Anständiges Leben aus subjektiver Sicht

In letzter Zeit wird mir immer stärker klar, dass ich mich langsam, aber sicher in eine Mikrowelt begeben habe. Mein Leben ist inzwischen umgeben von Menschen, die sich mit Nachhaltigkeit, fairer Mode usw. beschäftigen. Und auch meine alten Freunde hab ich teilweise echt angesteckt (sogar eine sehr dem Konsumismus zugetane Freundin erklärte mir kürzlich, dass es ihr vor Primark grauste, als sie drin war, und sie wieder umdrehte – hey, immerhin!). Und ich bin überzeugt: Das ist so, weil ich mich mehr in diese Richtung entwickelt habe, und nicht, weil die ganze Welt plötzlich besser wird.

Nur manchmal, da wackelt diese Überzeugung, da denk ich mir dann doch: Hä?! Wie geht denn das jetzt?

Zum Beispiel am Sonntag. Am Samstag hatte ich meinen Bücherstapel beim Bett neu hergerichtet – die Anzahl der Bücher, die ich lesen möchte, ist nämlich verdammt hoch, und wenn ich sie einfach ins Regal einsortiere, hab ich sie nächstes Jahr auch noch nicht gelesen. Als oberstes am Stapel lag ein Buch, das ich zur Rezension bekommen hatte: „Anständig leben“ von Sarah Schill.

2014-07-06 10.03.47

 

Sonntagfrüh nach dem Aufwachen las ich mich drin fest. 84 Seiten später legte ich es dann wieder kurz zur Seite. Ersturteil: Das Buch ist eine angenehme Mischung aus Information und Selbstversuch (kommt euch das bekannt vor? 😉 ), und ich mag es, wie undogmatisch Sarah Schill an die Sache herangeht. Man kann noch so vegan leben und dabei die Umwelt schützen und wasweiß ich – man ist als ganz frischer Veganer nicht gefeit vor der unglaublichen Lust (Schill bezeichnet es sogar als Gier) auf ein Bauernbrot mit dick Butter drauf. Ich finde es sehr angenehm, wie ehrlich sie mit sich und den ganzen Themen umgeht – sehr anschaulich beschreibt sie diese Krux zwischen langjährig angewöhnten Genussmomenten und „richtigem, anständigen“ Handeln, die es manchmal unzweifelhaft gibt (wobei ich finde: mehr im Ernährungs-, weniger im Modebereich).

Und dann kam der Moment, an dem ich mir „hä?!“

2014-07-06 10.04.31

 

Ich les ein Buch, das – gut, zugegeben – thematisch und vor allem konzeptuell in der Nähe von meinem Buch ist, aber dass ich drin vorkomme, hätt ich mir ja nie und nimmer gedacht. Nie! Und irgendwie find ich es grad recht schräg. Gut schräg, aber eben schräg 🙂

Aber jetzt mal ganz abgesehen von dieser überraschenden Bauchpinselei: Das Buch ist wirklich empfehlenswert. Es entspricht nämlich nicht immer der vorherrschenden Meinung, was denn jetzt wirklich richtig zu sein hat, sondern dem, was Sarah Schill für richtig hält. Und ich weiß nicht, wie es euch damit geht, ich find in solchen Fällen subjektiv besser als dogmatisch.

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11 Gedanken zu „Anständiges Leben aus subjektiver Sicht

  1. Hallo Nunu!

    In dem Filmbeitrag ist die Rede davon, dass dem Buch ein Blog vorangegangen ist. Leider habe ich trotz intensiver Suche über die Suchmaschine nicht wirklich hingefunden. Weißt Du wie der Blog von Sarah Schiller heißt?

    lg
    Maria

  2. Stadtpflanze sagt:

    Ich finde es eigentlich sehr passend, dass dein Blog erwähnt wurde. Es ist in meinen Augen schwer bzw. etwas scheinheilig „nur“ auf eine möglichst ethische Ernährung zu achten und andere Lebensbereiche auszuklammern. (Wobei ich immer noch finde, dass man nicht rundum perfekt leben kann, und die meisten wechselnde Schwerpunkte habne.) 🙂

    • nunette sagt:

      Stimmt, perfekt ist niemand – und die, die es sind, sind mir höchst unsympathisch 🙂 Und was die Ernährung angeht, gibts bei mir da sicherlich auch noch so ein paar Ansätze in Sachen „jetztabermalkonsequent“ 😀

  3. Mäh! sagt:

    Es dürfte sich um den Blog „Wachstumsversuche“ gehandelt haben. Googelt mal „Wachstumsversuche“ und „Blog“ und schaut euch den ersten Link an. Der Blog dürfte aber gelöscht sein, zumindest kann ich nur die Post-Überschriften lesen und nicht den Inhalt.

    Den Hinweis zu ihrem Blog hab ich in einem Bericht der Filmschule gefunden, die sie besucht haben dürfte: http://www.filmschule.de/Documents/Abschlussbro_Autorenprogramm2013_WEB.pdf

    LG Mäh 🙂

  4. […] ich bin grad ungeduldig und brauch euch. In Sarah Schills Buch, das ich heut vormittag fertiggelesen hab, bin ich über den Ausdruck “Dumpster Divas” […]

  5. […] als Lesetipp gleich nach Kirsten und vorm Kleiderkreisel. Schönes Umfeld!! Nach Apokalypse Jetzt, Anständig Leben und dem Schwarzbuch Markenfirmen das vierte Buch, in dem ich genannt werde bzw. mein eigenes Buch […]

  6. Rosa sagt:

    Ich finde das Buch von Sarah Schill enorm interessant, informativ und zugleich sehr schockierend. Es hat mich aufgerüttelt und mir aufgezeigt, wie unser Gesellschaftssystem funktioniert.

  7. […] Sarah Schill (Schriftstellerin, Fernsehjournalistin), Autorin von „Anständig Leben“ […]

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