Schlagwort-Archive: Persönlich

2013 – was für ein Ritt!

Die Frau Bogdan hat so einen netten Rückblick auf 2013 geschrieben, der hat mich ziemlich angesteckt. Also. Dann mach ich auch einen auf Rückblick.

(c) Volker, frech aus Facebook kopiert

(c) Volker, frech aus Facebook kopiert, Liebste ist übrigens die 1, ich die 3 🙂

Was für ein Waaaaaaaaaaaahnsinnsjahr. Unglaublich.

Im Dezember 2012 kam ein Anruf aus Deutschland: „Hallo, ich bin die Stephanie, ich bin deine Lektorin!“ Ich hatte also wirklich, echt und unfassbarerweise einen Autorenvertrag bei Kiepenheuer & Witsch in der Tasche. War mein schönstes Weihnachtsgeschenk 2012.

Ein kleines „Aber“ war da dennoch dabei. „Aber bistdudeppert, das wird ein Höllenjahr!“ nämlich. Warum? Weil ich wenige Monate zuvor erst beschlossen hatte, neben meinem Vollzeitjob ein Post Graduate an einer FH zu beginnen. CSR-Management. Ich wollte einfach wissen, was eigentlich die Idee der Unternehmen  dahinter ist, Nachhaltigkeitsprojekte zu integrieren. Dieses ewige „Das ist doch nur Greenwashing“-ÜbereinenKamm-Geschere nervte mich. Mein Fazit nach einem Jahr: Gut, ein Großteil der Projekte ist wirklich Greenwashing. Aber man kanns auch richtig machen. Das Konzept der CSR ist ein Schlaues. Konsequent durchziehen muss mans halt. Das mit Abstand Tollste an der Ausbildung waren jedoch meine KollegInnen. Ich habe so tolle Menschen kennengelernt, die ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte, gell Jörg, Barbara, Ingrid, Alexandra, Ruth und wer ihr noch alle seid 😉

Ein Vollzeitjob bei einer NGO, die Ausbildung UND das Buch, gut, ich gebs ja zu: Das war schon viel. Und hatte auch seine Schattenseiten. Erstens ging der Urlaub mit dem Liebsten ziemlich in die Hosen, weil wir uns aufgrund meiner mangelnden Fähigkeit, abzuschalten, an sechs von zwölf Tagen durch Istrien stritten, zweitens zeigte mir mein Körper seit dem Sommer sehr deutlich, was er von meinem Workaholic-Dasein hält. Permanent krank, hoher Blutdruck, Herzrasen, irgendwann kurz vor der WearFair dann sogar Haarausfall und der Beginn meiner Gastritis. Ja, ok, ich habs verstanden, ich musste auf die Bremse. Meine Internistin äußerte sogar einen Burnout-Verdacht. Was mich gewaltig erschreckte.

Nur, dass das Leben die Bremse nicht wirklich zuließ. Weiterlesen

Getaggt mit ,

Schon wieder Breaking News: Nunu goes Detox

Also ich dachte ja schon, dass das Jahr 2012 MEIN Jahr war – die Auszeit vom Shoppen genommen, unglaublich viele neue Dinge gelernt, neue Perspektiven gewonnen, die Trauer um verlorene und erkrankte Familienmitglieder verarbeitet (anstelle durch Shopping zu verdrängen), neue Menschen getroffen, und Ende des Jahres, kurz vor Weihnachten, dann die Zusage für das Buch von Kiepenheuer und Witsch. Außerdem immer noch in einem Zuhause, das mich glücklich macht, mit einem Job, der Spaß machte, und wichtiger: einem Berg an guten Freunden, die sich wirklich als solche bewiesen, einer wunderbaren Familie und vor allem natürlich mit meinem Liebsten.

Doch liebe Leute: 2013 ist MEIN Jahr. Es ist unglaublich anstrengend gewesen, Job, FH, Buch, die WearFair – vieles im privaten Bereich hat gelitten, zugegeben. Vor allem ich selbst, meine Gesundheit war in den letzten zwei Monaten ziemlich im Arsch, aber ich bin wieder auf Schiene. Samt bewussterer Ernährung und der Tatsache, dass ich wirklich freie Abende habe, an denen ich weder schreiben noch lernen muss. Herrlich.

Doch das ist nicht der Grund. In diesem Jahr hat sich auch einfach so viel verändert. An allererster Stelle ich selbst. Ich habe festgestellt, dass mir mein Job der Pressearbeit zu wenig ist. Weiterlesen

