Zwei Drittel Shirt, ein Drittel Chemie

Ohrenschlackern gefällig? Selbige hab ich nämlich gewaltig angelegt, als ich den Greenpeace-Bericht „Giftige Garne“ las. Die NGO-Kollegen kauften in 29 Ländern 141 Kleidungsstücke und testeten sie auf Nonylphenolethoxilate (böse) und Phthalate (sehr böse). NPE wandelt sich nämlich im Abbau zu NP ab, einer giftigen, hormonell aktiven und persistenten Chemikalie. Die in der von Greenpeace getesteten Kleidung gefunden Phthalate – Weichmacher – gelten laut europäischer Chemikalienverordnung als „sehr gefährlich“ – und wenn bereits eine Behörde das sagt, dann hats das in sich.

Und jetzt kommt der Oberschmäh: Ein getestetes Shirt bestand zu 37,6% aus Phthalaten. Mehr als ein Drittel des Gesamtgewichts eines Shirts besteht aus sehr gefährlicher Chemie. Absurd, oder?

Und damits wirklich schlackert: Das Shirt war erstens von Tommy Hilfiger – haha, immer noch der Meinung, dass teurer gleich besser ist? – und zweitens in Österreich gekauft.

Ich hab den Report gestern zum Glück nach dem Abendessen fertiggelesen. Neben der Giftshirtstory bleibt man auch bei kleinen Nebensätzen hängen:

  • NPE wurden in insgesamt 89 Kleidungsstücke gefunden (63%). Alle getesteten Modemarken hatten Produkte mit NPE-Gehalt.
  • Deutsche Verbraucher haben heute im Schnitt vier Mal so viel Kleidung wie noch 1980 im Schrank.
  • Darunter im Schnitt 20 Teile, die nie getragen werden.
  • Weltweit werden jedes Jahr rund 80 Milliarden Kleidungsstücke produziert – im Schnitt elf Stück für jeden Menschen.
  • In Deutschland wurden im Jahr 2011 rund 5,97 Milliarden Kleidungsstücke verkauft (…) – dies entspricht im Schnitt 70 Teilen pro Person.
  • Bisher inhärent gefährliche Stoffe werden nur „gemanagt“ anstatt komplett ausgeschlossen.
  • Weitere Marken wie Esprit (ich WUSSTE es!), Metersbonwe und Victoria’s Secret zeigen überhaupt kein Bewusstsein zur Problematik gefährlicher Chemikalien in ihren Produkten und ihrer Beschaffungskette.
  • Auf das ganze Problem mit den Färbungen geh ich später mal ein. Das ist echt einen eigenen Beitrag wert.
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12 Gedanken zu „Zwei Drittel Shirt, ein Drittel Chemie

  1. wie geht das weiter, angenommen ich kaufe ein ein-drittel-weichmacher-shirt – oder viele leute haben sicher einige davon zuhause. Bleibt das für immer drinnen im Stoff, oder wird das mit der Zeit ausgewaschen?

    • nunette sagt:

      so wie ich das verstanden habe, wäscht sich ein teil raus, landet in unseren Abwässern, dann in unseren Flüssen und ist dort so gut wie nicht mehr abbaubar, Kläranlagen sind wirkungslos…

  2. セレネ sagt:

    It was on the news in the Netherlands too yesterday.
    I do have clothes from H&M, but I hardly buy clothing from stores. It does make me wonder if the fabric you can buy at fabric markets also contains toxic ingredients!

    (Ich kan Deutsch lesen, aber nicht so gut schreiben…)

    • nunette sagt:

      With NPE I suppose so, but you can also buy fabric that has the GOTS-certificate, it is basically the strongest certificate on fabric there is at the moment. With phthalates I am not sure because as far as I understand it they are part of the plastic accessories that are glued on the shirt like logos and stuff….

      • Nessy sagt:

        I think it is also contained in the synthetic components of the textiles like polyacrylics and in the dye. So yes clothes are really „healthy“ 😦

      • nunette sagt:

        this is true for NPE, but as far as I can see from the report, phthalates are in the prints.

  3. Mausflaus sagt:

    wie gut dass ich hauptsächlich gebraucht bei ebay und kk kaufe. bis mich die klamotten erreichen ist längst alles gift rausgewaschen ^^

  4. […] mehr als 6 kg Chemie kommen auf die Herstellung von einem Kilo Textilien (siehe hier) […]

  5. […] veröffentlichte Greenpeace einen ihrer Testreports zu Chemikalien in unserer Kleidung. Das Produkt aus Österreich war ein Shirt von Tommy Hilfiger, das zu einem Drittel (!) seines […]

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