Schlagwort-Archive: Clean Clothes Kampagne

Dabei sein ist alles?

Schaut ihr auch grad Olympia? Ich bin ja immer wieder beeindruckt, nicht nur vom Herrn Bolt, sondern auch von mir bisher unbekannten Sportarten wie Dreisprung. Sehr interessant auch Diskus- oder Hammerwurf der Damen – bei einigen könnte ich in der Dämmerung wohl nicht gleich feststellen, ob es sich wirklich um eine Dame handelt. Kurz: Zur Hirnabschaltung zwischendurch rennt bei uns Olympia. Schade nur, dass mein hochgeschätzter Nachbar die Quali im Wasserspringen nicht geschafft hat, dem hätt ich alle verfügbaren Daumen gehalten.

Aber, worauf ich hinaus will: Dass dieses positive, friedliche, komplett durchvermarktete Image so mirnixdirnix nicht machbar ist, wird jeder feststellen, der eins und eins zusammenzählt. Die Clean Clothes Kampagne hat da noch etwas weitergeschaut und einen Bericht über die Arbeitsbedingungen in den Zulieferfirmen, die Produkte wie etwa Merchandiseartikel herstellen.

Wenig überraschend: Der Bericht liest sich nicht wirklich positiv. Das Sprichwort „Dabei sein ist alles“ bekommt einen sehr schalen Beigeschmack – die Fabriksbosse sind da wirklich anscheinend um JEDEN Preis dabei. Und auf Kosten der Rechte ihrer ArbeiterInnen….
Ein Klick auf den Screenshot bringt euch direkt zu dem Bericht:

(c) cleanclothes.at // Screenshot

(c) cleanclothes.at // Screenshot

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HALBZEIT – die Dankesrede

Wow, ich habs echt geschafft. Übermorgen ist Halbzeit. Ich habe mir sechs Monate lang kein einziges Kleidungsstück gekauft, kein einziges Paar Schuhe, keine Strumpfhosen, keine Leggings, keine Taschen, keine Stiefel. Dass ich als Ersatzhandlung viele Bücher gekauft hab, habe ich eh erst kürzlich berichtet. Sehr süß auch meine Freunde, die meinen Geburtstag dazu nutzten, mich einzukleiden. Es ist unglaublich viel passiert – vom kleinen Detail bis zum großen Ganzen: Das Projekt verändert grad mein Leben.

Nicht nur, dass ich tolle neue Leute kennenlernen darf – ja Katrin, du bist da an erster Stelle gemeint -, dass ich mich wirklich über das ganze Interesse meiner Freunde freue, dass ich mittlerweile mein Projekt bei der Clean Clothes Kampagne vorstellen durfte, dass ich medial vorkomme, und dass ich per Mail wirklich schöne Hinweise und Ezzes bekomme, nein, ich habe auch einfach meinen roten Faden gefunden.

Und damit meine ich nicht nur den für die Nähmaschine (den ich übrigens auch in Evas Nähschachtel gegeben hab, statt ihn bei mir zu behalten), sondern den fürs (Berufs-)Leben. Ich habe mit dem ganzen Thema rund um faire Mode, faire und ökologisch verträgliche Produktion einfach mein Ding gefunden – so sehr, dass ich selbst oft überrascht bin, mit welchem Elan und Interesse ich mich durch trocken geschrieben Studien arbeite, und wie groß mein Wunsch, selbst nach Bangladesch oder Indien zu den Fabriken zu reisen, geworden ist.

Ich freue mich wirklich unglaublich drüber, dass ich meine Fähigkeiten im Job seit kurzem für die WearFair einsetzen darf – nicht nur ein Wink, sondern ein gewaltiges Direkt-vor-dem-Gesicht-wacheln des Schicksals, danke dafür an wen auch immer da oben (ich hab da wen im Verdacht…).

Mein Wunsch, wirklich intensiver an dieser Materie arbeiten zu können, kostet mich ab Oktober übrigens auch sehr viel Geld. Ich habe mich dazu entschlossen, berufsbegleitend eine Ausbildung in Sachen CSR zu machen. Kostet tausende Euro, aber ich hoffe, ist jeden Cent wert. Schließlich – und das hat mir jemand beigebracht, ders wissen muss – sind die einzig wahren Investitionen die in die eigene Gesundheit und die in die eigene Bildung.

