geht grad die Zeit aus.

Ich finde es sehr spannend, was da gerade passiert und werde weiter die Situation beobachten. Bin gespannt wie ein Gummiringerl, was da wohl so rauskommen wird.

Und was die Zeichen unserer Zeit angeht: Dieser Kommentar wurde soeben auf meiner Facebookseite abgegeben: „Und ist mir doch Scheins egal ob die sklavenarbeit machen deswegen werde ich trotzdem nach wie vor meine Klamotten nur dort einkaufen.“

Leute, es gibt noch viel zu tun 😉

 

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Das Primark-Kleid: Der Tag danach

Was war denn da bitte los gestern?! Ich poste einen Beitrag, den es in englischer Form seit vier Tagen gibt, und er geht komplett viral – fast 100 mal auf Facebook geteilt. Ich hatte gestern doppelt so viele Klicks wie zu besten ORF.at- oder Spiegel.de-Verlinkungs-Zeiten. Und was mich unfassbar freut: Nicht, weil mein Projekt in einer „Oh wie kann man das nur schaffen“-Tonalität in einem bekannten Medium vorgestellt wurde (nicht falsch verstehen, ich hab mich über jeden dieser Beiträge gefreut und mich unglaublich gebauchpinselt gefühlt!), sondern, weil ich über eine Geschichte berichtete, die einer Britin passiert ist – sie fand in einem Kleid von Primark ein zusätzliches eingenähtes Label, auf dem „Forced to work exhausting hours“ stand. Eine Geschichte, die in einem einzigen Bild zeigt, welch unmenschliche Zustände bei den Billigstproduzenten für Fast Fashion herrschen. So gut, dass sie fast schon perfekt inszeniert wirkt.

Und dazu möchte ich echt nochmal dringend was feststellen: Wenn die Geschichte echt ist, dann sollen sich die, die sie anzweifeln, bitte erstmal eine Runde schämen und mal überlegen, warum wir eigentlich so zynisch geworden sind hier in Westeuropa. Wenn die Geschichte nicht stimmt, dann ist das aber bitte auch scheißegal. Warum? Weil sie gewirkt hat. Sie hat Tausende Menschen in ganz Europa zum Nachdenken gebracht. Wenn es also ein echtes Werk einer asiatischen Näherin ist, dann danke ich ihr aus vollstem Herzen. Sie hat mit einer kleinen Tat genau das Richtige gemacht. Wenn es das Werk einiger Aktivisten ist, dann danke ich ihnen ebenfalls. Weil sie einen Volltreffer gelandet haben.

And now to something completely different. Diese unfassbar vielen Klicks (das Zehnfache zum Durchschnitt!) haben mich dann auch ganz schön unter Zugzwang gebracht. Worüber schreib ich wohl am Tag danach? Ich kann mich nicht entscheiden. Im Angebot hätte ich eine (fast) neuentdeckte Teilzeitupcyclingdesignerin, mein neuestes Projekt mit Garn ausm Strickwerk, oder der spannende Artikel zu Kaufsucht auf gesund.at. Oder die Feststellung, dass ich inzwischen länger diesen Blog betreibe, als ich seit Unitagen durchgehend einen Job gehabt habe (es könnte sein, dass ich in Jobdingen so eine Art Zweijahres-rhythmus habe…) – und er sich immer noch nicht nach Arbeit anfühlt. Und mir glücklicher- und gleichzeitig erschreckenderweise immer noch nicht die Themen ausgegangen sind.

Aber morgen, da schreib ich nix. Da hab ich Geburtstag. Ja! Den ganzen Tag!

Bitte wie kann das sein, dass ich grad mal 25 Tage wieder da bin und schon wieder Fernweh hab? Oder anders formuliert: Warum liegt Wien eigentlich nicht am Meer? Würde meinen Geburtstag gern schwimmend- und schnorchelnderweise verbringen....

Bitte wie kann das sein, dass ich grad mal 25 Tage wieder da bin und schon wieder Fernweh hab? Oder anders formuliert: Warum liegt Wien eigentlich nicht am Meer? Würde meinen Geburtstag gern schwimmend- und schnorchelnderweise verbringen…. Foto: Kreta 2009. Hach, war das schön.

 

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Ein gruseliger Fund im neuen Kleid

Ich bin über das immer besser funktionierende Wiener Fair Fashion – Netzwerk gestern Abend über eine Geschichte gestolpert, bei der es mir kalt den Rücken runter geronnen ist. Eine Frau kaufte sich in England um zehn Pfund (12.5 Euro) bei Primark ein Kleid, und schaut am Abend mal nach der Waschanleitung, und findet ein eingenähtes Label, auf dem Folgendes steht:

„Forced to work exhausting hours“ („Gezwungen, erschöpfende Stunden zu arbeiten“)

Stellt euch mal vor, ihr kauft so ein Kleid (also die von euch, die noch zu Primark gehen 😉 ). Also mir würde eiskalt werden. Wurde der Dame auch.

