Der Textilschwede tut was für die Umwelt

Der Textilschwede tut was für die Umwelt, und ich muss sagen – wenn das Projekt nicht zehn Seiten kleingedruckte Ausnahmefaktoren beinhaltet – ich fand es als Konzept auf den ersten Blick gar nicht mal so schlecht. Tropfen auf den heißen Stein, aber ein interessanter Ansatz! Jetzt frag ich mich  nur grad: An wen werden die zurückgegebenen Kleidungsstücke weitergegeben, und wann sehen wir die Aufdeckerdoku, dass der Textilschwede das auch nur verbrennt oder auf eine Deponie irgendwo weit weg bringt, weil sich ergeben hat, dass sie das Zeug nicht weiterverwenden können. Nur mal so dahingesagt.  Ich hoff, ich werde die soeben beschriebene Aufdeckerdoku nie sehen müssen.

Fünf Minuten Recherche ergaben dann folgendes:

Das schreibt der Textilschwede selbst:

H&M wird das erste Modeunternehmen sein, welches eine Kleidersammlung in ausgewählten Stores auf der ganzen Welt einführt. Durch diese globale Initiative können Kunden dazu beitragen, natürliche Ressourcen zu schonen und die Umweltauswirkungen durch Textilabfälle zu reduzieren. Es werden alle Kleidungsstücke von allen Marken und auch in jedem Zustand akzeptiert. Pro abgegebener Tüte bekommen die Kunden einen Gutschein für 15 % auf einen Artikel. Die gesammelten Kleidungsstücke werden dann von H&Ms Partner I:Collect übernommen, der eine etablierte Infrastruktur für eine Weiterverarbeitung bietet, um Konsumgüter einem neuen Nutzen zuzuführen.

Alle Marken vom Textilschweden oder alle, alle Marken? Auf der Suchen nach I:Collect bin ich auf diese Firma in der Schweiz gestoßen. So wie es da steht, scheint das Zeug dann einfach weiterverkauft zu werden. Und wenn das stimmt, ist es ein Geniestreich vom Textilschweden. Sie verkaufen Gewand einfach doppelt, weil die KundInnen es ihnen gratis zurückbringen. Für einen SACK voller Kleidung bekomm man 15 Prozent auf EIN neues Kleidungsstück.

Ok, ihr lest hier mich live beim Denken, und mir geht grad ein Glühbirndl auf: Kann es vielleicht, möglicherweise, naiv gefragt unter Umständen sein, dass da mal wieder das megafette Umsatzplus für den Textilschweden im Vordergrund steht anstelle der Umwelt?

Edit: Ich bin grad echt traurig, es ist wirklich so weit gekommen – die setzen Aktionen, die zumindest mal im Ansatz grün sind, und ich zerleg sie. Da versteh ich das Argument vieler Konzerne, die sagen, wozu solle man da Schritte setzen, man wird ja eh nur dafür abgewatscht. Soll man das Projekt doch als gut gelten lassen? Mein Bauch sagt nein. Ich bin verwirrt.

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12 Gedanken zu „Der Textilschwede tut was für die Umwelt

  1. bianca sagt:

    “eine etablierte Infrastruktur für eine Weiterverarbeitung bietet”
    das hört sich alles n bisschen schwammig an, finde ich aber wenns wahr ist, bin ich die erste anner kassa;)

  2. bianca sagt:

    mhm…das hört sich für mich einfach nur nach unauffälliger umsatzsteigerei durch angebliches weltverbessern an!schad drum

  3. ich glaube es fördert nur zusätzlich systeme die eh schon schlecht sind – mit gebrauchter europäischer kleidung märkte von schwellen- und entwicklungsländern überschwemmen und deren textilmärkte zerstören..

    oder einfacher – wieso sollten sie etwas tun, was sehr aufwändig und kostenintensiv wäre und wahrscheinlich nicht wahnsinnig viel umsatz oder ersparniss bringen würde? sie machen doch nur dinge, die hauptsächlich gewinn bringen und vielleicht nebenbei ein bisschen grün sind.

    cooler wäre cradle-to-cradle, das gibt es aber (soviel ich weiß) erst ganz klein bei heimtextilien (zb backhausen macht das)..

  4. M_S sagt:

    alles, was mit gutscheinen zu tun hat, ist AUSSCHLIESSLICH ein instrument zur umsatzsteigerung. umsatz ist das allerwichtigste im handel.

  5. Marlies sagt:

    Es ist wirklich traurig: bei Esprit gabs die selbe Aktion vor ein paar Monaten und ich hab mir dasselbe gedacht, wie du. Man bringt Kleidung hin, wird dadurch angelockt und siehe da, man nimmt etwas mit, weil man ja einen -15%-Gutschein hat.

    Gut getrickst. Aber ob gut das richtige Wort ist?
    Ich hab mich auch mal durch i:co gelesen, bin noch nicht richtig schlau geworden draus.

    Mir ists unsympathisch. und ich werde auch in Zukunft versuchen, meine ausgemistete Kleidung privat weiterzugeben. Oder bei der Caritas unterzubringen, auch wenn die es weiterverkaufen.

    😦

  6. kommentar sagt:

    Klingt wie die Abwrackpraemie in Deutschland … Schade, dass alles einen Haken hat. Aber es waere ja auch zu schoen gewesen.

  7. nukimama sagt:

    Was tatsächlich draus wird, ist das eine. Seit ich gelesen habe, dass mit Altkleidung der afrikanische Markt ruiniert wird, bin ich privat bei derartigen Sammelprojekten auch vorsichtig.

    Logistisch ist das ganze Handling mit Altware extrem kostspielig in Relation zum Warenwert. Ich weiß es nur aus eigener Erfahrung im Handel, dass man von „Kleidungsschrotthändlern“ nicht sehr viel Geld bekommt für unsortierte Ware in unbestimmtem Zustand (die holen sich das Geld beim Weiterverkauf). Das nährt doch die Hoffnung, dass eine andere, bessere Absicht dahinterstecken könnte.

    Aber wieso soll die andere Seite – Maßnahmen zur Umsatzsteigerung bzw in diesen Zeiten Umsatzabsicherung – schlecht sein? Wenn der umsatz nicht stimmt, stimmt die ganze Ertragsrechnung nicht mehr, werden unrentable Standorte geschlossen, Investitionen gestoppt (auch die in nachhaltige Projekte) und Personal entlassen.

  8. da ich eh nie bei h&m kaufen würde, falle ich da wohl raus. aber viele junge mädels werden das sicher leider machen. ich verschenke immer die sachen die ich nicht mehr anziehe an gute freundinnen die sich immer sehr darüber freuen oder bei freecycle.org. lg

  9. […] einen auf nachhaltig macht (und dabei so manche Aktion liefert, die in meinen Augen wirklich nichts, aber auch gar nichts mit Nachhaltigkeit zu tun hat, sondern mal wieder nur der Gewinnmaximierung […]

  10. […] zu lesen. Die Altkleidung übernimmt dann eine Schweizer Firma namens I:CO. Das kommt einem doch bekannt vor, […]

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