Shoppingdiät: „Was soll der Mist?“

Puh, was für ein Tag. Etwas stressig, wenn sich familiäre und berufliche Verpflichtungen überschneiden. Daher jetzt erst Zeit zum Bloggen (und ok, gestern war ich zu faul, was vorzubereiten). Also. AAAAAAAAAAAAAAAAAAaalso. Das wird jetzt ausführlich. Ich bin heut über einen Blogbeitrag gestolpert, der mich dann doch etwas verwundert hat, bzw. bei dem mir ein bissl die Kinnlade beim Fuß gehangen ist. Bloggerin Modepraline schreibt wörtlich über Shoppingdiäten: „Was soll der Mist?“

Liebe Modepraline.

Das soll jetzt gar kein reines Plädoyer FÜR Shoppingdiäten sein. Aber eine Gegenposition zu deiner, mir etwas unreflektiert erscheinenden Ablehnung:

Ich habe mich ein bisschen – zugegeben nur sehr rudimentär – auf Deinem Blog umgesehen. Du bist, wenn ich das aus einem anderen Text von dir richtig rausgelesen habe, Schweizerin und 48 Jahre alt, und außerdem, gemessen an deinen Mode-Posts, nicht gerade arm. Das bedeutet, dass du doch eigentlich die Zeiten VOR Fast Fashion bereits miterlebt haben solltest. Also als es noch keinen Textilschweden in jeder Kleinstadt gab, beispielsweise. Als man sich Kleidung kaufte, die mehr als „mindestens drei Waschgänge, maximal eine Saison“ überleben musste. Ich seh schon ein, es scheint in deiner Preisklasse kein Thema zu sein, man schaut bei Luxus auf Qualität. Allerdings wird auch qualitativ hochwertiger Luxus immer teurer, weil es immer mehr zu etwas Besonderem wird. Auf Shoppingdiät gehen jedoch zum überwiegenden Teil jene, die eben doch Textilschwede und Co. konsumieren, und nicht High End.

Ich dachte ja zunächst beim ersten Durchlesen, du bist wahrscheinlich ein 15-jähriges Mädchen, das nicht kennt, wie es ist, wenn man nicht bereits am Bahnhof diverser Städte so ziemlich alle Modeketten nebeneinander hat. Aber du bist erwachsen, arbeitest anscheinend sogar selbst in der Modebranche. Du hast jahrelange Erfahrung. Da muss ich leider sagen: Ich verstehs nicht.

Mode, die die Massen hier in Österreich und der Schweiz konsumieren, wurde in Billig(st)lohnländern wie Bangladesch und Pakistan produziert (schau mal in die Einnäher deiner Teile, ich bin mir sicher, dass auch da einige Male China, Türkei oder Pakistan drinsteht. Luxusmode wird nämlich auch dort produziert, nicht nur die billigen Fetzen). Bei sehr vielen Frauen, die auf Shoppingdiät gehen, scheint es wie in meinem persönlichen Fall: Zunächst stellen sie fest: „Momentmal, ich geh viel zu viel shoppen, ich hab viel zu viel anzuziehen, ich brauch das ja alles gar nicht!“, und in dem Moment, in dem sie anfangen, sich zu informieren, fällt der Groschen. Der Schalter liegt bei jeder woanders, bei der einen ist es die Kinderarbeit, bei der zweiten die Arbeitsbedingungen der Näherinnen, bei der nächsten die giftigen Chemikalien, die nicht nur chinesische, sondern auch hiesige Flüsse verschmutzen, die dritte kotzt einfach dieser immer schlimmer werdende Konsumismus („Du bist, was du kaufst, und davon bitte viel!“) an. Bei mir ists irgendwie alles auf einmal 🙂

Du schreibst:

Stolz am Schaufenster vorbeizugehen, nur zu schauen und nicht zu kaufen, das ist die Herausforderung. Und sich dabei sehr gut fühlen zu können, ist die Königsdisziplin.

