Ich rede gerade bei Interviews (heute zB. bei Cafe Sonntag) in einer Tour über Konsum, über guten Konsum, bösen Konsum, und über mein Projekt – und: Ich weiß ganz genau, dass meine Leistung nix Großes war. Ich hab mir ein Jahr nix gekauft – anderen passiert das manchmal sogar. Und ich gebe sogar zu: Ich bin nicht der immer Vorzeige-Öko (auch wenn ich mir mehr und mehr Mühe gebe, an ein paar Schwächen muss ich definitiv noch arbeiten). Ich mache mir meine Gedanken, wo meine Sachen herkommen, aber ja, Tatsache, mein bester Freund ist von New York nach Wien geflogen und hat mir dabei dort gekaufte Schuhe mitgebracht, spricht nicht für meine Ökobilanz (wobei: bei mir war bei den Schuhen wenigstens ein wichtiger Mensch mit dran, der sich viel öfter mal in seiner Heimat blicken lassen sollte 😉 – und immer zwischen New York und Wien hin- und herschwimmen geht irgendwann auch auf die Gelenke…).
Worauf ich jedoch trotzdem Wert lege: Ich bemühe mich, andere Menschen mitzukommunizieren. Und zwar die, die hier keine Stimme haben. Die ArbeiterInnen von Bangladesch, die in Fabriken sitzen, die jederzeit über ihnen zusammenbrechen können, die Baumwollbauern aus Indien, die sich duch Gen-Baumwolle und Pestizide so derartig verschulden, dass sie nur noch den Ausweg Selbstmord sehen – und all das passiert, weil wir hier dieses Jahr lieber dunkelrot als dunkelblau tragen wollen (sehr verkürzt, eh klar).
Dass medial eine solche Geschichte einfacher einzuhängen ist, wenn da eine Person sagt: „Hey, ich kauf nix, und nach der Auszeit – uh, ich Tussi ein Jahr nicht shoppen, hilfehilfe – konsumier ich nur noch kritisch und bewusst“, dann ist das greifbarer. Da brauchts keinen Übersetzer, keine Reportage aus einem fernen Land, keine kulturelle Überwindung. Und genau das finde ich auch gut – denn dadurch wird auch die Arbeiterin aus Bangladesch und der Bauer aus Indien zur Geschichte, die für uns greifbarer ist. Und genau das ist auch der Grund, wieso ich mich so freue, dass das Buch veröffentlicht wurde. Ich selbst befinde mich beruflich schon länger im Bereich Medien/NGOs. Und mir ist mehr und mehr aufgefallen: Man holt als NGO nur die Leute ab, die sowieso schon sensibilisiert sind. Andere erreicht man nicht, die klappen von vorneherein die Ohren zu. Das hat mich streckenweise sehr frustriert. Mit dem Buch (das rein aus diesem privaten Projekt heraus entstanden ist, wer mich kennt, weiß: Strategie war nicht, das war alles aus meinem Bauch heraus) ist das nun hoffentlich anders – man kann es aus der Perspektive der Chicklit lesen, uh, die kauft nix, wie schafft die das – aber man kann auch die ganzen Hintergründe rauslesen, von GMO-Saatgut bis zu den Müllbergen, die Fast Fashion produziert. Und ich persönlich hoffe: Man wird zwar ein paarmal genauso schockiert sein wie ich es bei meinen Recherchen war, aber man wird hoffentlich hin und wieder auch lachen müssen – denn allzu ernst hab ich mich selbst manchmal auch wirklich nicht nehmen können in meiner hehren Leistung des Konsumverzichts…
Und weil die Frage recht oft kommt: Man kann sich Bücher auch ausborgen oder sie tauschen 😉 Auf der anderen Seite: Bücherkauf kann man mit dem Kauf anderer schnellebiger Produkte nicht gleichsetzen, der Mehrwert dieser paar Seiten (FSC-)Papier geht weit darüber hinaus, was uns schnelle Mode gibt. Denn Bilder im Kopf sind sowieso unbezahlbar 🙂