Vom richtig machen und vom richtigen Machen

Ich lese gerade „Wunder muss man selber machen“ von Sina Trinkwalder. Auf jeder dritten Seite sitze oder liege ich nickend da, weil sie einfach so recht hat. Ihre Grundaussagen (jetzt mal bis zur Hälfe): Tu was. Und: Verdammte Bobo-Bio-Industrie. Durch Greenwashing und „grünes Vorgehen“ wird so viel echtes Bio verdeckt und tw. kaputt gemacht.

In ihrer Kritik an dieser Bobo-Bio-Industrie habe ich mich etwas „ertappt“ gefühlt: In meinem eigenen Konsumverhalten kippe ich doch öfter mal drauf rein. Habe ich die Wahl zwischen Diskonter oder Bio, greife ich zu Bio – aber manchmal (ich bemühe mich, dass es immer seltener wird) – auch zum Energydrink eines Weltkonzerns in der Alu-Dose. Best of Böse. Oder, ein besseres Beispiel: Ich greife glücklich zum neuesten Bio-Pesto-Glasl in toll designter Produktaufmachung um sechs Euro, aber dann denk ich mir, wui, teuer, dann kauf ich mir die Clever-Spaghetti dazu. Oder noch wahrscheinlicher: Ich achte auf käfigeierfreie Bio-Nudeln, aber dann könnts sein, dass ich drauf pfeif, was das jetzt für geschnittene Tomaten in der Dose sind, einfach, weil ich grad keine Bio-Alternative dazu in meinem Supermarkt ums Eck im Angebot hab. Erwischt. Ich bin so ein Bio-Bobo. Aber ich bin nicht stolz drauf, ich weiß, dass ich noch mehr „richtige“ Entscheidungen treffen kann.

Und punktgenau war es auf jeder dritten Seite wieder da, dieses Gefühl: „Ich würds so gern richtig machen, aber bitte wie? Wie weiß ich denn noch, was richtig ist?“ Natürlich könnte ich komplett aus der ganzen Konsumgesellschaft aussteigen – aber damit wäre wahrscheinlich nur meinem Gewissen geholfen (und mein Lebensstil radikal verändert). Ich muss einfach permanent versuchen, die „bessere“ Entscheidung zu treffen. Bei den tausenden Entscheidungen, die wir täglich treffen, ganz schön anstrengend. Und kaum wer schaffts immer. Und vor allem dieser Gedanke: „Hach, ich schaffs doch eh nicht, wieso sollt ich mich überhaupt anstrengen! Komm, ich entspann mich und denk da einfach gar nimmer drüber nach!“ – der ist sicher sehr vielen schon gekommen.  Nicht kritisch zu denken, zu handeln, zu konsumieren ist verdammt einfach und sehr verführerisch. Aber ganz ehrlich: Besser fühlt sichs an, wenn man es wenigstens versucht. Und wenn man dabei auch noch grüne Angebote kritisch hinterleuchtet, dann hat man einen großen Schritt aus der ignoranten Masse heraus getan.

Der nächste Schritt: Was tun. Da bewundere ich Sina Trinkwalder sehr. Sie tut einfach. Zack, Idee, stur angegangen, und los. Und ich wieder gedanklich auf jeder dritten Seite: „Und was mach ich?“ Ja, die WearFair ist super, wir haben wirklich ein großes Angebot nachhaltiger Produkte stellen können, und die Art, wie es vom Publikum angenommen wurde, war fulminant, aber reicht das? Ich bring bald ein Buch heraus, und hoffe, dass das von ein paar Leuten gelesen wird, die sich bisher nicht wirklich mit diesen Themen auseinandergesetzt haben. Aber alles, was ich mach, ist kommunizieren. Ich schreibe, ich netzwerkle, aber himmelnochmal, ich würd so gern richtig machen!

Ideen sind da, der Mut noch nicht so ganz, aber eines ist sicher: Ich mach noch mal was richtig. 🙂 Das Buch von Sina Trinkwalder sollte übrigens dringend  von vielen Menschen gelesen werden, fantastische Gedankenanstöße!

wunder

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9 Gedanken zu „Vom richtig machen und vom richtigen Machen

  1. Michaela sagt:

    ich hab´s bestellt und bin gespannt – dir ein gaaaanz schönes Wochenende – alles Liebe Michaela

  2. Kaerlighed sagt:

    ich habe es sofort bestellt. bin sehr gespannt. danke für den tipp!!! lieber gruss, madhavi

  3. Ich habe das Buch gestern gelesen und kann nur sagen Hut ab vor dieser Frau. Endlich wieder einmal eine Frau die handelt, auch wenn sie ständig ihre Komfortzone verlassen muss………ein Mutmacherbuch für Frauen……….

  4. Dein Buchtipp ist sofort auf meine Leseliste (ich verlinke auch immer auf den Verlag und nicht auf den „Versandriesen“ –> eine „richtige Entscheidung mehr;-)) gewandert.

    Alte Gewohnheiten loslassen, neue Gewohnheiten einüben … das dauert halt. Ich mache es auch Schritt für Schritt, jeden Tag etwas mehr.

    Bleib dran!

    Viele Grüße,
    Anja

  5. […] – unmittelbar, nachdem ich dieses wunderbare Buch ausgelesen hatte, auf die Manomama-Website geschaut, was sie denn so im Shop haben – bei […]

  6. Buch ist schon bestellt 🙂

    … das mit dem endlich mal was Richtiges MACHEN wollen, ist offenbar ein weit verbeiteter Wunsch unter Leuten aus der Kommunikationsbranche. Kann ich aus eigener Erfahrung und aus vielen Kollegengesprächen nur bestätigen 😉 Ich bin gespannt, was aus deinen Ideen wird und wohin uns das MACHEN-Wollen so führt.

    Allerdings glaube ich auch, dass ebenfalls eine Kommunikationsleute-Berufskrankheit ist, den Wert von Kommunikation zu unterschätzen. Zum Beispiel Sina Trinkwalder: Was sie macht, wäre sehr viel weniger wirkungsvoll, wenn es nicht kommuniziert würde 🙂

  7. Sammy sagt:

    Auch wenn das ein bisschen komisch klingt: Statt Buch schreiben wäre es (vorher) vielleicht besser gewesen das Sortiment ein bisschen zu erweitern. Ich kenne Manomama schon länger und die hatten früher viel mehr im online-shop.
    Die Gefahr ist doch, dass viele das Buch lesen und dann im online Shop schauen. Da ist allerdings nicht viel drinnen und somit werden leider manche die gute Idee nicht in die Tat umsetzen können.

  8. Susanne sagt:

    Ich finde, dass Du richtig viel machst! Ohne Deinen Blog, Dein Interview in der Wienerin wär ich nie auf die Wear Fair gegangen, hätte nicht dieses Buch gelesen und wär mir jetzt nicht so sehr bewusst, was da in der Bekleidungsindustrie alles schief läuft. Es ist wichtig, dass es Leute wie Dich gibt, die darüber kommunizieren!
    Das Buch ist wirklich super, hab es gestern in einem Stück ausgelesen, Hut ab vor der Frau. Dir gute Besserung und mach weiter so!

  9. […] von manomama cool, und Sina Trinkwalder eine sehr lässige Frau. Dann kam das Buch von ihr, ich war restlos begeistert, und ärgerte mich ein kleines bißchen, dass ich keine Jeans brauchte, anderes gab es nicht […]

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