Da kann ich nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen: Darum geht es sowas von nicht. Es geht nicht darum, dass ich mich gut fühle, weil ich Dingen widerstehe. Es geht darum, mich gut zu fühlen, weil ich mich von meinen Sachen zuhause nicht erschlagen fühle, und vor allem: Weil ich weiß, dass ich mir nicht schon wieder ein neues Kleid gekauft habe, weil mein Chef im Büro blöd war oder ich mit dem Partner gestritten hab und deswegen schlecht drauf bin. Es geht darum, zu durchschauen, warum uns Shopping als Hobby eingetrichtert wird. Es geht darum, den Marketing-Gags der Unternehmen mit offenen Augen zu begegnen. Und es geht auch darum, sich sehr wohl – nach Ablauf des festgesetzten Zeitrahmens – hin und wieder auch wirklich etwas zu gönnen und das auch genießen zu können. Aber es geht definitiv nicht darum, sich besser als jene zu fühlen, die gerne shoppen gehen. Jede/r muss für sich selbst feststellen, wo die eigenen Grenzen liegen – noch lange, bevor die eigentliche Kaufsucht anfängt.

Du schreibst:

Wenn wir nicht mehr einkaufen, blockieren wir den Geldkreislauf. Damit schwächen wir die Wirtschaft und gefährden Arbeitsplätze. Und mit dieser Art von Diät haben die Menschen in Drittweltländern auch nicht mehr zu essen. Wem also nützt dieses Vorhaben schlussendlich?

In den Zeiten, als Modekauf noch nicht zu einem derartigen Massenphänomen geworden war, da funktionierte das doch auch mit dem Geldkreislauf? Also gerade in der Schweiz seh ich da kein Problem, die ist vorm Textilschweden auch schon im Geld geschwommen. Ich bin große Anhängerin des Zitates (weißnichtvonwemsorryhabsaberschonoftgehört): „An unendliches wirtschaftliches Wachstum auf einem mit endlichen Ressourcen versehenen Planeten glaubt nur ein Ökonom oder ein Idiot.“ Natürlich gilt es, unsere Wirtschaft am Leben zu erhalten, aber kann man Wirtschaft bitte mal endlich etwas anders denken?? Es muss nicht mehrmehrmehr sein, weil das geht nicht nur im wahrsten Sinne auf unsere Kosten, sondern auch auf die der ArbeiterInnen in den Billiglohnländern. Warum? Weil sich der Preiskampf, der bei uns tobt, auch auf sie auswirkt. Die Argumentation, dass wir den Menschen dort helfen, indem wir hier billige Mode konsumieren, von der sie genau 1% vom Verkaufspreis bekommen, halte ich bei den hiesigen Modekosten für menschenverachtend, sorry. Hilfe ja, Hilfe zur Selbsthilfe in diesen Ländern ja, aber das muss auch anders gehen als auf diese für mich kolonialistisch anmutende Art. Außerdem: Da wär auch noch das Ding mit der Ökologie.

Du schreibst:

Eigentlich gibt es bei einer Shoppingdiät nur Verlierer. Und die Brieftasche wird bei der Diät erst noch fett, und nicht schlank.

Sorry, bis jetzt habe ich mich bemüht, dir höflich, nicht beleidigend, und halbwegs mit Fakten oder meiner klar dargestellten Meinung als Gegenposition zu begegnen. Jetzt kann ichs mir aber nicht verkneifen: Hast du bei diesem Satz nachgedacht, bevor du ihn geschrieben hast? Es ist in deinen Augen also schlecht, eine fette Brieftasche zu haben?!?! Ich versteh das wirklich nicht, auch nicht, wenns ein Wortspiel sein soll, sorry.

Du schreibst:

Diäten sind ohnehin Blödsinn und der Jojo wird auch da zuschlagen. Wie bei jeder Diät!

Da muss ich dich leider enttäuschen. Natürlich habe ich in den letzten zwei Jahren zwei, dreimal shoppingtechnisch wieder wirklich zugeschlagen. Aber wenn man sich einmal wirklich damit auseinandersetzt, was passiert in der Welt der Textilproduktion, dann will man da gar nicht mehr zurück. Infos über Rana Plaza, über Chemie in der Kleidung, über die Art, wie wir eigentlich verarscht werden von den Unternehmen, haben mir persönlich (und auch sehr vielen Bloggerinnen bzw. einfach Frauen, müssen ja nicht immer gleich Bloggerinnen sein) nachhaltig den Appetit  verdorben. Wenn Kleiderkauf, dann Second Hand oder bio und fair.