Hätte nie gedacht, dass Nichtshoppen sich so derartig auswirken könnte. Der Ursprung meiner Idee war ja die Erkenntnis, dass ich mich durch Shopping betäubt habe, um all die Gemeinheiten und Grauslichkeiten 2011, den Krebs und sonstige schwere Erkrankungen geliebter Familienmitglieder und – schwach im Vergleich, hart in der Realität – die Krankheit des geliebten Katers (ich vermiss dich immer noch, Biff…), die blöden Leut, die keine Grenzen kennenden Chefinnen, alles mögliche kurzfristig zu vergessen. Vieles davon ist nun entweder überstanden oder zumindest halbwegs verarbeitet, logischerweise ging das auch ohne Shopping. Doch dass es mir inzwischen SO derartig gut geht, damit hätt ich nie gerechnet. Ein Ziel zu haben, egal, ob das nun das Erreichen der Jahresfrist oder das Erlangen des nächsten akademischen Grades ist, motiviert ungemein und macht mich in meiner Grundstimmung in letzter Zeit meistens happy wie ein Glücksschweinderl.

Was mich grad auch wahnsinnig motiviert, ist der Gedanke an die kommenden zwei Wochen. Weil da bin ich im Urlaub (liebe Einbrecher: Es erwarten euch Sicherheitsvorrichtungen, sensibilisierte Nachbarn, überraschende Anwesenheiten in der Wohnung und wer weiß, vielleicht hab ich mir in der Zwischenzeit ja ein paar freilaufende Giftschlangen zugelegt?). Und so sehr ich normalerweise das Gefühl habe, ohne Internet bin ich verloren und im Alltag nicht lebensfähig: Urlaub bedeutet bei mir auch Urlaub vom Internet.

Auszeit. Auch am Blog.

Ich wünsch euch was! Bleibts mir gewogen bis Anfang August! Und: DANKE an jede/n Einzelne/n von euch, der/die mich schon mal in Glaubenskrisen motiviert, in starken Phasen bestärkt, und für meine Frei-Schnauze-Schreiberei am Blog gelobt hat. Ihr seids super!

Übrigens – weils grad so schön zu meinem Glück passt – ich hab vor kurzem alte Fotos durchgeschaut, die ich kistenweise ganz oben am Regal verstaut hatte. Und bin über die Fotos der besten Zeit meines Lebens gestolpert – die leider schon ganze zehn Jahre her ist. Ich war damals drei Monate mit Rucksack durch Europa unterwegs. In Norwegen war ich ein paar Tage mit zwei Bayern unterwegs, Susi und Toby. Gemeinsam waren wir am Prekkestolen, einem 600 m hohen Felsen, der senkrecht aus dem Meer herausragt. Auf dem Foto baumle ich mit den Füßen, unter mir viel Luft und ganz unten das Meer (ein hübscher Norweger hatte kurz vorher gemeint, dass ich mich das nie trauen würde, pfah, challenge accepted). Toby hat damals meinen Glücksgrinser fotografiert. Es war der beste Tag der besten Reise meines Lebens…. auch wenn da noch ein paar verdammt gute Reisen danach auch waren… und irgendwie befinde ich mich auch mit dem Projekt auf einer ziemlich coolen Reise…

(c) Toby Volke

(c) Toby Volke

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Clean Clothes reagieren auf Bangladesch

In Bangladesch krachts ja bisweilen immer noch. Die FabriksarbeiterInnen kämpfen für bessere Entlohnung. Das tun sie völlig zu Recht. Doch leider sind sie unglaublichen Repressalien ausgesetzt. Die Clean Clothes Kampagne hat nun ein offizielles Statement dazu herausgegeben, Leute, bitte lests das. Erstens ist da zusammengefasst, warum es kracht und was die Fabriksbesitzer für Irrsinnigkeiten als Konter ausgeführt haben, zweitens stehen da die Forderungen, die man ganzganzganz weit verbreiten sollte – wer weiß, vielleicht landen sie ja dann wirklich bei jemandem, der/die offene Ohren dafür hat und zufälligerweise auch ein kleines bissl Macht in die Richtung.

