Hui, ich hab schon wieder einen bösen Verdacht. Der Textilschwede hat es vor ein paar Tagen mal wieder in die Medien geschafft: Das Model auf der neuen Bikini-Plakatkampagne ist wirklich schon eher knusprig well-done als medium – und in etwa so dünn wie ein Hühnerfilet anstelle eines ganzen Hendls…
Hier gehts zum Artikel auf derstandard.at.
Ausgelöst wurde die Kritik durch eine Bloggerin, die die es knallhart auf den Punkt bringt: „H&M: Fick dich„. Zu viel Photoshop, und eine derartige Bräune, dass sich die Onkologen über mehr Geschäft freuen werden:
„Und um sich diesen Sommer von all den anderen zu unterscheiden, hat H&M den Bronzepinsel ausgepackt: Mallorcabraun ist in. Ich schaudere bei dem Gedanken wieviele Teenager dieses Jahr ihre Haut ruinieren werden bei dem Versuch, dem H&Mschen Schönheitsideal zu entsprechen. Das Irrwitzige dabei ist, dass man uns das Aussehen der Modells als natürlich und gesund verkaufen möchte. Entschuldigung, aber soll ich lachen oder weinen? Bei solchen Ärmchen zeichnen sich normalerweise die Rippen zählbar ab. Bei solchen Bäuchen könnte kein Model 500m Laufen.“
H&M hat sich entschuldigt. Für die Bräune. Immerhin. Dass sie die Kritik der Bloggerin an den unnatürlichen und ungesunden Figuren außen vor lassen, überrascht mich ehrlich gesagt nicht. Wozu auch – sie werden eh damit weitermachen, so traurig das auch ist.
An sich aus Blogger-Sicht eine feine Geschichte: Bloggerin regt sich auf, hat breite Leserschaft, und bäm, ein Konzern wie der Textilschwede ist gezwungen zu reagieren. Nur habe ich das dumpfe Gefühl im Bauch, dass die Bloggerin da instrumentalisiert wurde. Dass der Textilschwede sich der zu tiefen Bräune bewusst war, die Kampagne trotzdem gebracht hat, mit der Kritik gerechnet und darauf vorbereitet war, und dann, als wie erwartet sich jemand breitenwirksam aufregte, sofort mit der Entschuldigung da war. Alles nach Plan – jetzt reden locker fünfmal so viele Leute über die Bikiniwerbungen wie ohne diesen Skandal (inklusive ich). Weil die Entschuldigung glaubhaft ist sowie ernsthaft und schnell rübergebracht wurde, macht sich der Textilschwede gleich wieder beliebt. Nur so ein Verdacht. Von dem ich hoffe, dass das nur eine Verschwörungstheorie in meinem Schädel ist. Auf alle Fälle dennoch: Thumbs up für die Bloggerin.
Ich hab übrigens grad echt das Gefühl, dass einige der LeserInnen sich jetzt denken werden: „Na wui, die hält sich grad wieder für schlau. Weiß doch jedes Kind, dass es so läuft!“ Bin also entweder naiv oder verschwörerisch veranlagt. Super Auswahl 🙂
P.S.: Danke an Martin für den Hinweis auf den Artikel!
Nichtmal Photoshop. Einfach unterbelichtet (bzw vielleicht sogar Airbrush-Tan dazu, denn das sieht nicht natürlich aus). Ich hab so Aufnahmen vor ein paar Jahren unabsichtlich zusammengebracht, weil ich manuell unterbelichtet hatte und vergessen, wieder auf normal zu stellen und am Strand das Display der Kamera nur bedingt brauchbar war.
Aber Ö3 kann das auch. Als sie vom Surfweltcup in Podersdorf berichtet haben (am ersten Wochenende, wo es so richtig sommerlich heiß war Mitte April), haben sie die Besucher nach den 3 „Don’t“s gefragt. 1) unrasierte Beine (na gut), 2) fehlende Bräune (!!!!) – und das bitte noch vor dem offiziellen Saisonstart der Bäder (APRIL!!!!! WTF?). und 3) fehlende Bikinifigur (ebenfalls wtf?)
Ich habe mich seeeehr gewundert, dass braun plötzlich wieder ok ist, bzw sogar verlangt wird…
Nur zur Erklärung: die 3 Don’ts kamen von Ö3, die Besucher wurden dazu nur befragt
Hui, bei dieser Überschrift habe ich zunächst an was ganz anderes gedacht..
Aber leider leider, in der Tat machen das alle so und außerdem: bad press is good press, besonders in diesem Fall. Daher gibt’s von mir dazu nur ein Schulterzucken statt großer Aufregung und Öl ins Feuer kippen. Wobei auch das H&M nicht weh tun würde, denn bei dem Mediabudget kommt ja niemand an den Visuals vorbei, Diskussion hin oder her. Böse Welt!
Oh, wie leicht es einem grad wieder gemacht wird, durchzuhalten….
🙂
ich habe die kommentare des blogbeitrags etwas überflogen und fand einen kommentar besonders wichtig:
es nutzt nichts, die marketingindustrie mit verboten etc. zu ändern, man muss als konsument sein hirn benutzen und die mechanismen der werbung durchschauen. und vor allem muss man den kindern und jugendlichen einen kritischen umgang mit medien, werbung etc. beibringen.
PS: kleine historische anekdote: sogar marlene dietrich wurde retuschiert, als sie vor ihrer filmkarriere werbung gemacht hat. unter anderem waren ihre später so berühmten beine zu dick … ^^
Ich gehe der Sonne aus dem Weg, trage auch im Sommer lange Cargo-Hosen und bin stolz auf meine noble Blässe. Es ist nur eine Frage der Einstellung.