 

Getaggt mit , , , ,

27 Gedanken zu „Shoppingdiät: „Was soll der Mist?“

  1. Ja, ja und JA! Ich teile deine Meinung voll & ganz! Ist ja auch furchtbar, so eine fette Brieftasche… 😉

  2. Jen sagt:

    (So mein erster Kommentar hier, nachdem ich jetzt schon fast ein Jahr still mitlese).

    Sehr schöner Beitrag von dir :).

    Ich nehm ja mal stark an, dass es sich bei dem schweizer Beitag eher um eine Verteidigung des eigenen Berufs handelt. (was ich so aus den Kommentaren herausgelesen hab, ist sie ja selbst auch in der Modebranche und ihre Argumentation klingt auch stark nach der eines Modekonzerns)

  3. Katrin sagt:

    Irgendwie ist meine Brieftasche weder während der Shoppingdiät noch danach fett gewesen 🙂

  4. bianca sagt:

    die ist 48?? dachte beim lesen ihres Beitrages das ist ein maximal 20 jähriges-aus-prinzip-alles-scheiße-findendes-weil-das-viel-cooler-ist-girly. ohje ohje

    und ich hoff ja doch nicht, dass wir mit weniger shoppen gleich eine erneute Wirtschaftskrise auslösen. ich für meinen teil investieren geld, das durch weniger shoppen überbleibt, lieber in einen urlaub, eine Anschaffung für meine Wohnung, what ever … aber gut, bei manchen hilft auch viel nachdenken nix

  5. modepraline sagt:

    Meine Liebe! Wie schön, dass Du Dir so viel Zeit für mich und meine Zeilen genommen hast, ich fühle mich geehrt! Schade nur, dass Du offenbar ganz viel nicht kapiert hast. Also: Wenn eine Brieftasche fett wird, dann ist das nicht unbedingt gut, denn das Geld bleibt in der Brieftasche, anstatt in den Kreislauf zu gelangen, wo es die Wirtschaft ankurbeln muss. Als Unternehmerin weiss ich, wovon ich rede, denn ich kenne beide Seiten der Medaille. Diejenige, der Konsumenten aber auch jene, welche die Ware einkaufen, um sie dann zu verkaufen. Ich kenne sogar den Kreislauf und die Produktionsländer und ich weiss sehr wohl, dass die Billigketten oft parallel zu den High End Labeln in den gleichen Fabriken produzieren. Ich schaue bei meinen Marken aber sehr darauf, wo/wie und unter welchen Umständen produziert wird, soweit dies in meiner Macht liegt. Sei es mit Bescheinigungen oder Deklarationen oder gar mit Besuchen.
    Bei second hand, bio und fair in unserem Alter verstehe ich nur „Birkenstock“, Stricksocken und Vegane Küche. Nicht meine Welt, sorry! Falsche Adresse. Premium Marken sind qualitativ hochwertig; Jeans sind zum Beispiel ohne tödliche Chemie hergestellt, wenn sie im Verfahren richtig behandlet wurden (sie müssen färben, sonst sind sie chemisch vergiftet). Wenn ich eine Jeans für 250 Euro kaufe, enthält diese eine saubere Deklaration und ich weiss über das Verfahren Bescheid. Bei einer 20 Euro-Jeans steht höchstens drin „Made in Bangladesh“ und Cotton, dann wars das aber auch schon.
    Sorry, aber es ist doch schön, dass Du Dir so viele Gedanken gemacht hast – auch wenn diese locker zu widerlegen sind. Ach ja: Nicht alle Schweizer schwimmen im Geld, nur weil sie Schweizer sind! Da scheint Dein Wissen auch ziemlich begrenzt zu sein. 🙂

    • nunette sagt:

      Bin nur noch am Handy, aber kurz: 1. der Preis einer Jeans hat null Aussage. Frei von giftiger Chemie sind nur bio-denim Jeans, ohne Sandblasting. 2. Es gibt auch für dich viel mehr als Birkenstock. Viiiiiel mehr. 3. Ich meinte die Schweizer (Banken)Wirtschaft, nicht die Schweizer. Ich habe selbst in der Schweiz gelebt. 4. Überdenke deinen Ton bitte. Bis auf das Geldbörsenbeispiel habe ich dir einfach eine andere Position dargestellt. Ich will dir nicht von oben herab begegnen. Tu du es auch nicht bitte. Danke.

