Aber Biomode ist teuer, nee, is klar!

Ich reg mich ja immer wieder gern auf über diese Läden, die das Partygefühl und die Clubatmosphäre über die Qualität ihrer Kleidung stellen. In Hamburg gibts gleich zwei Läden, in die ich dann doch hineinstolperte – einfach nur, weil ichs mal mit eigenen Augen gesehen haben wollte, anstatt mich immer nur drüber aufzuregen.

Laden 1: H.

Erwartungen erfüllt: Stockdunkel, nur einzelne Spots auf ein paar Kleidungsstücke gerichtet, ohrenbetäubende Lautstärke, und Preise, bei denen ich mir einfach nur dachte: Aber Biomode ist teuer, nee, ist klar.

Kurz: Alle (Negativ-)Erwartungen voll erfüllt. Und schockiert von der riesigen Zahl an Menschen, die  da rein drängten und mit Einkäufen den Shop wieder verließen. Der Shop ist ein lebendes Beispiel dafür, wie man rund um eine Marke einen Kult aufbauen kann, der die Leute blind werden lässt für Qualität und Produktionsweise. Geil, Shopping in Clubatmosphäre, man fühlt sich ja so cool.

Laden 2 war die große Schwester von H., A. Gleich am Anfang wurde meine Erwartung jedoch nicht erfüllt: Wo waren die halbnackten Männermodels? Weit und breit keine zu sehen. Na geeeeh. Doch dann, im Laden: Da waren sie alle. An den Wänden. Ehrlich, ich glaube, diese Wandmalereien wären in einem Gay Club wunderbar aufgehoben (auch wenn ich nie in einem war und niemandem auf die Zehen treten möchte): Vom Boden bis zur Decke halbnackte Männer beim Sport.

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Der Rest des Ladens hatte etwas Sakrales. Dunkel, süßlicher Geruch, dunkles Holz, große Dimensionen, dicke, die Schritte schluckende Teppichböden….und so laute Musik, DASS MAN SICH ANSCHREIEN MUSS; WENN MAN MIT DER FREUNDIN BESPRECHEN WILL, OB EINEM EIN STÜCK GEFÄLLT / PASST ODER NICHT!

Ich kann jetzt gar nicht sagen, dass das Scheisse ist, weil so viele Leute woanders drunter leiden (wobei, natürlich produzieren die auch in Bangladesch, Kambodscha und Co.). Nur, dass ich persönlich das Scheisse finde, weil sich die Leute hier so verarschen lassen. Ich werds ihnen auch nicht ausreden können, es gibt sicherlich mehr Leute, die das hier unglaublich cool finden, als solche, die sich denken: „WHAT THE FUCK? Was soll das alles bitte?“ Ich denk mir halt einfach nur: Arm. Da lassen sich Menschen im Sinne von Brot und Spiele wirklich komplett an der Nase herumführen, und das ganz offen und nichtmal irgendwie subtil versteckt, nein! Hier wird geprotzt, was das Zeug hält, und die Leute kapieren nicht, dass sie das, was sie da sehen, vom postmodernen Männerakt bis hin zur effektvollen und sicher teuren Beleuchtung alles mitbezahlen mit ihrer Kleidung. Eigentlich muss man A ja sogar gratulieren – die kriegen das echt dreist hin, im übertragenen Sinne aus Scheiße Gold zu machen. Respekt.

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Die ersten Stücke in den Ausstellungsreihen tragen jeweils diesen Zettel. Find ich lustig, wenn da so vier, fünf Ständer nebeneinander alle an vorderster Front „nicht für den Verkauf“ stehen haben. Ist so…. logisch!

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Einige sind sogar wirklich doppelt und dreifach gesichert, damit sie ja nicht gekauft werden. Ich kapiers vielleicht, wenn man es mir erklärt, aber sorry, auch dann werde ich es idiotisch finden.

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Wenigstens hatte ich Spaß mit dem Elch. Auch wenn ich tote Tierköpfe, die aus der Wand kommen, eigentlich ziemlich grauslich finde.

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Absicht. Cool siehts ja aus, aber wirklich cool ist das nur, wenn man sich solche Aufwetzungen in 15 Jahren Tragen ehrlich erarbeitet hat.

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Ich tippe auf Produktionskosten von knapp fünf Euro.

Getaggt mit , ,

16 Gedanken zu „Aber Biomode ist teuer, nee, is klar!

  1. ich bleib dabei. A&F steht immer noch für arsch und friedrich. und ich hab gleich mal ein schlechteres bild von einem menschen, wenn er einen hollister oder eben A&F Pulli trägt. So Vorurteilsbehaftet bin ich.

    • nunette sagt:

      Ja, eh. Ich war nur echt abseits der Mode an sich wirklich fast noch mehr schockiert, wie sehr sich die Leute hier verarschen lassen und dafür auch noch Geld bezahlen.

