Schlagwort-Archive: Greenwashing

Was Nunu wirklich wirklich wirklich wütend macht

…wenn ich erfahre, dass eine Firma, die per Upcycling tolle Produkte produziert, und die sich damit brüstet, alles nur in einer westeuropäischen Stadt selbst herzustellen, Teile ihrer Produktion anscheinend doch nach Nordafrika und Indonesien ausgelagert hat. Nachdem ich das nur von Insidern der Fashion Industrie erfahren habe und keine schriftlichen Beweise habe, werde ich hier keine Namen in den virtuellen Raum stellen. Aber nur soviel: Ich bin mal wieder brutal enttäuscht und sauer, dass man es selbst, wenn man glaubt, es richtig zu machen, es falsch macht. Anscheinend kann man es gar nicht mehr richtig machen.

 

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Love all, Serve all!

Der Liebste, der sammelt Hardrock-Cafe-Shirts. Überall, wo wir hinfahren, und wo es auch ein Hardrock Café gibt, ist der Shirtkauf Pflicht. Auf die Tour war ich als Nicht-Fan dieser Kette bereits im Store in New York, in Berlin, in Rom und sogar auf Bali (und sicherlich noch sonstwo, hab ich vergessen). Ich habs ja wirklich gar nicht so mit der Tatsache, lebende Litfaßsäule zu sein, aber freue mich andererseits jedesmal, wenn der Liebste sich ein neues Shirt kauft, weil das kommt höchst selten vor.

Kürzlich hat er mich gefragt, wie es eigentlich mit Bio und Fairtrade bei denen ausschaut und ob ich da recherchieren mag. Ja, mag ich. Auf der Website fand ich dann folgendes:

Hard Rock’s own business activities comply with the laws and regulations regarding slavery and human trafficking in the countries in which it does business and requires that its authorized vendors and their third party manufacturers, if any, who supply our products certify that they comply with such laws as well.  Specifically, Hard Rock has a vendor compliance guide in place with its authorized vendors requiring them to confirm to Hard Rock their compliance with the local laws and regulations regarding slavery and human trafficking of the country or countries in which they are doing business before they may produce, manufacture or sell products to Hard Rock for Hard Rock to then offer for sale to its guests.

Na gut, das klingt schon mal ein bissl sehr nach Blabla und nicht nach klaren Aussagen, oder? Die Fabrikanten haben sich an die lokalen Gesetze zu halten. Die Fabriken stehen aber auch in Ländern, in denen Menschenrechte in den lokalen Gesetzen eher wenig bis gar nicht vorkommen. Also hab ich den Code of Conduct von denen angefordert. Die Antwort war etwas frustrierend, aber immerhin hey, das ist mal ein neues Gegenargument – und meinetwegen bin ich sogar gewillt, der Person im Service, die mir das geschrieben hat, zu glauben.

Dear Nunu,

Thank you for contacting Hard Rock Customer Care and for your inquiry. We have checked with our Retail Team on this for you. However, as the vendor compliance agreement is a legally bonding contract for our vendors, we would not be able to share a copy.

Please feel free to contact us again if we may be of any help to you in the future.

Love All Serve All!

Ich finde ja, die Guten (oder eben anscheinend nicht so Guten) sollten sich mal an ihren eigenen Shirts orientieren. It´s all about choice…

Der Liebste ist auch beleidigt. Er – sonst eher auf der geizigen Seite – meint nun, dass es ihn eigentlich ordentlich anstinkt, dass er bis zu 40 Euro für ein Shirt ausgibt, und dann ist es bis auf den Aufdruck um nix besser als das Shirt um einen Fünfer bei den klassischen Verdächtigen auf der Mariahilferstraße.

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Böse Schweden?

