Ganz arg, ich werd alt. Irgendwem hab ich kürzlich die Top 3 meiner skurrilsten Erlebnisse erzählt, und ich hab eins davon vergessen. Aber das ist auch egal, weil gestern ist was passiert, dass diese vergessene dritte Geschichte sowieso verdrängt. Und damit ich DIE nicht vergess, muss ich sie – etwas offtopic – hier aufschreiben. Ich hoff, ihr seid mir nicht böse, ich finds so toll. Im Notfall bitte abspeichern unter „Dinge vom Flohmarkt haben Geschichte“.
Also. Gegen Ende September war ich mit einer Freundin auf einem Flohmarkt im Gartenbaukino. War ein privater Markt, ich weiß gar nimmer von wem und wie organisiert, ich glaub, irgendwie Bloggersphären-nah, ich war zwecks Ablenkung, aber ohne Kaufziel dort. Im hinterletzten Eck fand ich dann in einer kleinen Kiste diesen Ring. Drei Euro. Der musste sein. Ich mag sie ja, die tierischen Ringe, und wenn sie dann noch offen sind, überhaupt super. Das Material konnte ich nicht einschätzen, für einen Textilschwedenmodeschmuckring war er etwas schwer, aber silber war er auch definitiv nicht. Ich hielt ihn wirklich für ein billiges, aber lustig designtes Massenprodukt.
Gut, weiter im Text, wir spulen vor bis zu gestern Abend, also drei Monate später. Eine liebe Freundin feiert Geburtstag, es kommt ein Pärchen, beide Künstler. Zuerst bewundere ich seine Ringe, er trug sieben an der Zahl, tolle Teile dabei. Dann schaute ich verstohlen auf ihre Hände und sah: Genau diesen Ring. Ich lachte: „Ich hab genau den gleichen!“
Was folgte, war fulminant. Beide schauten drein, als ob ich mit einem Lastwagen über sie drüber gefahren wäre, und meinten unisono: „Das ist unmöglich!“.
„Wieso?!“
„Weil ich den entworfen habe, diesen Ring gibt es nur einmal, für meine Frau!“
Ich suchte auf dem Handy obiges Foto heraus. Nochmal Lastwagenblicke. Und der Versuch einer Rekonstruktion. Also. Er hat für sie diesen Ring entworfen. Da bekommt man dann immer ein Teststück aus Messing versilbert (aaah! deshalb so schwer!), an dem man noch Kleinigkeiten reklamieren kann, bevor das finale Stück in Silber gegossen wird. Er zahlte für diesen Testenwurf übrigens 50 Euro. Als er gefragt wurde, ob er ihn mitnehmen will, verneinte er. Daraufhin hängte der Goldschmied den Ring in seine Auslage irgendwo im ersten Bezirk, allerdings unverkäuflich. Anscheinend dürfte er dann sein Herz an eine Dame verloren haben und ihn hergeschenkt haben, jedenfalls kaufte ich knapp sechs Monate später eben diesen Ring einer hübschen kleinen blonden Dame um drei Euro am Flohmarkt ab. Oder waren überhaupt nur zwei Euro?!
Aber bitte wie wahrscheinlich ist die Tatsache, dass sich die zwei Menschen, die die zwei Versionen dieses Rings besitzen, zufällig in einer Weinbar im Zweiten treffen?!
Ich weiß jetzt, dass das kein Hase, sondern eine Fabelmischung aus einem Hasen und einem Präriehund ist. Und dass dieses Tier und dieser Ring anscheinend ganz viel Bedeutung für die beiden hat. Für mich jetzt auch, wenn auch andere: Wien hat einfach ganz fabelhafte Geschichten auf Lager, wenn man die Augen offen hält.
Wow, das ist mal eine bemerkenswerte Geschichte!
Da glaubt man schon gar nicht mehr an Zufälle.. der Ring ist wirklich niedlich, der wäre direkt bei mir gelandet, wenn ich ihn gefunden hätte 😀
Tolle Geschichte! Nun hat der Ring fuer dich bestimmt noch mehr Wert als zuvor schon!
Tolle Geschichte und vor allem – ein unglaublich toller Ring!
[…] textil. Zwar hab ich immer wieder Ausreißer, die nicht so ganz textil sind, aber einfach schöne Geschichten, aber im Großen und Ganzen: Hier gehts weiterhin um faire Mode und bewussten […]