      • modepraline sagt:

        Meine Zeilen tönen, ich bin stolz! Und offenbar kommt es so an, wie ich es senden möchte! Ziel erreicht! Schlaf gut!

      • Birgit C. sagt:

        „… offenbar kommt es so an, wie ich es senden möchte! Ziel erreicht!“
        Das Ziel war, Nunu von oben herab zu begegnen? Sehr reife Leistung für eine erwachsene Frau … Tolle Argumentation, bin beeindruckt.

        Das Argument mit dem Geldkreislauf und der sogenannten „fetten Brieftasche“ ist übrigens einfach nicht gültig. Wo steht es, dass man beim Shoppingdiät nicht das gesparte Geld für etwas anderes ausgibt (Reisen, Erlebnisse, gutes Essen, …)?

    • Gerlinde sagt:

      Liebe Modepraline, da fehlt Ihnen doch einiges Wissen. „Second hand, bio und fair“ ist mehr als Birkenstock. Kennen Sie zum Beispiel „Göttin des Glücks“ aus Österreich? Es gibt viele sehr hochwertige Label, die bio und fair produziert werden. Und es gibt Secondhand-Shops die H&M und Co. ablehnen. Mehr differenzieren bitte! Klar, Sie sind Unternehmerin in der Modebranche und sorgen sich um Ihr Einkommen. Gerade Sie an einer Schaltstelle sollten auf „fair und bio“ achten und keine Vorurteile pflegen. Freundliche Grüße und auch mit 48 kann man noch lernen und etwas verändern – wenn man bzw. frau will!

    • EriksMama sagt:

      neee das Geld bleibt nicht in der Brieftasche, es kommt auf die Bank oder ich kauf mir gutes Essen dafür oder ich arbeite weniger weil ich auch weniger brauche oder ich habe schneller Eigenkapital für eine Eigentumswohnung.
      Ihnen ist wohl langweilig, sonst würden Sie nicht so unreflektierten Bullshit von sich geben.

      • modepraline sagt:

        Schöne Sprache!

      • nunette sagt:

        Achtung, Eigentorgefahr 😉

      • EriksMama sagt:

        Ohjemine. Asche auf mein Haupt. Jeder hat natürlich das Recht auf seine eigene Meinung und auch Ignoranz. Ich habe mich einfach kurz hinreissen lassen.

        Übrigens, freut sich natürlich vornehmlich die deutsche Wirtschaft über die Konsumfreude der Schweizer, die getreu dem Motto: „musch kaufe isch huregünschtig“ die deutschen Grenzstädte überfallen:-).

    • Liebe modepraline,

      ich bin ebenfalls Unternehmerin, genau wie du. Ich biete in meinem Geschäft ökologische und faire Kleidung für Groß und Klein an. Ich kaufe von verschiedenen, hochwertigen (hauptsächlich GOTS) zertifizierten Firmen Kleidung ein, um diese wieder zu verkaufen. Dafür musste ich einen Finanzplan schreiben, mir Geld leihen und weiß sehr genau, wie der Wirtschaftskreislauf läuft. Ich unterrichte an einer Hochschule für Wirtschaft und Recht „Nachhaltiges Management und Design“, da ich ursprünglich Produktdesignerin bin. Außerdem habe ich aus Überzeugung den Verein sustainable design center e.V. in Berlin mitgegründet. (normalerweise stelle ich das alles nicht so in den Vordergrund, aber weil du bei Nunu die wirtschaftlichen Punkte in Frage stellst, dies erst einmal zur Info.)

