Von geschlossenen Fabriken und missionierten Freundinnen

So, eigentlich wollte ich heute über das Schließen des Triumph-Werkes in Oberwart schreiben. Dass dort 210 Jobs verloren gehen, 207 davon für Frauen, dass die Gegend sowieso nicht in Arbeit schwimmt, und dass die Formulierung „Optimierung der Lieferkette“ sowas von zum Himmel stinkt, dass die hohen Umsatzzahlen im Vergleich zu einer Fabrik in Österreich eigentlich an Zynismus kaum zu überbieten sind. Es gibt an dieser Geschichte eigentlich gar nichts zu kommentieren, der Beitrag ist recht ausführlich, und er zeigt: Es geht einfach immer noch komplett in die falsche Richtung mit der Textilproduktion, Bio hin, fair her. Es ist so traurig.

Aber traurig war ich in meinen letzten Posts auch, und Trauer ist ein Gefühl, dass mich in letzter Zeit manchmal ein bissl im Griff hat. Das ist aber nicht schlimm. Das dauert immer nur kurz und dann denk ich mir wieder, wie wunderschön mein Leben ist und was für eine Sau ich eigentlich hab, die Menschen (und den Rotweinbauern!) zu kennen, die ich kenne. Und damit komm ich zu meinem eigentlichen Thema: Die Vea. Die Vea ist nämlich eine von denen, die mir in den vergangenen Monaten und Jahren so sehr ans Herz gewachsen ist, dass ich sie da nicht mehr raus lassen will. Es gibt einige Menschen, die mein Leben gerade ausmachen, dazu gehören die Gina, immer noch und immer wieder und nie mehr ohne, meine liebste linke Zecke, meine Lieblingsnachbarin, der Kapitän (die Flasche Wein schuldet er mir immer noch 🙂 ) und viele andere. Und eben die Vea.

Die Vea ist nämlich eine Lustige. Und eine, die sehr gradaus sein kann. Was sie denkt, kommt raus aus ihr, eingepackt in schöne Formulierungen, die auf ein Talent für Sprache schließen lassen 😀 😀 , aber eben: verdammt, verdammt ehrlich. Die sagt doch glatt, ich hätte ihr Leben verändert. Meinetwegen schaut sie inzwischen (meistens) drauf, wo was herkommt, wie es produziert wurde, und hat festgestellt, dass es auch noch eine Modewelt außerhalb von Zara gibt. Und ich find das immer wieder schräg, weil ich doch erstens nie darauf aus war, anderer Menschen Leben zu verändern, und zweitens mir denk, puh, wer der Vea was einreden kann, sie von was überzeugen kann, das sie dann auch wirklich authentisch vertritt, die kann was 😀

Warum ich das jetzt so hervorstreiche? Weil die Vea mir letztens was geschenkt hat, einfach so, zack, in die Hand gedrückt.

2015-03-25 08.27.07

Ein Mützerl. Gut, passt jetzt nicht grad zum ENDLICH beginnenden Frühling, aber ich hab mir trotzdem einen Haxen ausgefreut. Erstens, eh klar, türkis! Zweitens: fair produziert. Drittens: Österreichisches Label. Nur irgendwie konnte ich meine Freude an dem Tag, an dem sie es mir überreichte, nicht wirklich zeigen. Dafür jetzt. Yey! Danke, meine Liebe!

So. Und ich hab mir jetzt selbst den Tag gerettet. Anstatt eine latente Traurigkeit durch den Gedanken ans Triumphwerk noch stärker auszubauen, denk ich mir jetzt: Ach, schön ist das alles. Gut ist das alles. Gsund bin ich, glücklich bin ich, gut aufgehoben bin ich, sinnvolle Aufgaben hab ich, genießen kann ich. Was so ein Mützerl auslösen kann… Fein ist mein Leben. Auch wenn ich für die Frauen in Oberwart grad sehr großes Mitgefühl empfinde. Wer weiß, vielleicht mach ich irgendwann einen auf Manomama und sperr das Werk auch wieder auf. Wünschen würd ichs mir, und den Frauen.

4 Gedanken zu „Von geschlossenen Fabriken und missionierten Freundinnen

  1. Rabin sagt:

    Wäre doch mal was, wenn du in Manomana’s Fußspuren treten würdest. Sie würd’s bestimmt freuen. ^^

  2. blaupause7 sagt:

    Oh, das ist schlecht. Nicht nur, dass der Triumph-Laden, in dem ich immer Wäsche gekauft habe, zu gemacht hat, jetzt werden auch Fabriken geschlossen. Oh Mann.

  3. Petra sagt:

    Ich glaube, dass Du nicht nur Vea, sondern ganz viele Frauen missioniert oder zumindest zum Nachdenken angeregt hast. Ich gehöre auf jeden Fall dazu. Dein Buch hat viel bei mir bewegt. Oxfam profitiert davon, dass ich meinen Kleiderschrank abspecke und mir vorläufig nur noch wenig und wenn, dann fair hergestellte Sachen, kaufen werde. In Frankfurt gibt es ja mittlerweile einige Möglichkeiten.

  4. Susanne sagt:

    Ich kann mich Petra nur anschliessen. Dein Buch und dieser Blog haben bei mir sehr viel bewegt und ich habe auch schon andere „angesteckt“ obwohl ich niemanden missionieren will. Einzig und allein vermitteln, dass man nicht ständig neue Sachen braucht, das liegt mir sehr am Herzen.

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