Beruflich habe ich einen Nachrichtenagentur-Zugang, aber darf weder hier noch sonstwo deren Meldungen posten. Praktischerweise dürfen aber Onlinezeitungen das sehr wohl – wobei „dürfen“ da meinen Informationen auch ein dehnbarer Begriff ist. Auf alle Fälle möchte ich eine Meldung zitieren, und das darf ich nur über Umwege. Erschienen ist sie wortwörtlich auf oe24.at (Wow, drei Sätze als Entschuldigung, warum ich es wage, mich auf oe24 herumzutreiben, ned schlecht).
Esprit schreibt rote Zahlen. Ok. Is blöd. Und ist vor allem pervers viel! In einem halben Jahr 46 Millionen Verlust schreiben – meine Brötchengeber würden sich von diesem Betrag wahrscheinlich knappe zehn Jahre vollfinanzieren können. Aber was mich daran wirklich nervt, ist der letzte Absatz:
Der neue Esprit-Chef José Manuel Martinez will den Umbau des Modekonzerns fortsetzen. Die Kosten sollen deutlich reduziert werden.
Wie genau wird diese Kostenreduktion wohl ausschauen? Noch billigere Produktion? Die Baumwollproduzenten noch weiter runterhandeln für den Rohstoff? Irgendwas von sozialer oder ökologischer Verantwortung ist auf deren Seite nicht zu finden. Außer, dass sie der DETOX-Resolution von Greenpeace beigetreten sind.
Klar, das übliche Vorgehen: Wenn das Business schlecht läuft, reduzieren wir die Kosten. Werfen Mitarbeiter raus und drücken die Lieferanten.
Vielleicht sollte sich der Chef mal lieber fragen, warum es schlechter läuft.
Sicher, der Markt. In Südeuropa zum Beispiel haben die potenziellen Esprit-Kunden wohl schlicht kein Geld fürs Shoppen.
Aber es ist nicht nur der Markt. Wir haben da zum Beispiel auf der Ehrenstraße einen ziemlich neuen Esprit-Shop mit zugegebenermaßen tollem Store-Design. Aber was da so drin hängt. Bäh, da hilft die schicke Location dann auch nicht mehr. Ich hatte Mitte der 90er mal Ersprit-Blazer, die waren richtig toll genäht. Aus guten Materialien, mit aufwendigen Schnitten. Aber das ist lange her.
Und wie du schon sagst, irgendwelche „weichen“ Differenzierungsfaktoren wie soziale oder ökologische Verantwortung haben die auch nicht zu bieten.
Fazit: stinklangweiliges Design, mittelprächtige Qualität, keine sozialen Qualitäten – also warum zur Hölle soll man Esprit kaufen?
Da helfen die Kostenreduktionen dann auch nicht mehr. Aber Schaden anrichten werden sie trotzdem.
Wo sie jedenfalls mal nicht reduzieren werden, ist bei den Werbekosten. Klar, so ein Topmodel arbeitet nicht umsonst. Ja, dafür müssen halt die Löhne in der Produktion gedrosselt werden, ist doch klar.
Esprit bietet leider zunehmend schlechtere Qualität und das zu immer höheren Preisen, wenn das mal kein Ende wie bei Schlecker nimmt…
Ein besseres Beispiel für tiefen Fall nach viel Höhe und wie man eine einst erfolgreiche Firma durch haarsträubende Management- und Sortimentsfehler kaputt macht, gibt es… nun ja, gibt es eh mehrere. Ich könnt‘ hier BÄNDE schreiben, zum einen darf ich das aber nicht und zum anderen verhaut es mir den Abend.
In dem Fall kann man aber davon ausgehen, dass bei „Kostenreduktion“ in dem Fall sicherlich Overhead-Kosten gemeint sind – sprich: Arbeitsplätze in der Verwaltung in Europa und im Verkauf.
wahnsinn, würd ich gern mal einen Abend mit viel Prosedschgo mit dir verbringen. Auf deine Stories bin ich mehr als gespannt…
ich hoffe, dass wir das wirklich bald einmal machen können 🙂 🙂
ich auch!!