      Trotz allem oder gerade dadurch sehe ich mich als Geschäftsführerin in der Verantwortung verschiedene Lösungen für alle meine Kund*innen anzubieten und versuche sehr stark in einem nicht-durch-gentrifizierten-Stadtteil von Berlin in verschiedenen Preisklassen Kleidung anbieten zu können, die unter oben genannten Gesichtspunkten vertretbar ist.
      Außerdem versuche ich mit informationsveranstaltungen in meinem Laden aufzuklären und biete auch Workshops an, in denen wir zusammen aus Restgarnen Häkeln und Stricken, alte Kleidung bedrucken, kaputte Kleidung flicken und überhaupt der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken. Letzte Woche hatte ich zum Beispiel eine Bekannte eingeladen, die die Klamottenkur von modeprotest vorgestellt hat (www.klamottenkur.de) und mit der ich und die Gäste gemeinsam diskutieren konnten.
      Ich möchte zeigen, dass es immer und für jeden Möglichkeiten gibt ökologisch und sozial zu konsumieren, selbst wenn es darauf hinaus läuft, weniger zu konsumieren. Dies mache ich aus Überzeugung und habe oft Diskussionen mit einem Kundenkreis in verschiedenen Altersklassen, wieso ich dies tue.
      ich habe keinesfalls das Gefühl, dass mich meine Einstellung schadet und ziehe mit ein paar (immer mehr werdenden) Läden und ziemlich vielen Firmen an einem Strang.
      Wir setzen uns zusammen für eine nachhaltige Entwicklung der Modebranche ein und vestecken auch den ein oder anderen Nachteil mancher Materialien oder Firmen nicht. Aber so hat der/die Kund*in die Chance schneller und besser zu differenzieren.

      Ich habe schon in vielen Einzelhandelsgeschäften gearbeitet und tatsächlich zu meiner Studentenzeit auch bei McDonald. Ich habe in dem Moment auch keine anderen Möglichkeiten gesehen, um ansonsten weiter studieren zu können. Ich kann mittlerweile darauf zurückblicken und sagen, dass mich diese verschiedenen Erfahrungen so weit gebracht haben, dass ich schon 2004 entschieden habe, keine Produkte entwerfen zu wollen, bei denen ich nicht weiß, wie sie hergestellt werden. Daher habe ich sie entweder selbst hergestellt oder mich auf die Lehre spezialisiert. Viele produzierende Firmen haben genau so angefangen und genau das geändert. Danke an recolution, SEY, people tree, slowmo und Co….Ohne diese Firmen könnte ich heute nicht in meinem eigenen Laden stehen und Kleidung anbieten von der ich fest überzeugt bin, dass sie wunderbare Alternativen bieten zu den herkömmlichen Marken und von der Qualität wesentlich langlebiger sind und schnell zu Lieblingsstücken werden, die nicht nach einer Saison aus ddem Schrank wandern.

      Der Kreislauf funktioniert meiner Meinung nach sehr gut und ich freue mich sehr, dass immer mehr Kund*innen reflektieren und nachfragen.
      Meinem Unternehmen schadet es nicht, wenn ich meinen Kund*innen den Tipp gebe in dem ein oder anderem Second Hand Laden nach einem Blazer für ein Vorstellungsgespräch zu schauen, wenn Ihnen der nachhaltig produzierte zu teuer ist und ihnen dabei noch sage, dass Strumpfhosenlöcher auch flickbar sind. Dann kaufen sie vielleicht das weiße Basict-shirt bei mir oder empfehlen mich weiter, weil ich Ihnen helfen konnte und sie sich gut beraten fühlen.
      Wenn ein/e Kund*in am zweifeln ist, dann rate ich ihr, zuhause den Kleiderschrank zu kontrollieren und zu schauen, wo das eventuell neue Kleidungsstück zu passen würde und ob es die Garderobe ergänzen könnte oder ob es vielleicht doch nicht das richtige Kleidungsstück ist, welches dann ausgiebig genutzt wird. Es wäre ja schade drum…

      Ich als Unternehmerin bin der Meinung, dass der wirtschaftliche Kreislauf definitiv funktionieren kann, auch wenn Konsument*innen bewusster shoppen gehen oder eine Kleidungsdiät, -kur oder ähnliches machen. Ich finde das es eine sehr gute Entwicklung ist.
      Die Wirtschaft muss offen sein für Veränderungen, um die Welt für jede/n gerechter gestalten zu können und weiter überleben zu können.
      Auch die „alt-eingesessene“ Modebranche sollte anfangen, kreativer zu denken. Sie sollte nicht nur auf die Konsument*innen reagieren, sondern im besten Falle vorher agieren, eine Veränderung der Branche nicht boykottieren und darüber nachdenken, wie sie die Welt von vorneherein nicht schlechter machen (mit Chemie in Abwässern, Kinderarbeit und schlechten Arbeitsbedingungen). Dann müssen diese Firmen auch nicht probieren, sie mit irgendwelchen greenwashingkampagnen wieder besser zu machen (mit Spenden für den Regenwald, Entwicklungshilfe und Co). Wirtschaftlich und Gesellschaftlich macht dies Sinn.

