Gestern bin ich über diesen schon etwas älteren Nachrichtenbeitrag gestolpert: In Bangladesch wurden zwei aneinander angrenzende Fabriksgebäude wegen gravierender Baumängel geschlossen. Gut, soweit mal eine positive Sache – die NäherInnen sind nicht mehr in Gefahr.
Doch dann hab ich mich beim Lesen fast an meinem Frühstück verschluckt: In den beiden Fabriken arbeiteten insgesamt 6000 Leute. SECHSTAUSEND. In Österreich gabs gerade neue Kollektivverhandlungen für die Textilbranche. Da handelt es sich INSGESAMT um bissl über 8000 Leute. In Bangladesch kommen auf zwei Fabriken sechstausend. Und diese sechstausend Leute wurden einfach so entlassen. Zack, fertig, morgen brauchst nimmer kommen, das Haus fliegt nämlich bald zamm.
Ohne Entschädigung, ohne gar nix. Gut, so wie ich das bisher mitbekommen habe, ist es in Dhaka für NäherInnen nicht gar so schwer, schnell was neues zu finden (es sei denn, man war bei Rana Plaza dabei, gilt als „gestört“ und ist auf einer roten Liste, die die Fabriksbetreiber untereinander weitergeben – sie wollen keine Traumatisierten aufnehmen). Aber sechstausend auf einen Schlag? Das ist komplett illusorisch, dass die alle schnell wieder unterkommen. Vor allem, dort ist es nicht so, dass man schnell mal mit der Ubahn in einen anderen Bezirk zu anderen Fabriken fährt – alles, was per Fußmarsch erreichbar ist, ist realistisch, alles weitere nicht.
Mir hauts echt bei den Relationen, wie mit menschlicher Arbeitskraft umgegangen wird, immer wieder den Vogel raus.
Ich finde das ganze Thema sehr schwierig. Wir machen uns alle Gedanken darüber, wie wir die Arbeitsbedingungen der Näherinnen verbessern können. Zur zeit heisst die Konsequenz der meisten ein Boykott aller Textilien, die in Bangladesh gefertigt werden. ich habe nicht das Gefühl, dass das etwas hilft, sondern eher, dass Näherinnen dort komplett ihre Arbeit verlieren. Und damit ist ihnen auch nicht geholfen. ich bin ratlos, was man tun soll!
Ja das Thema ist ganz traurig. Ich kaufe aber allein wegen des Umweltschutz Bio und Fair. Ich denke, wenn man fair gehandelte Produkte kaufe hilft man auf lange Sicht den Menschen am ehesten. Ansonsten versuche ich sinnvolle Hilfsprogramme zu unterstützen.