Irgendwie hab ich mich mit meinem letzten Posting echt selbst ausgeknockt. Und eines ärgert mich an mir selbst: Ich hab doch auch nur „drüber geschrieben“, ich hab der FPÖ doch auch wieder nur Aufmerksamkeit verschafft, ich habe mir Dinge von der Leber geschrieben, die vielleicht besser bei mir selbst aufgehoben wären – aber ich habe den Wunsch verspürt, durch meine Reichweite etwas zu bewirken. Menschen zum Nachdenken zu bringen. Etwas auszulösen.
Ich hab nur keine Ahnung was. Dass jemand das liest und die goldene Idee hat, wie wir diesem ganzen Populismusgehabe endlich Herr werden? Die zündende Idee, die seit 20 Jahren niemand hat?
Ich habe völlig berechtigt Kritik an meiner Darstellung von Traiskirchen kassiert, und das tut mir leid – ich kann wiederum nur betonen: Das ist das, was mir persönlich in einem kleinen Teil des Ortes begegnet ist, und ich habe aus Gesehenem und Gehörtem meine eigenen Schlüsse gezogen.
Ich weiß nicht, ob ich ein großer Fan von Demos oder Lichtermeeren bin. Ja, sie zeigen Solidarität und bestärken uns selbst in unseren Überzeugungen. Aber geht ein Einziger, der Strache wählt, dorthin? Nö, oder? Und das sind inzwischen knapp 28 Prozent unserer Bevölkerung (laut Sonntagsfrage). Oder, anderes Beispiel: Ich finde es wirklich absolut toll, wenn Menschen Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Aber wenn wir jetzt alle Flüchtlinge aufnehmen – dann nehmen wir die Politik komplett aus der Zange. Die hat dann keinen Handlungsbedarf, weil sich eh alles zivilgesellschaftlich regelt. Gut, das eine oder andere Gesetz, das die Aufnahme von Flüchtlingen verhindert, könntens entschärfen, nüm, aber mehr brauchens dann eh nicht machen? Aber mir reicht das nicht, es muss Einwanderung, Multikulturalität, Nationalität und Sozialversorgung neu gedacht werden. Ist schließlich nicht so, dass der Flüchtlingsstrom morgen abreißen wird und dann ist es für 20 Jahre vorbei. Gleichzeitig habe wohl nicht nur ich das ganz dringende Gefühl, akut helfen zu wollen, um dieser grauslichen Stimmung Herr zu werden. In meinen Augen gehören diese Gemeindefuzzis ausm dritten Bezirk, die letztens eine Flüchtlingsfamilie mit Schildern „willkommen“ hießen (oder eben genau nicht), angeklagt und verhaftet. Wiederbetätigung, Verhetzung, öffentliche Ruhestörung, das muss da doch irgendwo drunter fallen, das darf doch nicht einfach so passieren dürfen.
Ulrike von b.dressed hat letztens was sehr Schlaues gesagt: „Geht raus und erzählt zwei Menschen von den Abgründen der Modeindustrie, und sagt ihnen, sie sollen es auch jeweils zwei Leuten sagen – denn so funktioniert Revolution.“ Ich erzähls gern hier 2000 Menschen und mehr.
Und über faire Mode und ein tirili-ich-hab-mir-einen-Pulli-selbst-gestrickt schreiben erscheint mir grad so oberflächlich und bäh.
Scheiße, ich bin echt überfordert grad.
Pause.
Ich hoffe du hast deine Überschrift nicht absichtlich gewählt
Du kannst nichts Ad hoc tun. Menschen haben Angst, bilden sich zu wenig und werden komplett verblendet. Wirft man denen Argumente an den Kopf, sind schon lange genug die ewig gleichen Schlagworte „Gutmenschen“ „Vernaderer“.. was weiß ich gefallen, um Dich als unglaubwürdig oder weltfremd abzustempeln. Du kannst die FPÖ-Wähler nicht aufwecken.
Man kann nur den Zuwanderern helfen. Geh ins Zeltlager, sprich mit Ihnen, teile ihre Geschichte. Ich bin einerseits sehr beunruhigt und habe ähnliche Gefühle wie Du. Ich habe allerdings seit ein paar Tagen auch ein dieses kleine positive Pflänzchen in mir. Wenn ich sehe wieviele Bekannte und Freund auf FB und im realen Leben in meiner Umgebung zum Helfen aufrufen, etwas aktiv passiert, dann habe ich Hoffnung.
Wir 72% können uns dagegenstellen. Können den Flüchtlingen und den blinden zeigen wie es geht. Machen wir das Leben der Flüchtlinge ein Stückchen besser. Ja die Politik muss etwas tun, aber die Politik ist nur eine übergeordnete Instanz. Wir sind das Volk, wir sind die Menschen die Helfen können, die menschlich sein können und die zeigen können, dass es funktioniert.
Es wird Rückschläge geben und unfair sein aber wenn wir den Flüchtlingen die heute hier sind ein wenig Hoffnung, Zerstreuung, Freude bringen können und das durch Deinen Blog z.B. nach Außen tragen können, dann können wir Schritt für Schritt forwärts gehen.
Und Deine Arbeit als Bloggerin, ob nun zum Wachrütteln, Aufklären oder Dokumentieren ist so wichtig – genau das fehlt in der heutigen Berichterstattung doch so oft. Du hast eine mächtige Position, nutze sie.
Und Danke für Deinen Ausbruch. Ohnmacht ist oft gut, weil sie einem, sobald man sie überwunden hat, manchmal auch endlich die Kraft gibt wirklich etwas zu tun.
Was mir Hoffnung gibt, sind die Projekte die von ganz normalen Menschen überall immer öfter ins Leben gerufen werden. Wir sind die Mehrheit! Wir können etwas tun! Und wenn es nur mithelfen ist!
Ich hoffe ich darf das hier posten, ansonsten bitte rausnehmen:
http://www.topfreisen.at/
http://sea-watch.org/
https://www.facebook.com/events/1584812751792511/1585664575040662/
Liebe Grüße aus Salzburg
Claudia
spiegelt zu 100% meine Gedanken der letzten Tage nieder. Ich weiß auch gar nicht wohin und was mit meiner Frustration zu machen. Ich hoffe, dass es genug Menschen gibt die aufschreien und sich quer stellen, sobald jemand so eklige Aussagen und Taten begeht wie die FPÖ.
liebe nunu, verzweifle nicht. ja es ist momentan unvorstellbar wie diese ganze flüchtlingssache eskaliert, aber es gibt auch menschen, die ein zeichen setzen u versuchen zu helfen.
https://m.facebook.com/handgefertigt.sonia
sie versteigert selbstgenähtes u spendet den erlös. find ich ne tolle idee u ich hoffe du stimmst mir zu.
liebe grüße babsi
Mir geht es gefühlsmäßig oft auch so, mich rettet da immer das Motto: Wenn viele „kleine Leute“ viele kleine Dinge tun, kommt Großes dabei heraus. Also nicht aufgeben
LG Uta