Weihnachts-Shoppingwahn. Es ist ja echt jedes Jahr arg. Bei den Postkasteln stapeln sich die gelben Zetteln, und in den Einkaufsstraßen rennen die Leute mit gehetzten Blicken und zig Plastiksackerln in der Hand durch die Gegend, kaufen mangels besserer Ideen ihren Lieben entweder teures Gewünschtes wie ein neues Handy, Kopfhörer, Fernseher usw., oder – in weitaus größerem Ausmaßen – billiges Nichtgewünschtes wie lustige Kaffeehäferln, Socken, Haha-bedruckte Shirts oder Dekokack, wie es ihn bei Sewa und Co. gibt. Teelichthalter und ähnliches leicht Verstaubendes. Und all das wird in Plastiksackerl eingepackt, wenn mans nicht grad im Internet kauft. Geht man – auch unterm Jahr natürlich! – Fetzen kaufen, kriegt man die ungefragt in Plastiksackerl eingepackt. Ich war selbst recherchieren, beim C&A, beim H&M, beim New Yorker, bei Peek & Cloppenburg, nirgendwo wurde nachgefragt. Kleidung scannen, Sicherheitspin runtergeben, kassieren, und ab ins Sackerl mit den Sachen und der Rechnung, das sind völlig automatisierte Handlungen bei den Textilverkäuferinnen. Und nicht nur dort. Beim Müller, beim Thalia, nirgendwo rennts anders. Der stationäre Buchhandel macht einen überwiegenden Großteil seines Jahresumsatzes im November und Dezember, nix wird lieber verschenkt als Bücher (und wo ich grad dabei bin: Brüderherzen, gibts spezielle Wünsche oder lassts euch überraschen? Mein Weihnachtseinkauf wird demnächst beim Buchkontor stattfinden). Und beim Thalia wird alles eingesackelt. Unglaublich, immer wieder, selbst in Plastik eingeschweißte neue Hardcovers landen in kleinen Sackerln, die man eigentlich nur noch für Mäusemist verwenden kann, so klein sind die. Ob in Linz oder in Wien, schauts euch in den großen Einkaufsstraßen mal um, wieviele Leute mit Thaliasackerln herumrennen!
Der Effekt? In Österreich werden pro Jahr (von Greenpeace noch schüchtern geschätzt) eine MILLIARDE Plastiksackerl ausgegeben. Das sind 1.903 Plastiksackerl IN DER MINUTE oder 120 Sackerl pro Person pro Jahr. Ein Großteil davon sind die Obst- und Gemüsesackerl im Supermarkt, aber die Zahl wird durch die Sackerl, die derzeit auf Österreichs Einkaufsstraßen ausgegeben wird, noch ordentlich weiter raufgetrieben. Politisch ist das Ding leider ein Doofes: Die EU hat kürzlich einen Plastiksackerlkompromiss beschlossen, der in Österreich null Handlungsbedarf auslöst. Ursprünglich war mal von einer 80-prozentigen Reduktion der dünnwandigen (Obst- und Gemüse)Sackerl bis 2019 die Rede, jetzt heißts: 50 Prozent, und lauter Ausnahmen dabei. Greenpeace fordert einen anständigen Aktionsplan seitens des Lebensministeriums – sonst kommt da der gleiche Holler raus wie beim CO2: In Österreich ist in den vergangenen Jahren quasi NULL eingespart worden. Politisch gesehen bleiben wir dran – und jede/r kann uns dabei helfen: Die Petition auf Greenpeace.at freut sich über Unterschriften. 25.000 Menschen sind bereits unserer Meinung.
Aber im Gegensatz zu komplexen Themen im Umweltbereich sind die Plastiksackerl – auch wenn sie zugegeben nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind, was Plastik angeht – ein Bereich, bei dem wir alle was tun können: Einfach keins nehmen. Umdenken. Mit Stofftasche oder Korb einkaufen gehen. Ich hab im Winter IMMER eine Stofftasche eingesteckt, im Sommer hau ich gekauftes Zeug einfach so in den Fahrradkorb. Wer unbedingt ein Plastiksackerl braucht, der soll dann halt das öfter einstecken und wiederverwenden. Einfache Rechnung: Verwende ein einziges Plastiksackerl fünf Mal, anstatt es nach einem Mal Gebrauch zum Mistsack zu machen, und du hast auch eine persönliche 80prozentige Reduktion erreicht. Diese 80-prozentige Reduktion sollte jedoch auch gesetzlich verankert werden. Natürlich geht das einher mit etwas weniger Bequemlichkeit, aber im Endeffekt ist es genau Gewöhnungssache und sogar angenehmer, weil man die Stofftaschen schultern kann, sie reißen dir nicht die Finger ab bei arger Beladung.
Und genau deshalb hatten wir von Greenpeace eine Tauschaktion initiiert: KonsumentInnen konnten auf der Straße mitten am ärgsten Weihnachtsverkauftag (8. Dezember) fünf Plastiksackerln gegen eine Stofftasche tauschen. Die Aktion kam fantastisch an, mehrere hundert Plastiksackerln wanderten in unseren Besitz (und werden für weitere Aktionen im Plastiksackerlbereich demnächst verwendet). Die Stofftaschen waren natürlich GOTS-zertifiziert, sonst hätt ich glaub ich im Büro wahrscheinlich ein bissl einen Aufstand gemacht 🙂
Hat zwar wenig mit Textil zu tun, aber viel mit dem von mir so hochgeschätzen Hausverstand: Nachdenken vorm Konsumieren. Da gehören die leidlichen Plastiksackerln halt auch dazu.
Fotos: (c) Greenpeace/Johannes Hloch