Mehr und mehr komm ich drauf: Es bringt nix, den Textilschweden so zu verteufeln. Denn erstens ticken sie ALLE so und zweitens scheint der Textilschwede immerhin Ameisenschritte in Richtung grün und nachhaltig zu gehen. Das bedeutet, sowohl die Textilschweden als auch andere gleichermaßen anzusteigen und ihnen zu unterstellen, dass alles, was sie da pro forma für die Nachhaltigkeit tun, sowieso schlecht ist, ist unfair. Lassen wir die Textilschweden mal machen und schauen wir uns an, was rauskommt. Sie haben echt mehr Initiativen draußen als andere.

Ob diese Initiativen auch wirklich gut sind, muss man sich Punkt für Punkt überlegen. Es ist so, der Textilschwede ist der größte Käufer von Biobaumwolle weltweit, und will noch mehr ankaufen. Wie sich das ausgehen wird und was das bringt, dazu fehlen mir derzeit noch die Recherchen für ein klares Statement.

Aber ich will hier nicht den Textilschweden von all seiner Schuld freisprechen, ganz im Gegenteil. Die gehören trotzdem eindeutig zu den Bösen. Die machen auch gewaltig viel Schwachsinn. Weiß nicht, ob ich es schon gebloggt habe, aber beispielsweise die „Waste Collection“ hat mich echt narrisch gemacht.

(c) Hennes und Mauritz via Glamour.de

(c) Hennes und Mauritz via Glamour.de

Das Besondere an der Kollektion: Sie ist aus Stoffresten genäht, die bei der Herstellung einer anderen Kollektion entstanden sind. Und das nennen sie dann „Waste“? Jeder Schneider früher hob sich Stoffreste auf und hätte sie nie im Leben als Abfall bezeichnet – oder wie glaubt ihr, sind Quilts entstanden? Da wird aus einer Sache, die selbstverständlich sein sollte, was „Besonderes“ gemacht und ebenso vermarktet. Wargh.

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Woman, zartgrün

Der folgende Beitrag ist nur bedingt kleidungsrelevant, aber ich muss mich jetzt mal abreagieren: Im Gegensatz zu einigen anderen Frauen ist – trotz Abo der Zeitschrift, das ich mir in einer schwachen Minute mal andrehen hab lassen – der Woman Day komplett an mir vorüber gegangen (lustig, schreibt mal fünfmal woman hintereinander – das ist so ein typisches Wort, dass bei häufiger Verwendung irgendwie befremdlich klingt…). Ich muss jedoch vorausschicken: In meinen Kreisen gehört es zum guten Ton, über die Woman zu schimpfen. Ich halte sie jetzt nicht für die beste Zeitschrift der Welt, muss jedoch jetzt auch mal öffentlich feststellen: Für den Anspruch, den sie stellt, ist sie eigentlich recht gelungen und für mich die optimale Badewannenlektüre – man ist sie in 20 Minuten durch, hat drei, vier ganz interessante Geschichten drin und es ist nicht so dramatisch, wenn sie nass wird.

Heut früh hab ich mir mal den Beileger der neuen Ausgabe vorgeknöpft, die Green Woman. Und liebe Woman-Redaktion, wie gesagt, ich find euch nicht so schlecht, wie alle tun. Aber diesmal habt ihr ein paar kräftige Griffe ins Klo getätigt:

  • Was ist für schwach halte: Ihr lobt euch, dass das Heft auf Recyclingpapier gedruckt ist. Wieso nicht alle normalen Ausgaben auch? Greift sich nämlich sogar viel angenehmer an.
  • Die Anzeigen, die euch das Blatt finanzieren, sind von Siemens, Mercedes-Benz, Nivea, ÖBB, bellaflora, Hofer und Nespresso. Gut, Siemens und Hofer seh ich ein, die zeigen wirklich Sustainabiltiy-Initiativen. Aber eine Autowerbung, selbst wenns um einen Hybrid geht? Oder noch schlimmer: bellaflora? Die neben ihrer Bio-Linie auch solche hochgiftigen, dezitiert umweltgefährdenden Dinge verkaufen? Oder – noch schlimmer  – Nespresso? Schon mal Informationen über den CO2-Verbrauch bei der Aluminiumproduktion eingeholt? Oder darüber nachgedacht, wie minimal der Prozentsatz der Kapseln ist, die wirklich zurück in den Recyclingkreislauf gelangen (ich bin als Nicht-Kaffeetrinkerin da fein raus)? Ok, diesen Punkt kann ich unter Umständen auch nochmal verzeihen, irgendwo MUSS die Kohle fürs Heft herkommen. Aber bitte das nächste Mal die Anzeigenkunden bissl besser prüfen. „Hey, die haben eine Bio-Linie, die können wir ja anpreisen“, riecht ein bisschen sehr nach Beihilfe zum Greenwashing.
  • Mein „Lieblings“-Artikel: „Die 30 größten Umweltlügen“. Gut, die ersten 11 Punkte find ich ok und nachvollziehbar. Aber bei Punkt 12 hat es mir metaphorisch die Schuhe ausgezogen (metaphorisch, weil im Bett):

