Hab ich euch ganz unterschlagen: Ich war letzten Samstag im Radio! Und zwar zum zweiten Mal im richtig coolen Radio, das mit den tollen Geburtstagsfesten in der Arena!
Den Radiobeitrag kann ich leider hier nicht teilen (irgendwie sind das CMS von WordPress und ich keine Freunde, außerdem glaub ich, das dürfte ich gar nicht), aber den Webbeitrag dazu, den kann ich hier reinstellen. Bitteschön!
http://fm4.orf.at/stories/1715912/:
The real fashion victims
Die aktuelle H&M „Conscious Collection“ bewirbt nachhaltigere Mode. In den Textilfabriken kollabieren inzwischen die Arbeiterinnen und Arbeiter. Ist fair produzierte Mode für die Massen überhaupt möglich?
Leggins um 4,95 Euro, ein Kleid oder ein Doppelpack T-Shirts um 7,95. Das sind aktuelle Angebote aus der „Conscious Collection“ von H&M, die suggeriert, auf den Kleiderstangen in den Filialen hänge ökologisch und sozial fair produzierte Mode.
Seit 2010 sind allerdings allein in Textilfabriken in Kambodscha mehr als 2900 Arbeiterinnen und Arbeiter aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen kollabiert. H&M gehört neben Gap, Levis und Zara zu den größten Abnehmern der dort ansässigen Produktionsstätten.
Die NGO Clean Clothes hat aus diesem Anlass eine Gegenkampagne lanciert, die einmal mehr auf Missstände in der Modebranche hinweist.
Es stellt sich daher die Frage, ob nachhaltige und gleichzeitig preiswerte Mode für die Massen überhaupt möglich ist.
Mode-Bloggerin und Konsum-Verweigerin Nunu Kaller unterscheidet hier zunächst den sozialen vom ökologischen Aspekt. Aus sozialer Sicht, meint sie, müsse es sich ausgehen:
„Es muss möglich sein, dass die Näherinnen unserer Kleidung fair bezahlt werden, dass sie in ihren eigenen Landern und vor allem an ihren Arbeitsplätzen ein sicheres Leben führen können.“
Aus ökologischer Sicht sei die Sache schon schwieriger, was vor allem daran liege, dass der Markt für Bio-Baumwolle innerhalb des konventionellen Baumwoll-Marktes nach wie vor relativ klein sei.

Zudem wird es immer schwieriger zu durchschauen, was hinter den grünen Versprechen vieler Mode-Konzerne steckt. H&M, Adidas und Marks & Spencer zum Beispiel setzen nun vermehrt auf sogenannte „Better Cotton“. Gegenüber konventioneller Baumwolle sei diese hinsichtlich Wasser- und Pestizideinsatz beim Anbau sicherlich umweltverträglicher, meint Kaller, die positive Einstellung der Initiative zu gentechnisch verändertem Saatgut sei allerdings problematisch.
- Der WearFair Shopping-Guide präsentiert eine Reihe von Modelabels, die sozial und/oder ökologisch nachhaltig produzieren. Zusätzlich gibt er eine Übersicht über Geschäfte in Österreich, die öko-faire Kleidung verkaufen und liefert Infos zu Gütesiegeln.
Aufholbedarf hat die Bekleidungsindustrie auch in puncto Arbeitsbedingungen und Menschenrechte.
Berichte von abgebrannten Fabriken mit zahlreichen Toten, von Unfällen durch Chemikalien, Unterernährung und Überarbeitung zeigen immer wieder, dass das Wohlergehen der Arbeiterinnen und Arbeiter dem Profitdenken untergeordnet ist.
Die Mode-Konzerne argumentieren dagegen oft, dass es an den Regierungen der Produktionsländer läge, Sicherheitsstandards einzuhalten und Mindestlöhne zu bezahlen. Ausreden, meint Nunu Kaller, hätten die Unternehmen doch durchaus Macht und Möglichkeiten, hier Druck zu machen.

Clean Clothes rechnet vor, dass eine faire Bezahlung selbst bei Mode zu Diskontpreisen möglich wäre. Für ein T-Shirt um 8 Euro erhält der oder die ArbeiterIn in der Fabrik maximal 24 Cent. Um diesen Lohn zu verdoppeln, müsste der Händler lediglich weitere 24 Cent aufschlagen – eine Summe, die KonsumentInnen in westlichen Ländern wahrscheinlich nicht einmal auffallen würde.
Dass vonseiten der Politik in den Billiglohnländern hinsichtlich gerechter Entlohnung von Arbeitskräften nicht viel zu erwarten ist, ist wenig verwunderlich. Aus Angst um ihre Wettbewerbsfähigkeit treffen sie keine Maßnahmen, die große Modeketten dazu veranlassen würden, ihre Produktionen zu verlegen.
Paradoxerweise bleibt so der Konsum von Billigprodukten für die Textilarbeiterinnen und -arbeiter überlebenswichtig. GewerkschafterInnen betonen, dass nur, wenn die Menschen einkaufen gehen, die ArbeiterInnen ihre Jobs auch behalten könnten.
Solange also die Modekonzerne ihre Verantwortung nicht ausreichend wahrnehmen, muss jeder und jede selbst überlegen, welche Kleidung er oder sie guten Gewissens kaufen kann, oder eben nicht.