Weil ich aber weiß, dass nur ein kleiner Teil der LeserInnen auch wirklich weiterklickt (no offense, wer wenig Zeit hat, soll halt bitte nur diesen Blog hier lesen, hihihi), hier die Forderungen der Clean Clothes Kampagne nochmal zusammengefasst:

Die Clean Clothes Kampagne ruft alle in Bangladesch einkaufenden Unternehmen dazu auf

  •  allen ArbeiterInnen, die in Zulieferbetrieben Produkte des Unternehmens herstellen, existenzsichernde Löhne zu zahlen und diese richtig einzustufen
  • die Behörden dazu aufzufordern, nationale Löhne auf das Niveau eines existenzsichernden Lohnes anzuheben
  •  die Behörden dazu aufzufordern, ArbeiterInnen und GewerkschafterInnen nicht weiter zu schikanieren, bedrohen oder gar zu verhaften
  • Die Löhne der ArbeiterInnen auch für die Dauer einer Fabrikschließung zu sichern
  • alle Scheinanzeigen (sowohl gegen Einzelpersonen als auch Massenanzeigen) gegen ArbeiterInnen und GewerkschafterInnen zurückzuziehen
  •  sicherzustellen, dass verhaftete ArbeiterInnen freigelassen werden und ArbeitsrechtaktivistInnen gestattet wird, frei zu handeln

Bitteschön. Ich rufe mit.

 

 

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The wild, wild East

Ich hab doch vor einiger Zeit über die Bekannte aus der Slowakei geschrieben, die als Näherin arbeitet und im Verhältnis den totalen Hungerlohn kassiert. Dass ihr Gehalt im Vergleich zu den wirtschaftlichen Anforderungen eines lebenswürdigen Lebens (Wohnen, Essen, Kindererziehung, feddisch) in etwa genauso hoch ist wie die paar Zerquetschten, die die Näherinnen in Fernost verdienen, habe ich mir ja damals schon gedacht. Allerdings sprechen wir da natürlich von einem komplett anderen Level – doch es ist in beiden Fällen das Level, das sich bereits unter der Armutsgrenze befindet.

Dieser Gedanke wurde mir nun von Südwind bestätigt. Die – also deren Clean Clothes Campaign – haben gemeinsam mit der Erklärung von Bern eine Studie über die Verhältnisse in Schneidereien in Mazedonien herausgebracht. Remember: Das ist net weit weg. Die sind EU-Beitrittskandidat, oder sind sie gar schon dabei? Weiß nicht. Jedenfalls darf ich mir erlauben, hier mal die Zusammenfassung des Berichts abzuschreiben:

Die in der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (RM) genähte Bekleidung ist von hoher Qualität. Die NäherInnen fühlen sich verantwortlich für ihre Arbeit, die Qualität und die rechtzeitige Lieferung. Gleichzeitig sind zahlreiche Verletzungen von Menschenrechten, ILO3-Kernarbeitsnormen und andere Übereinkommen der ILO und des Arbeitsgesetzes der RM vorzufinden. Dazu zählen vor allem die folgenden Verstösse, die von den ForscherInnen in den untersuchten Betrieben dokumentiert wurden:

  • ArbeiterInnen erhalten durchgehend nur Armutslöhne. Die befragten Beschäftigten bekommen durchschnittlich 19% eines Existenzsichernden Lohns. Oft verdienen sie nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn. Die niedrigen Löhne schlagen sich in den Lebensumständen der ArbeiterInnen deutlich nieder. Arbeiterinnen subventionieren ihren Lohn durch Substistenz-Landwirtschaft.
  • Überstunden fallen regelmäßig und unfreiwillig an.
  • 3-6monatige Arbeitsverträge treten exzessiv auf, Zuschläge und Lebensperspektiven werden den Beschäftigten so genommen.
  • In keiner Fabrik gibt es eine Gewerkschaft oder eine ArbeitnehmerInnenvertretung.
  • Die Gesundheit der ArbeiterInnen wird teils schwer beeinträchtigt.