Der Klimawandel. Der Mythos: Der Mensch ist schuld am Ozonloch und der Veränderung des Klimas. Fakt ist: Befragt man Experten, gibt es keinen Konsens bei der Ursachenfindung für die langfristige globale Erwärmung des Klimas. Es gibt bis jetzt auch keine wissenschaftlichen Beweise für diese These.

  • Das ist jetzt nicht euer Ernst, oder? Erstens: Klimawandel ist Tatsache. Und auch in Österreich schon angekommen. Klimawandel ist meßbar einhergegangen mit der beginnenden Industrialisierung der Menschheit. Ganz einfache Schlußrechnung: Tausende Jahre lang ist nix, keine historisch nachweisbaren extremen Klimaveränderungen. Dann kam Industrie, Fortschritt, Technik, und in weniger als 100 Jahren veränderte sich das Klima auf erschreckende Art und Weise. Wer solls denn bitte gewesen sein, wenn nicht wir?!? Außerdem widersprecht ihr euch ganz schön selbst, weil ihr in einigen der folgenden „Umweltlügen“ ganz klar auf den Zusammenhang Mensch/Klimawandel hinweist! Dass eine solche Aussage in einem auf Grün und Nachhaltigkeit konzeptionierten Magazin steht, ist meiner Ansicht nach grob fahrlässig!
  • Unter dem Titel „Wir haben eine grüne Weste – gut gekleidet“ stellt ihr Labels mit Ökomode vor. An erster und größter Bildposition: H&M. An zweiter: Levi´s. Nein, nein und nochmal nein. Da gibt es bessere Beispiele. An der Arbeit an eine Levi´s-Jeans verdient ein einzelner Arbeiter nichtmal 5 Cent. H&M zeichnet sich selbst grün, aber kommts, denkts mal nach, in DER Massenproduktion? Nie.
  • Auf Seite 35 steht wörtlich: Von einer Reduktion des Fleischkonsums „profitiert unsere Umwelt enorm. Denn es ist die beste Methode, um CO2 einzusparen.“ Stimmt. Und ok, der Satz steht im Zusammenhang mit einem Artikel über „Teilzeitvegetarismus“ – einer Gruppe, der ich angehöre. Fleisch ja, aber nicht mehr als drei, viermal im Monat. Aber liebste Redaktion: Dann sollte doch aus purer Konsequenz in einer Green Woman ein Fleischrezept doch bitte keinen Platz haben! Wenige Seiten später preist ihr Fleischleibchen und Lammkottelets an.

Ich bin ja wirklich froh, dass es Initativen wie die Green Woman gibt. Nur bitte nächstes Mal besser recherchieren und vor allem nicht auf Greenwashing reinfallen. Zu eurer Ehrenrettung: Grautlation zu dem Artikel über Upcycling und vor allem dem Interview  mit Susanne Klingner, die ich sehr bewundere.  Ich werd euch trotzdem in der Badewanne weiterlesen. Auch die nichtgrüne Woman. Über die reg ich mich ja auch weniger auf, die stellt ja nicht den grünen Anspruch an sich selbst…

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