  2. Andreas sagt:

    Ich hatte mal das Glück in Mailand bei A&F vorbeizukommen, als keine Menschenschlange davor stand. Ich bin rein und habe mich schon mal gewundert, dass man sich das Sachen im Licht nicht ansehen kann.
    Dann mein übliches Etikettenspiel (um zu sehen woher das kommt). Sofort ein Aufpasser da, ob er mir helfen kann. „Ja, woher ist diese Jacke?“ – Nachsehen, Antwort: „China“. Ich: „Aha und die?“ – Nachsehen, Antwort: „China“. Ich wieder: „Aha und die dort?“ – Nachsehen, Antwort: „China“. Dann ich: „Aber ich dachte das ist eine amerikanische Firma?“
    Dann sah ich in große, verständnislose Augen und erntete eine „Beh, si“… aber das war es dann schon. Ich bin dann wieder raus und habe mich gewundert, warum sich Menschen so ein „Shoppingerlebnis“ antun…

  3. mukolama sagt:

    Bei meinem einzigen Besuch in „unserem“ H.-Shop vor einiger Zeit hab ich gar keine Preise an den Kleidungsstücken gefunden. Aber möglicherweise war es auch zu dunkel, um sie zu erkennen 😉

  4. Duuuu, Nunu, a bissl a andere Frage. Du, die da ja voll den Durchblick hat. Oder die eine oder andere Leserin hier: Kennst du Biolabels, die XS und bei Hosen Kurzgrößen führen? Ich würd ja so gern, aber wo ich bisher geschaut hab, hab ich im S zelteln können. (Und NEIN, liebe Verkäuferin, es reicht nicht, Hosen einfach zu kürzen, denn ob mans glaubt oder nicht, die haben das Knie miteingeplant. Und Hosenknie auf Schienbein ist kacke beim Hinsetzen.)
    Ich wohn eh in Wien, aber ich fühl mich trotzdem so planlos… Bitte bitte helfen!

    • Nachtrag: beim Anukoo hab ich schon gschaut, aber da ist das XS irgendwie für Langgrößen geschnitten BÄH die haben echt lauter komische Schnitte. Göttin des Glücks gefällt mir nicht sooooo, also ich find die Schriftzüge doof, und sind auch irgendwie alle groß geschnitten.
      Waaaaaaaarum gibts keine Ökosachen für kleine Frauen?! Miau, miau, jammern!

      • Martina sagt:

        Hab dasselbe Problem – wurde fündig bei Grüne Erde (Shop Mariahilfer Str./Versand), People Tree (leider bloß Versand).

    • Daisy Chain sagt:

      Hast du bei Armed Angels schon geschaut? (weiß grad nicht auswendig, welche Größen die haben..)

      • Bei armed angels seh ich am ersten Blick, dass die T-Shirts alle sehr lang geschnitten sind. Grüne Erde müsst ich malmgenauer schaun, im Herbst waren leider nur warme Farben da, in denen schau ich krank aus… People tree! Die kenn ich noch nicht! Da werd ich mal schaun 🙂 hoffentlich ist der versand ok… Aber lieber wär mir schon, wenn ich die Sachen in einem Geschäft wo probieren könnt.

    • Wolf sagt:

      Ich bin auch ein Zwerg, und zum Glück dünn genug, um in der Kinderabteilung zu kaufen… eh ich bei den Damen eine Kurzgröße einer XS gefunden hab, zieh ich eine 158 aus der Mädchenabteilung an.

  5. Franka sagt:

    Produktionskosten 5 Euro? Glaub‘ ich nicht. Die haben das aus meinem Lumpensack genommen. Ich sortier nämlich grad aus 😉
    Herzliche Grüße.

  6. ibrauchnix sagt:

    Also der Elchkopf steht Dir.

    Und ich find‘ A&F schlicht geil, Konsumtheater OHNE Eintritt zu zahlen – allerdings halte ich es nicht lange aus da drin…. schlechte Luft (zu viel sportlicher Männerschweiß wahrscheinlich) und wenn die Musik leiser wäre, könnte man die Dialoge der Schauspieler auch besser verstehen…… und wenn die Beleuchtung ein Tacken heller wäre, könnt man auch die Gesichter…… wie gesagt, ich könnte stundenlang zuschauen, ist irgendwie wie eine Jeff Koons LivePerformance…. und nicht wirklich wirklich…. ich war sprachlos, als ich da drin war & als ich wieder raus kam auch – und das mir, wo mir sonst ja fast nie die Worte fehlen….

  7. Daisy Chain sagt:

    Also spätestens als ich das Statement gehört hab, dass es bei denen keine großen Größen gibt, weil der Oberboss (dessen Namen ich verdrängt hab) will, dass nur „schöne Menschen“ die Klamotten tragen, sind die bei mir untendurch. (Nicht das ich vorher mal was dort gekauft hätte…)

  8. Lady Lynn sagt:

    Und die Leute stehen auch noch an vor dem Laden, gesehen vor ein paar Jahren in Singapur… Unglaublich!

  9. blaupause7 sagt:

    Läden, in denen man sein eigenes Wort nicht versteht, haben bei mir grundsätzlich keine Chance. Wenn ich mir das Bild mit dem zerfransten Ärmel anschaue, dann sieht das für mich nicht cool aus, sondern als ob die Motten darin Party gefeiert hätten.

    Aber das gleiche Spielchen, was miserable Qualität angeht, finde ich auch bei der spanischen Kette mit dem großen D (die noch so dreist sind, ihre Ware als „handmade“ zu bezeichnen; jedenfalls hatten die das mal) – oder bei Camp David. Völlig nichtssagendes Zeugs in billigster Qualität zu überteuerten Preisen.

    Da geht es mir wie dir? Leute kaufen dort und behaupten, Bio sei teuer. Ich versteh es einfach nicht.

  10. […] rufen: Ich war sie mal in Hamburg “besuchen”, es mündete in einem Beitrag namens “Aber Biomode ist teuer, nee, ist klar”. Das sind die, bei denen es (miesest produzierte) Damenfetzen nur bis Größe M, für Kerle bis XXL […]

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