Folgende Presseaussendung ist soeben in meine Inbox geflattert und hat mir den Mund offen stehen lassen. Erstens, weil ich die werte Frau Königshofer kenne, zweitens, weil ichs unglaublich finde, dass es zu Festnahmen kommen konnte, und drittens, dass die Kieberei dort die Interessen der Wirtschaft und nicht die der BürgerInnen schützt. Ja haben die denn gar keine Rechte mehr?! (letzteres: rhetorische Frage. I waas eeh. Aber es ist jedesmal wieder erschütternd…)
Österreichische Clean Clothes-Aktivistin von kambodschanischer Polizei festgenommen
11.03.2013, Wien/ Phnom Penh. Am Dienstag, den 05.03., wurde Michaela Königshofer, Leiterin der österreichischen Clean Clothes Kampagne und weitere vier AktivistInnen aus Belgien, Norwegen und den Niederlanden in der Nähe der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh in Polizeigewahrsam genommen, weil sie eine Versammlung von streikenden TextilarbeiterInnen vor den Toren der Bekleidungsfabrik E Garment besucht hatten.
Die Streikenden wollten auf die illegale Entlassung von 41 ArbeiterInnen, alle Mitglieder der unabhängigen Gewerkschaft C.CAWDU, aufmerksam machen. Sie waren in den vergangenen Wochen mit brutalen Übergriffen von der Polizei und vom Fabrikmanagement angeheuerten Schlägern konfrontiert gewesen. Sieben wurden mit Eisenrohren und mit nägelbesetzten Holzstöcken angegriffen und niedergeschlagen. Nach Angaben von ArbeiterInnen produziert das Unternehmen Bekleidung u.a. für bekannte Marken wie Esprit und Diesel. Die Fabrik ist bekannt für ihre guten Beziehungen zur örtlichen Polizei und für ihr brutales Vorgehen gegen KritikerInnen.
VertreterInnen der Clean Clothes Kampagne (CCK) wurden nach dem Besuch der Protestversammlung zu einer örtlichen Polizeistation gebracht, wo sie über sechs Stunden festgehalten und befragt wurden. Die österreichische CCK-Aktivistin Michaela Königshofer zeigt sich schockiert: „Die Tatsache, dass die kambodschanische Polizei Aktivistinnen und Aktivisten von internationalen NGOs festnimmt, nur weil wir uns mit Arbeiterinnen und Arbeitern vor dem Fabrikseingang getroffen haben, sagt sehr viel über die Menschenrechtssituation und die Organisationsfreiheit in diesem Land aus. Im Februar wurde sogar eine im fünften Monat schwangere Arbeiterin, die sich unter den Streikenden befand von Schlägern attackiert. Wieso werden wir festgenommen und nicht die Leute, die diese Arbeiterinnen und Arbeiter schlagen?“ Die fünf konnten schließlich kurz vor Mitternacht die Polizeistation wieder verlassen – begleitet von mehr als 50 Personen, die sich vor der Polizeistation versammelt hatten, darunter viele der streikenden ArbeiterInnen, lokale GewerkschaftsaktivistInnen und MitarbeiterInnen von Arbeitsrechtsorganisationen.
„Die örtliche Gewerkschaft C.CADWU hat alles in ihrer Macht Stehenden getan, um uns heil herauszuholen und riskierte damit ihre eigene Sicherheit. Die CCK lässt sich aber nicht so leicht einschüchtern und wird den Fall der Arbeiterinnen von E Garment aufmerksam weiterverfolgen. Wir fordern ein Ende der Gewalt und Unterdrückung sowie eine umfassende Untersuchung der brutalen Übergriffe“, so Michaela Königshofer.
Ath Thorn, Präsident von C.CAWDU ergänzt weiter: „Das Management von E Garment setzt alles daran die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Gewerkschaftsaktivistinnen und -aktivisten und unsere europäischen Kolleginnen und Kollegen einzuschüchtern. Solche Aktionen müssen gründlich untersucht und vor Gericht gebracht werden.“
Die Streikenden verlangen in erster Linie die Wiedereinstellung der unrechtmäßig entlassenen ArbeiterInnen und die Bezahlung der durch den Streik ausstehenden Löhne. Sie fordern das Fabrikmanagement und die Polizei auf, die gewalttätigen Einschüchterungsversuche zu beenden.
„Die Vorkommnisse in Phnom Penh haben ganz klar gezeigt, dass hier wirtschaftliche Interessen vor Menschen- und Arbeitsrechten Vorrang haben, mit Unterstützung der Polizei. Wir fordern von den Unternehmen, die bei uns mit der unter solchen Umständen produzierten Bekleidung Geschäfte machen, sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den kambodschanischen Fabriken einzusetzen“, resümiert Königshofer nach ihrer Rückkehr nach Österreich am vergangenen Freitag.
In den nächsten Tagen wird es auf der Website der Clean Clothes Kampagne auch eine E-Mail Protestaktion gegen die Missstände in Kambodscha geben.