ArbeiterInnen in der Bekleidungsindustrie schuften unter inhumanen Bedingungen. Die Arbeit der NäherInnen ist hart und verschleißend. Viele sind die HauptverdienerInnen in ihren Familien. Die Krise 2008 führte zu einem noch höheren Arbeitsdruck, und die ArbeiterInnen nehmen die herrschenden Bedingungen hin. Die überwiegende Mehrheit der mazedonischen BürgerInnen kämpft ums tägliche Überleben. Mit einem Job in der Bekleidungsindustrie kann man diesem Kampf nicht entrinnen. (….) Der gesetzliche Mindestlohn liegt noch unter dem in China und Indonesien. Tatsächliche Löhne und ein Basis-Existenzlohn klaffen ähnlich weit auseinander wie in Bangladesch.

So. Und dann stellt sich ein Vertreter der WKO bei der Diskussion letztens hin und sagt: „Die österreichischen BürgerInnen können beruhigt sein, wenn sie Ware österreichischer Hersteller kaufen, denn die wird nur innerhalb der EU oder in Beitrittsländern produziert.“ Na da bin ich ja sehr beruhigt. Ich glaube übrigens nicht, dass keine Sau es sich mehr leisten kann, in Österreich produzierte Kleidung in Österreich zu verkaufen, ich glaube, dass keine Sau das mehr will, weil da nur der Bruchteil des Gewinns rausschauen würde, der durch derzeitige Vorgangsweisen erwirtschaftet wird.

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Rückblick

Was für eine Diskussion! Welche Diskussion? Na die hier! Ich war brav in der ersten Reihe platziert, habe mir die Statements aller Teilnehmer angehört, und in einigen Fällen hat es mich schon sehr gejuckt, da mal meinen Senf dazu abzugeben. Eine allgemeine Nachbetrachtung will ich gar nicht unbedingt machen, sondern mich in den kommenden Tagen auf einzelne Aspekte konzentrieren. Nur soviel: Die Thematik war wirklich spannend, jedoch für meinen Geschmack zu sehr in einer Nischenecke. Und es wurde auch klar gestellt: Fair Trade Produktion macht beispielsweise bei Spinnereien vielleicht drei Prozent der Gesamproduktion aus. Da stellt eine Fabrik dann nicht alles um, wenn die restlichen 97 Prozent sich auch „unfair“ verkaufen lassen. Nur was ich mir wünsche: Dass man sich nicht nur auf die drei Prozent konzentriert, sondern ganz offensiv auch die restlichen 97 Prozent angeht, in welcher Form auch immer.

Und noch etwas ist mir gestern klargeworden: Es wird nicht reichen, mein Gewissen zu beruhigen, indem ich es „richtig“ mache und nur noch bio, öko, fairtrade kaufe, sobald ich wieder darf. Es ist wichtig und mir ein wahnsinniges Bedürfnis, in Zukunft auch aktiv gegen die miesen Arbeitsverhältnisse, für die große Textilkonzerne sorgen, zu protestieren und meine Stimme zu erheben.

Hier eine Vorschau, was euch am Blog demnächst noch so erwartet:

(c) nunette colour

(c) nunette colour

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Pimp up my shirt

Ich hab die Regeln des Kaufboykotts gestern doch ein bißl gebogen. Ich hab mir nix per se gekauft – weder was Neues noch etwas ausm Second-Hand-Shop. Ich habe mir auf der WearFair-Veranstaltung Linz ❤ Labels mein altes Shirt von einer Studentin der Linzer Kunstuni mit anderweitigen Stoffresten pimpen lassen. Habe lange hin und her überlegt, ob ich es tun soll – weil für die Arbeit ein kleiner Unkostenbeitrag verlangt wurde. Nachdem Umarbeiten aber laut meinen eigenen Regeln erlaubt ist, habe ich es gewagt. Die einzige Abweichung von meinen Regeln war, dass es jemand anderer gemacht hat und nicht ich. Und zwar die liebe Bettina Woess von „You are the captain of my heart“.

