Textile Logik ist nicht gleich textile Logik

Eine Leserin hat mir kürzlich diese Dokumentation von 3sat mit den Worten „Ich weiß primark steht für billig, aber es wird ja alles gleich hergestellt egal ob billig oder teuer. Ist das dann nicht ehrlicher bei den günstigen einzukaufen? Denn meiner Meinung nach ist das einzige was mit dem Preis steigt der Gewinn der Firmen“ auf meine Facebookseit gepostet. Zunächst mal: Ja, ich kann diesen Frust und diesen Gedankengang nachvollziehen. Dieses „Wenns doch eh genau gleich produziert ist, wieso sollt ich dann so deppert sein und das Teure kaufen, da fall ich doch nur aufs Marketing der Firmen rein“. Ich denk mir das manchmal bei verpackten Lebensmitteln oder Elektronika. Ich will telefonieren, brauch ein bissl Internet und will fotografieren. Ob mein Handy per Fingerabdruck entsperrt und ich es auch auf der Rückseite entsperren kann, dass ist mir doch bitte herzlich dulli. Da will ich nicht mehr bezahlen. Ist doch eh die gleiche Produktion.

Aber. Aaaaaaaaaaaaaber. Und ich werd wirklich immer noch nicht müd, das zu schreiben. Der Preis sagt NULL über die Produktionsweise aus. Da stimmt die Logik der Leserin soweit. Aber was ist denn die Konsequenz? Einfach sagen, dass wenns eh nichts bringt, kauf ich halt das für meine Börse leistbarste? Oder kann ich nicht doch überlegen: Moment, es ist doch absurd, dass die Produktionskosten eines Shirts sich im Centbereich bewegen, und dafür Arbeiterinnen leiden, nicht ausreichend bezahlt werden, vergiftet werden, und unsere Umwelt obendrein noch mehr als massivst belastet wird? Das alles in Ländern, die wir nichtmal im Urlaub besuchen würden, selbst wenn wirs gern exotisch und asiatisch mögen? Nein, bitte diese Müllberge wollen wir da nicht sehen, sondern lieber das Infinity-Pool mit Blick aufs Meer, und lieber einen Gin Tonic als einen White Russian, man weiß ja nie bei den Milchprodukten (jaaa, sorry, übertrieben formuliert, aber mir gehen Menschen, die es sich leisten KÖNNEN, und zwar mehr als nur das, aber sagen, sie finden ein Shirt für 15 Euro teuer, einfach massiv auf den Socken. Und damit meine ich NICHT die Leserin, die mich drauf hingewiesen hat, bevor die jetzt stinkesauer den Computer mitten im Lesen abdrehen will).

Also. Zurück zum Text. Wenn man wirklich verhindern will, dass Umwelt und Arbeiterinnen für die Produktion eines Shirts leiden, dann ist nicht der Preis das Kriterium, sondern die Produktionsweise. Gütesiegel wie GOTS oder Fairtrade, oder Produktion im eigenen Land (mit den entsprechenden Arbeitsgesetzen). Darauf muss man schauen. Und da sollte auch die Bepreisung eine ehrliche sein. Da zitiere ich immer wieder gerne die Manomama-Homepage, wo die klare Ansage steht: „Der Preis eines manomama-Textils ist das, was ihr bezahlen müsst, wenn ihr wollt, dass jeder in gleichen Teilen in der Wertschöpfungskette von seiner Arbeit leben kann. “

Ach ja, und Firmen, die so handeln, es aber nicht kommunizieren, wird es kaum geben. Warum? Weil die Sachen natürlich etwas teurer sind als bei Primark und Co., und um diesen Preisunterschied den KonsumentInnen klar zu machen, wird eben auch darauf hingewiesen. Auch das find ich nur fair  – den Traum von einer Welt, in der in der Produktion alles fair zugeht und wir davon ausgehen können, dass nix Böses passiert in der Lieferkette, den hab ich sowieso schon lang aufgegeben…

Optische Entdeckung auf der Meidlinger Hauptstraße. Was für ein Relikt. Eigentlich sollte man in diesem Zentrum ganz viele biofaire Produkte verkaufen :)

Optische Entdeckung auf der Meidlinger Hauptstraße. Was für ein Relikt. Eigentlich sollte man in diesem Zentrum ganz viele biofaire Produkte verkaufen 🙂

PS. Ja, und ich denke grad intensiv drüber nach, ob mein nächstes Handy zumindest mal ein Fairphone ist. Und ob meins noch so lang lebt, dass es bis zur Lieferung eines Fairphones hält 🙂

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3 Gedanken zu „Textile Logik ist nicht gleich textile Logik

  1. Liebe Nunu,

    ich hab dir mit auch mit einem Blogeintrag geantwortet, denn für einen Kommentar ist es leider zu lang
    http://janaslieblingsdesigner.blogspot.co.at/2014/07/kritischer-blick-auf-die-textilindustrie.html

  2. Lady Lynn sagt:

    Liebe Nunu. Wegen dem Fairphone: kann es nur empfehlen. Bin sehr zufrieden damit und finde es nach wie vor eine gute Sache. Die machen immerhin was und rütteln die Branche etwas auf. LG Lynn

  3. Sandra sagt:

    Liebe Nunu, danke für wieder einen guten, ehrlichen und wichtigen Blogeintrag. 🙂 Nana, aber doch niemals die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgeben, sonst ist doch alles umsonst (und was stetig besser wir, wird hoffentlich irgendwann gut). Nicht umsonst sagt man „die Hoffnung stirbt zuletzt“. Also heißt es weiter kämpfen für eine faire, nachhaltige Zukunft (wie mein Vater immer so schön sagt, das Leben ist nun mal ein einziger Kampf). Auch deinen letzten Blogeintrag fand ich irgendwie augenöffnend, mir war es bisher tatsächlich nicht bewusst aufgefallen, dass es selten nachhaltige Unterwäsche gibt und dann auch noch schöne (und vielleicht trotzdem nicht unbedingt teurer als z.B. ein Jäckchen). Zu deinem PS: Falls dein Handy doch demnächst schlapp machen sollte, würde es vielleicht auch ein Gebrauchtes vorrübergehend tun. Fühle dich freundlichst gegrüßt, Sandra

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