Getaggt mit , ,

Was persönliches…

Es gibt eine Agentur, in der ich früher mal gearbeitet habe. Lang früher. Und für einige Zeit war das ein richtig cooler Job, und das meine ich wirklich: so richtig! Doch mit der Zeit fühlte ich mich immer unwohler dort, zog die Konsequenzen und kündigte. Diese Agentur und ich haben uns seither diametral auseinander entwickelt, fischen aber immer noch im selben Gewässer. Es geht um Social Media, es geht um Blogs, es geht um PR, es geht um Kommunikation. Nur: Während die Agentur jetzt Unternehmen erklärt, wie man auf Shitstorms reagiert, freue ich mich unglaublich darüber, weil es sich aus meiner Perspektive wie eine Anleitung liest, wie man einen anständigen, nachhaltigen Shitstorm auf die Beine stellt. Weil ich – zugegeben gewaltige Gerechtigkeitsfanatikerin – meinem Berufsleben seit Jahren (eigentlich seit meinem Ausstieg dort) einen Sinn geben will, der mich am Abend in den Spiegel schauen lässt, erscheint mir die Arbeit meiner ehemaligen Agentur etwas zu auftraggebergetrieben (wie die meisten Agenturen, ist mir schon klar). Wer zahlt, wird bedient. Von Fairness keine Spur, weder bei den Auftraggebern noch … egal. Es geht hier nicht um persönliches Aushauen.

Doch irgendwie haben sie es jetzt geschafft, dass ich doch über sie blogge. Denn sie machen etwas, was mich stört. Auch wieder: so richtig! Und wenn mich an großen, für mich anonymen Unternehmen wie dem Textilschweden was stört, dann hau ich auch aus. Darum habe ich beschlossen, in diesem Fall jetzt meine Beißhemmung abzulegen. Weil – und nicht nur ressourcentechnisch find ich das in sich schon sehr absurd – diese Agentur jetzt einen Fanshop hat. Eine Agentur. Zugegeben: Eine, die in den letzten Jahren doch so manchen Preis abgestaubt hat. Aber: Die laut offensiv beworbenem Facebookinserat 2000 brutto für Vollzeitjobs zahlt (Kollektivvertrag hin oder her: Das ist verdammt wenig, wenn man gleichzeitig jahrelange Erfahrung verlangt), und laut kununu und unter ehemaligen KollegInnen den Ruf genießt, arbeitsstundentechnisch ziemlich übers Ziel hinauszuschießen, hat einen Fanshop. Doch um die Absurdität dessen geht es jetzt nicht. Sondern um die Produkte, die sie anbietet. In diesem Fanshop wimmelt es nur so von wahlweise chinesischer oder wahrscheinlich kambodschanischer Mindestlohnmistarbeit. Es gibt gebrandete Kulis (Respekt, wenn die wer um einszwanzig kauft, überall sonst werden einem Kulis als Give-Aways nachgeschmissen), es gibt die heiße Möglichkeit, Sticker mit dem Firmennamen um sechzig Cent zu kaufen, und vor allem: Es gibt Handtücher, es gibt Taschen. Nix bio, nix Fairtrade, nix Vorbildwirkung, dafür weht der Duft von Größenwahn durch den Shop.

Ich weiß, das ist ÜBERALL so. Wurscht, wo man hinschaut, man wird mit Giveaways, unnötiger als weißichwas, zugesch…en. Gerade jetzt vor der Wahl gibts wieder eine massive KuliStickerPlüschtierStofftaschen-Welle. Ich wollte einfach mal thematisieren, dass Textilproduktion nicht bei der Textilschwedentür aufhört. Handtücher, Einkaufstaschen, Kissenbezüge, Plüschtiere – muss alles genäht werden, ist alles aus Stoff. Aber ich habe diese Agentur ausgewählt, weil sie mir ermöglicht, wirklich emotional zu schreiben – gerade weil ich sie kenne, und mir denke: Ihr seids doch nicht blöd bitte! Ihr habts doch grad so die Möglichkeit, zu einer Bewusstseinsänderung beizutragen! Es ist so traurig, dass sich trotz unserer diametralen Auseinanderentwicklung auch nach Schlagzeilen wie Rana Plaza oder Jazreen kein Bewusstsein dafür entwickelt hat, dass es auch anders geht. Kommt schon, es ist sogar bobo und in, mit der Fairtrade-Einkaufstasche herumzulaufen! Und bei den Handtüchern, da könntet ihr sogar Trendsetter sein!

Eigentlich bin ich der Agentur sogar dankbar. Weil sie mir eine hoffentlich lebenslange Freundin verschafft hat. Und die übrigens die Erfinderin des Agenturnamens ist. Gabs da eigentlich mal ein Dankeschön dafür?

Eine Verlinkung sucht man in diesem Beitrag umsonst. Der Grund ist der Versuch, nicht dort zu landen, wo man dem Niveau bei den Sternen zuwinkt. Die, die mich gut kennen, wissen, von welcher Agentur ich schreibe. Die kennen aber auch schon länger meine Meinung, in persönlichen Gesprächen halte ich mich da auch nicht wirklich zurück. Und die, die nicht wissen, von welcher Agentur ich spreche, die sollen selbige bitte als emtional umschriebenes Beispiel für verdammt viele Agenturen und sonstigen Marketingunternehmen dieser Welt nehmen, in denen das Bewusstsein für faire, soziale und ökologisch verträgliche Produktion sich immer noch im Tiefschlaf befindet.

Getaggt mit , ,