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Kambodscha, KiK und kotzen wollen

Es ist zwar schon spät, aber ich muss mir das jetzt von der Seele schreiben. Ich find es so unendlich traurig, dass diese Nachrichtenmeldungen derzeit kein Ende nehmen (und gleichzeitig freu ich mich, dass es Nachrichtenmeldungen sind, dass es inzwischen so einen Nachrichten wert hat, dass wir hier in Österreich und Deutschland davon erfahren).

Es gibt wieder Streiks und Demonstrationen von TextilarbeiterInnen. Diesmal in Kambodscha. Auch dort wird um eine signifikante Erhöhung der Mindestlöhne gekämpft, da die aktuellen Löhne im Textilbereich zum Leben einfach hinten und vorne nicht mehr reichen. Und das Militär ist gleich mal auf sie los gegangen – mit dem Argument, die Streikenden wollten „zur Zerstörung von Fabriksbesitz anstiften“. Stattdessen wurden die Streikenden zerstört – mit Messern, Kalaschnikows, Steinschleudern und Schlagstöcken. Echt, da fehlt nur noch Tränengas in der Liste. Zum Kotzen. Da kämpfen welche FRIEDLICH um ihr MENSCHENRECHT (das Recht auf einen Existenzlohn steht in der Menschenrechtscharta) – und werden dafür verprügelt und verhaftet.

Wenn nicht das schon arg genug wäre: Die Menschen kämpfen um 160 Euro im Monat. Gut, momentan ist hier alles voll mit Ausverkaufsangeboten, aber die „Vorher“-Preise bei Turnschuhen zB. kommen doch manchmal dort hin, preistechnisch gesehen. Die hier, zum Beispiel, oder die hier. Und: Diese Schuhe werden im Kambodscha genäht. Also. Ein Paar Schuhe von zig, die ein Arbeiter pro Tag zumindest in Teilen zusammennäht. Und er kriegt nichtmal 160 Euro im Monat dafür.

Ja, der Lebensstandard in Kambodscha ist ein anderer. Im Gegensatz zu hier kann man dort wahrscheinlich von 160 Euro im Monat halbwegs leben (bevor ich das jetzt hier um die Ohren gehaut krieg: Nein, ich glaube nicht, dass man hier mit 160 Euro leben kann. Nicht, wenn man Miete zahlen muss.). Aber allein schon darum kämpfen zu müssen, mit der Gefahr, entweder verprügelt, verhaftet oder gleich versehentlich umgebracht zu werden, kann sich das hier bitte mal jemand vorstellen? Wir ÖsterreicherInnen haben ja nichtmal die Donnerstagsdemos konsequent durchgehalten, und wenn der VGT auf der Mariahilferstraße demonstriert, sind da mehr Einsatzwagen als Demonstranten anwesend – und gemeinsam spazieren diese gemütlich die Mahü runter…. 

Gleichzeitig mit den Unruhen hat der Chef der Tengelmanngruppe (wo KiK dazugehört) ein Interview gegeben. Ganz ehrlich, das liest sich so derartig scheinheilig und verlogen, dass mir schlecht wurde beim Lesen. Ich zitiere ORF.at:

Die Bekenntnisse westlicher Billigmodeketten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind jedenfalls kaum mehr als schöne Worte. Erst am Donnerstag verteidigte der Handelskonzern Tengelmann, zu dem der Textildiskonter Kik gehört, die Produktion von Kleidung in Bangladesch. „Ich wehre mich dagegen, dass es aufgrund niedriger Preise automatisch zu schlechten Produktionsbedingungen kommen muss“, sagte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ („WAZ“).

In den Fabriken werde nicht nur für Kik, sondern auch für Markenfirmen genäht, argumentierte Haub. Er erklärte, der Tengelmann-Konzern habe „in den letzten Jahren begonnen, allein und aus eigener Kraft einige Verbesserungen in den Produktionsländern auf die Beine zu stellen. Das ist uns aber nicht mit großem durchschlagendem Erfolg gelungen“. Mit Blick auf die jüngsten Fabrikskatastrophen fügte er hinzu, es sei sehr traurig, dass sich die produzierenden Unternehmen erst dadurch zusammengetan hätten.

Hallo? Es ist in SEINER (Mit-)Verantwortung, solche Katastrophen zu verhindern! Danach sagen: Hui, wie traurig, dass erst danach was passiert, aber leider, vorher hatten wir nicht den „durchschlagenden Erfolg“, weil wir halt doch nicht zu viel Gewinn einbüßen wollten….. ich mag solche Menschen nicht. Punkt.

Im Standard kommentiert Julia Herrnböck die aktuellen Entwicklungen in Kambodscha, und für diesen Absatz könnte ich sie abbusseln, sie hat einfach durch und durch recht:

Mit dem gleichen Druck sollten wir Konsumenten auch auf Gewalt und Repression reagieren, mit der Löhne unter dem Existenzminium erzwungen werden. Und wenn sich die Konsumenten ihrer Rolle bewusst werden und ein paar alte Einkaufsgewohnheiten überdenken, könnte sich noch mehr zum Besseren wenden.