Screenshot (c) metro.co.uk,  (Picture: Matthew Horwood © WALES NEWS SERVICE)

Screenshot (c) metro.co.uk, (Picture: Matthew Horwood © WALES NEWS SERVICE)

Ich bin WIRKLICH gespannt, wie es jetzt weitergeht. Primark will das Kleid unbedingt haben, um rausfinden zu können, wo es herkommt. Nun ja, brauchen sie es dazu wirklich, oder wollens nur sichergehen, dass die Dame damit nicht weiter an die Medien geht? Ich hoff, sie gibts ihnen nicht, ganz ehrlich. Primark muss imstande sein, auch durch ein abfotografiertes Kleid und deren Labels rauszufinden, wo es produziert wurde – sie habens schließlich in Auftrag gegeben, Himmelnochmal.

Sie selbst hat geschworen, das Kleid nie anzuziehen. Ich frag mich nur, ob sie sich stattdessen halt bei einem anderen FastFashion-Anbieter ein Kleid holt, und es stattdessen trägt, obwohls mit hoher Wahrscheinlichkeit unter ähnlichen Zuständen produziert wurde? Nur dass sie es besser verdrängen kann, weils ja im anderen Kleid nicht drin steht? Ich hoffe nicht. In ihren Zitaten wirkt sie sehr nachdenklich. Ergo darf da schon die Hoffnung keimen: Eine Person aus Bangladesch hat eine Person aus Großbritannien zum Umdenken gebracht. Schön, eigentlich. Und doch so wahnsinnig traurig.

Apropos Primark, apropos Metro: Einerseits schön, dass Primark es schafft, ein Shirt durch die gesamte Produktionskette laufen zu lassen, ohne dass jemandem auffällt, dass beatutiful statt beautiful draufsteht. Noch schöner: Metro haut in den zweiten Satz des Artikels ebenfalls einen Tippfehler rein (oder weiß wer, was afirfming heißt? Ich kenn nur affirming)

Edit: Einige vermuten einen Fake dahinter. Ich denke, selbst wenns einer ist: Es ist wirklich eine gelungene Aktion und schafft Aufmerksamkeit für die, die sonst immer ignoriert werden. 

 

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Ein Tiroler bringts auf den Punkt

Mein Tag beginnt derzeit traditionell mit früherem Aufwachen als der Liebste, und durchscrollen aller Nachrichten, Facebookfeeds und Blogs, um gemütlich nachzulesen, was in Österreich tagsüber passiert ist, während hier Nacht war.

Fashion Revolution Austria hat einen Beitrag aus Tirol gepostet, der mich sehr beeindruckt hat. Werner Kräutler kritisiert das System Primark. In Tirol gibts nämlich einen Primark. Und nicht nur TirolerInnen stürmen den Laden, nein, es werden Reisebusse voll mit SüdtirolerInnen und BayerInnen vor dem betreffenden Einkaufszentrum ausgeleert.

Ich habs auch schon mal beleuchtet, dieses Problem auf der Kehrseite der Modeproduktionsmedaille. Das Fazit aus billiger und mehr ist nämlich weniger. Weniger Qualität (no na), aber vor allem: weniger Jobs, und die Jobs, die es dann noch gibt, scheiße bezahlt. Und dann raunzt Bürger und Politik, dass es keine Mittelschicht mehr gibt. Es mag zwar kein hoher Prozentsatz sein, aber einen Teil dieser Suppe haben die BürgerInnen sich durch ihr Einkaufsverhalten selbst eingebrockt.

Einerseits führt die Tiefpreislogik („Geiz ist geil“) zu einer Marktbereinigung – Konkurrenten geben auf und müssen ihre Mitarbeiter_innen entlassen, was wiederum die Arbeitslosenzahlen erhöht. Andererseits drücken verringerte Handelsspannen (der Profit darf ja um Himmels willen nicht angerührt werden) auf die Löhne. Arbeit wird zu teuer. Prekariate – das heißt Jobs mit miesester Bezahlung – sind deshalb heute schon allgegenwärtig. Aber da sorgen Konzerne wie Primark vor: Sie unterbieten sich gegenseitig, damit die Niedrigstlohnbezieher_innen auch im Wochenrhytmus neue Fetzen kaufen können. Dass wir uns mit der ‘Geiz-ist-geil’-Mentalität nur ins eigene Knie schießen, ist vielen Konsument_innen nicht bewusst.

Und wieder ein Grund mehr, mal drüber nachzudenken, ob ein Kaufrausch beim Iren es im wahrsten Sinne des Wortes wert ist. Vielleicht hilft ja dieses Argument einigen dabei, umzudenken, wenn Bangladesch und Kambodscha schon zu weit weg sind.

PS: Apropos Primark Tirol. Da war doch mal was.

 

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