      Die Wirtschaft wird sich verändern müssen und wir können nicht immer am altbekannten klebenbleiben. Daher ist es toll, wenn Konsument*innen zeigen, dass sie auch mit weniger Kleidung auskommen.

      P.S. Dies ist meine erste ausführliche Antwort auf einem Blog aber ich war so aufgewühlt, dass ich mir tatsächlich die Zeit nehmen musste, meine Meinung kundzugeben. Ich kenne viele Unternehmer*innen -auch im Modebereich-, die genauso oder ähnlich denken wie ich UND unternehmerischen Erfolg haben (natürlich könnten wir jetzt anfangen ERFOLG zu definieren…).

      • modepraline sagt:

        Spannend, klug, hat Hand und Fuss. Danke! Entspricht einfach in vielen Dingen nicht meiner Überzeugung. Ich arbeite in einem Umfeld, in welchem die Stricknadeln und das Flicken von Altkleidern nicht goutiert würden. Da habe ich einen komplett anderen Weg eingeschlagen. Wie gut, dass es verschiedene Ansätze gibt. Klar ist einfach, dass in „meiner“ Welt der Kreislauf mit Shoppingdiäten komplett blockiert würde. Für nachhaltiges und differenziertes Einkaufen bin ich aber sehr wohl – gerade im teuren Segment ist es besonders wichtig, sonst sprengt man die Brieftasche! Hat ja auch einen Grund, warum ich nicht im günstigen Segment angesiedelt bin. Hat etwas mit Überzeugung zu tun! Wie gut, dass nicht alle derselben Meinung sind. Ist auch nicht nötig! Und kontroverse Themen sind dafür da, um diskutiert zu werden! 🙂

  6. Miss Diamond sagt:

    Super Post, genauso sehe ich das auch! Du hast ja glaube ich auch mal die Doku Neuland verlinkt (oder komme ich gerade durcheinander?), wo so manches wirtschaftliche Argument recht überzeugend entkräftet wird und betont wird, das Konsum immer nur zulasten anderer eine „Lösung“ sein kann (und man sich mit dem oberen Gebot des unaufhörlichen Wirtschaftswachstums noch dazu auf lange Sicht ebenfalls ins eigene Fleisch schneidet. Ausführlich habe ich mich direkt unter dem Originalpost geäußert und wiederhole mich hier daher nicht weiter…

  7. Stadtpflanze sagt:

    Ich habe den Beitrag ebenfalls gelesen und fand ihn sehr befremdlich. Zuerst dachte ich sogar, er sei ironisch gemeint. Aber anscheinend ist das wirklich ernst?

  8. Rita sagt:

    Vielleicht schickst du der jungen Dame mal ein Exemplar deines Buches?!
    Meins habe ich leider schon wieder verkauft (damit das Geld im Umlauf bleibt :-)), sonst würde ich es ihr schicken.
    Genau heute haben mein Freund und ich ein Jahr ohne neue Kleidung rum. Und verdammt ging das schnell. Mein soziales Umfeld ist immer noch das selbe, keiner hat sich abgewandt, weil ich keine neuen Teile getragen habe. Ich denke mal, dass es sogar keinem aufgefallen ist. Ab und wann kam: Ist das neu?! – nein, nur noch nie/selten getragen 😉
    Ich denke grad über ein Jahr nur mit Second Hand Kleidung nach oder, ob ich noch ein Jahr dranhänge. Also ist der JoJo-Effekt noch in weiter Entfernung – manchmal scheinen Diäten doch zu funktionieren!
    Alles Gute und vielen Dank für die Inspiration!
    Rita

  9. au weia – Diäten und Jojo, das mag stimmen – aber muss deshalb gleich Shopping-Bulimiker werden? Bei mit hat die Shoppingdiät nach über einem Jahr auch keinen Jojo-Effekt ausgelöst. Ganz im Gegenteil…

  10. Mia Kitsch sagt:

    Danke für dieses Kommentar zu „Was soll der Mist?“ – war dringend notwendig!!