Wenn die Unternehmenschefs schon keine große Intention zeigen, etwas zu ändern, dann sollten wir KonsumentInnen es endlich tun. Ich sags in jedem Interview im Moment, und ich werds auch in jedem noch folgenden sagen: Mit jedem Einkauf, mit jeder Konsumtätigkeit setzen wir eine politische Handlung.

Echt jetzt, buddhistische Mönche verprügeln. Das ist ja wohl das Letzte. So ganz nebenbei.

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WHAT THE FUCK?!?!?

Ich bin sprachlos – ich selbst sehe niemals die Werbung auf meinem Blog. Anscheinend ist sie für Eingeloggte unsichtbar. Dass Werbung platziert ist, wurde mir schon paarmal von LeserInnen mitgeteilt – aber DIESER Screenshot macht mich wirklich sprachlos.

kik

Ich versuche gerade, den WordPress-Support zu kontaktieren. Kann sein, dass sich die Adresse dieses Blogs ändern wird – Wahnsinn, bin ich grad sauer! Schon klar, wenn gratis Software angeboten wird, muss es wohl durch Werbung finanziert werden. Aber ich wurde darüber niemals informiert, nichtmal im Kleingedruckten, hab grad alles nochmal durchgeschaut. DAS ärgert mich!!

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KIK reagiert.

Zu meine großen Überraschung hat KIK wirklich recht zeitnah auf das Unglück in Pakistan reagiert, und zwar so: Sie behaupten doch wirklich, die Fabrik regelmäßig überprüft zu haben. Nach den Aussagen der pakistanischen Aktivisten kann das entweder gar nicht stimmen, oder sie schicken taubblinde Maulwürfe zu den Audits.

Auf orf.at heißt es dazu:

„Grundsätzlich verpflichtet Kik alle Lieferanten auf die Erfüllung und Einhaltung elementarer Arbeitsrechte und Sicherheitsstandards“, hieß es. Externe, unabhängige und zugelassene Zertifizierungsunternehmen hätten die Fabrik in Karachi geprüft.

Über Ali Enterprises würden drei Berichte vorliegen. Nachdem es 2007 noch Hinweise auf mangelnden Brandschutz gegeben habe, seien Nachbesserungen umgesetzt worden. Ein Prüfbericht vom 30. Dezember 2011 habe die Einhaltung bestätigt, erklärte das Unternehmen.

Mag schon sein, dass diese drei Berichte durch etwas Bakschisch zustandegekommen sein könnten – damit der Fabriksbesitzer den potentiellen Auftraggebern aus Europa schriftlich zeigen kann: Passt eh alles! Und sich gleichzeitig drauf verlässt: Da kommt eh niiiiie wer aus Europa zur Überprüfung her. Was interessiert die denn Pakistan. Klingt schon so gefährlich. Natürlich ist es einfach, die Arschkarte jetzt an diese Fabriksbesitzer abzuschieben. Allerdings: Mehr Macht und damit mehr Verantwortung haben die europäischen Auftraggeber wie KIK. Sich einfach drauf rausreden, dass sie eh die Dokumente hätten und ihnen das unerklärlich ist, ist billig. Es ist so ein deppertes Hin und Her: Die ArbeiterInnen dort brauchen die Arbeit, und viele der dortigen Stimmen bringen ein Bild zusammen, das besagt: Sie brauchen die Arbeit egal wie, da sie ihre Familie von dem Hungerlohn ernähren müssen. Die andere Seite ist hinlänglich bekannt: Wir kaufen uns um 15 Euro eine Fleeceweste, für deren Produktion die Näherin 5 Cent sieht. Es reicht also nicht zu sagen, dass gute Überprüfungen her müssen und mei, im Notfall wird die Fabrik halt gesperrt und kriegt keine Aufträge mehr. Sondern – my humble opinion – es muss wieder mehr Geld fließen. Das Beispiel ist alt: Würde H&M seinen T-Shirt-NäherInnen das doppelte Gehalt in Bangladesch zahlen, würde sich das am fertigen Shirt bei direkter Weitergabe aller zusätzlich entstandenen Kosten an den Kunden mit heißen 50 Cent auswirken. Und es macht mich so unglaublich wütend, dass diese Teuerung nicht passiert!! Klar, alles wird teurer grad und mit europäischen Mindestgehältern ist europäisches Durchschnittsleben nicht mehr finanzierbar. Aber haaaalllooo: Eine Dose Red Bull kostet mehr als das Doppelte! Nur für die Relation… Und nicht nur die NäherInnen gehörten ordentlich entlohnt, sondern es gehört mit ebensolchem Finanzaufwand für ihre Sicherheit gesorgt.

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