Wieder zuhause, hatte ich – obwohl ich meine Regeln nicht gebrochen habe – sogar ein schlechtes Gewissen, was „Neues“ zu besitzen. Das gar nicht neu ist, sondern mein uraltes Knotz-Shirt war. Als ich mit diesem schlechten Gewissen meine liebe Ina anrief – die hervorragend streng mit mir sein kann, war die zu meiner Überraschung komplett anderer Meinung. Ihr Vergleich: „Es ist ja auch erlaubt, dass du dir beim Schneider eine Hose kürzen lässt, wenn die zu lang ist, oder?“ Ja. Ist es. Nur besitze ich mit meiner Größe keine zu langen Hosen. „Du hast für eine Dienstleistung fair bezahlt und dir nichts Neues gekauft. Wennst auf Dienstleistungen jetzt auch noch verzichtest, kannst nichmal mehr zum Billa gehen.“ Ja, meinte ich kleinlaut, da muss ich dir rechtgeben, liebe Ina. Mein Fazit: Das nächste Shirt pimpe ich mir selbst. Sobald ich auf der Nähmaschine eine grade Naht zusammenbringe…

Hier die kurze Geschichte meines ehemals weißen Langarmshirts – eh klar, vom Schweden.

Vorher (c) Nunette Colour

Der Marine-Style entsteht (c) Nunette Colour

Bettina beim Nähen (c) Nunette Colour

Tadaa, das fertige Produkt. Mein erstes neues Teil seit drei Monaten – das gar nicht neu ist. Lustiges Gefühl.

Das Ergebnis (c) Nunette Colour

Auf der Veranstaltung wurden auch zwei Filme gezeigt – einer über faire Produktion in Indien, der andere über Näherinnen in einer Jeansfabrik in China. Beide so, dass mir streckenweise die Tränen gekommen sind. Mehr davon bald.

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Überwältigtes Themendurcheinander

Knapp zwanzig Stunden später und ich bin immer noch eine der Bildgeschichten auf ORF.at – es ist wirklich unglaublich, dieses Wochenende. Meine „Erwartungen“ wurden x-fach übertroffen – seit gestern haben bis genau jetzt über 7000 Leute auf meinen Blog geklickt. Vielen vielen Dank für das viele Feedback und die so motivierenden Kommentare. Es waren sehr viele neue Gedankengänge dabei, die auch mir ordentlich zu denken geben.

Viele Leser meinen, dass es gut tue, nicht mehr getragene Kleidung wegzuschmeißen. Ich fürchte, ich sehe das anders. Abgesehen von der Tatsache, dass gerade die Vielfalt meines Kleiderschrankinhaltes mir den Shoppingboykott gerade ungemein erleichtert, muss ich immer wieder daran denken, dass auch in von mir nicht getragene Kleidung Ressourcen hineingeflossen sind. Da steckt Baumwolle drin, die geerntet werden musste, und menschliche Arbeitszeit (mit hoher Wahrscheinlichkeit unter unwürdigen Bedingungen). Da widerstrebt es mir, das Zeug wegzuschmeissen (zugegeben, Herschenken ist eine Option).

Stattdessen möchte ich in diesem Jahr das Beste draus machen, viele Dinge wieder tragen, und Sachen, die gar nicht mehr gehen, umarbeiten. Und danach: Zurück zum guten Stück. Das auch länger als eine Saison „in“ ist.

Das Absurde: Seit gestern kennen viel mehr Leute den Blog, und seit gestern ist es mir wirklich absolut komplett egal, was ich anhabe und wie ich aussehe. Habe mich gestern Abend zum ersten Mal seit drei Tagen außer Haus gewagt (mein Magen erklärt mir jetzt gerade immer noch, dass er es für keine gute Idee gehalten hat) – und musste vorm Weggehen lachen: Ich wusste nicht, was ich anziehen sollte.

Morgen wäre eigentlich wieder so ein klassischer Tag für Trostshopping – nur nicht zuhause sein, wo alles an die kleine Patientenkatze erinnert. Aber: spielts nicht. Um dennoch irgendwie an das „Neu“ und „Trost“-Gefühl zu kommen, werd ich mich die Woche zum Friseur begeben – das ist sowieso mehr Zustand als Frisur auf meinem Kopf. Mal schaun, obs eine gute Ersatzdroge ist…

PS: Meine Bewunderung für die Clean-Clothes-Kampagne steigt immer weiter. Sie lassen nicht locker – bin gespannt, ob das Umdenken bei den Designern umsetzt, wie in Sachen Jeans und Sandblasting von ihnen verlangt…

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