  11. Silvana sagt:

    Sehr gut dein Kommentar Nunu! Ehrlich gesagt dachte ich auch, es handelt sich um ein pubertierendes Mädchen. Bin ganz geschockt, daß es sich um eine reife 48jährige Frau handelt! Ich persönlich habe es noch nicht geschafft mich für 1 Jahr auf shopping-Diät zu begeben, möchte es aber irgendwann angehen und stelle mich schon mental drauf an. Ich glaube daß das, wie alles, eine reine Kopfsache ist. Aber ich habe durch lesen deines Blogs angefangen sehr viel second-hand zu kaufen und auch vieles zu verkaufen und ich bin begeistert! Auch Kindersachen bekomme ich soooo schöne, teilweise sind die Sachen wie neu und ich finde das sooo toll 🙂 – Ich bin auch so weit, nicht jeden „Fetzen“ zu kaufen. Manchmal hab ich was in der Hand und möchte es kaufen und lege es im Endeffekt zurück und gut wars. Ich hatte auch schon online-shopping-Anfälle, hab vieles in den Warenkorb getan, um ihn dann wieder zu löschen. Irgendwie war der Kick dabei, die Dinge auszusuchen. Ich brauchte sie dann gar nicht 🙂 – Es ist ein schönes Gefühl das so zu erleben und vorallem auch, mal genauer in den Schrank zu schauen und „alte“ Kleidungsstücke zu entdecken, die dann plötzlich wieder interessant werden und man doch Freude dran hat. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß eine Shopping-Diät einen Jojo-Effekt auslöst. Im Gegenteil, man erlebt dann das Einkaufserlebnis, wenn es wieder stattfindet sicher viel viel bewußter und kann sich viel mehr darüber freuen!!!

    • Tammischwammi sagt:

      mir geht es ganz genauso.

      fast von selbst habe ich angefangen ketten wie h&m, zara,.. zu meiden – zu beginn noch unbewusst und mittlerweile ganz absichtlich. um die Wirtschaft mach ich mir auch bestimmt noch keine sorgen denn auch für „Selbstmachsachen“ z.B. gute wolle (bin BEGEISTERTE Strickerin) etc. kann man genug ausgeben.

      Birkenstock trage ich übrigens mit vergnügen und…schaue gut damit aus. Es kommt nur darauf an wie man sie trägt. Mit der richtigen Einstellung und Ausstrahlung kann man in fast allem glänzen. Ausreden gibt’s natürlich immer.

  12. Hallo Nunu, toller Post!

    Letztendlich läuft aktuell, wenn es auch viele noch nicht realisiert haben (wollen), doch alles genau darauf hinaus: –> “An unendliches wirtschaftliches Wachstum auf einem mit endlichen Ressourcen versehenen Planeten glaubt nur ein Ökonom oder ein Idiot.”<—

    Ich habe vor kurzem das Buch "Befreiung vom Überfluss" von Niko Paech gelesen und kann es jedem, der sich mit dem Thema beschäftigen will, sehr empfehlen.

    Viele Grüße aus Berlin,
    Anja

  13. Jessie sagt:

    Also, einen Ton haben manche Leute…ätzend. Zeugt ja von sehr viel Intelligenz.

  14. […] was ganz was anderes schreiben heute, aber gestern Abend reagierte eine meiner Leserinnen auf die Anzweiflung der Sinnhaftigkeit von Shoppingdiäten durch eine Schweizer Bloggerin. Und schaffte das, was ich nicht schaffte: Die Schweizer Dame akzeptierte die Gegenmeinung, […]

  15. Stephie sagt:

    Es ist nun mal so, dass die Shoppingdiät zu einem veränderten (besseren, weil reduzierten) Mode-Konsumverhalten führt. Daher ist es eher wie eine Ernährungsumstellung und ein Jojoeffekt wird wohl aus bleiben 😉

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