Ich hab den Sonntagnachmittag damit verbracht, einen meiner Kleiderschränke leerzuräumen. Im Endeffekt war da gar nicht so viel an Kleidung drin (dafür hab ich zwei Flaschen meines liebsten Rotweins entdeckt, die ich mal anscheinend so gut versteckt hab, dass ich selbst drauf vergessen hab), aber mir hats schon wieder gereicht. Ich hatte ja mal über 30 Jacken und Mäntel. Viele davon sind schon weg, einige immer noch da. Und jetzt werdens nochmal drei weniger. Und ein paar Pullis, die ich seit 2012 nicht mehr getragen hab, kommen auch weg.
Nur: Ich hab keine Lust auf Tauschparty. Ich hab auch keine Lust auf Kleiderkreisel, ich hab da grad einfach weder Zeit noch Hirn dazu. Und: Es gibt Menschen, die diese warmen Sachen sehr wahrscheinlich brauchen. Und zwar nicht im Sinne von „Jöö, eine schwarze Daunenjacke, ich brauch so eine, jetzt sofort!“, sondern mehr in Sinne von „Ich hab nicht mal Geld, mir und meinen Kindern morgen ein Abendessen zu kaufen. Ich kann mir keine warme Jacke leisten.“ Und die kriegen die jetzt. Ich werde an ein Flüchtlingsbetreuungsprojekt spenden.
Es wird derzeit kalt. Sowohl temperaturtechnisch als auch politisch, finde ich. Der Umgang mit Flüchtlingen in diesem Land ist so unglaublich zynisch. Da kommen Menschen, die in ihrem Land oft eine sehr gute Ausbildung genossen haben, die einen guten Job haben, und hier bekommen sie nichtmal die Arbeitserlaubnis, um putzen zu gehen oder Schnee zu schaufeln. Ich stell mir da immer vor, wie wär das, wenn hier Krieg ausbrechen würde und ich weg müsste? In ein Land, in dem die Menschen definitiv anders aussehen als ich, in meinem sommersprossigen Fall wäre das dann zum Beispiel Somalia oder Uganda, aber auch in der Türkei wär ich schon recht auffällig. Ich bin hier Frau Geisteswissenschaften-Magistra mit postgradualem CSR-Management-Abschluss. Im Fluchtfall wär ich …. aufgeschmissen, weil meine beruflichen Kenntnisse in Wahrheit ziemlich verzichtbar sind.
Und wenn man dann hört, dass es in Syrien zugeht, wie man es in seinen ärgsten Alpträumen nicht erleben will, dass ein kleines Land wie Libanon inzwischen über eine Million syrische Flüchtlinge aufgenommen hat, dann schluckt man. Und dass ein reiches Land wie Österreich sich brüstet, 500 SyrerInnen aufzunehmen, das ist doch zynisch!!
Was mich daran richtig stört: Wir können nix ändern. Wir können den Menschen hier keine Arbeit geben, weil sie als AsylwerberInnen keine Arbeitserlaubnis haben. Wir können nicht woanders für Frieden sorgen, einfach so. Aber was wir können, ist schauen, dass wir den Flüchtlingen hier mit Menschlichkeit begegnen. Und das heißt auch, sich darum zu kümmern, dass sie warme Sachen haben.
Sogar jetzt, wenn ich das schreibe, fühlt sich das sehr charity-mäßig an. Von wegen „ich geb dir meine alten Klamotten, die ich eh nimmer anziehen würde“. Aber ich weiß: Viele von uns finden die Flüchtlingssituation ganz furchtbar, tun aber einfach nix. Aus Bequemlichkeit, oder weil sie sich mit dem Thema nicht befassen wollen. Ich denk mir da dann einfach: Das ist das Mindeste, was wir tun können. Und es tut uns nicht weh.
Darum, bitte, wo auch immer ihr wohnt: Ihr findet in eurer Stadt sicherlich Adressen, wo ihr nicht mehr gebrauchte warme Kleidung abgeben könnt.
Danke.