Greenpeace-Test: Textilien im Supermarkt. Giftig.

Greenpeace hat mal wieder getestet. Ich selbst durfte dafür recherchieren, Proben besorgen, planen. Spannend, an so etwas beteiligt zu sein. Worum es uns diesmal ging: Kleidung ausm Supermarkt. Ein wirklich spannendes Feld: Inzwischen gibt es bei „meinem“ Merkur neben dem Kühlregal mit seinen Joghurt- und Frischkäseschalen ein Tchibo-Regal, genauso beim Spar um die Ecke direkt neben dem Brot. Dass der Hofer so gut wie jede Woche Textilien im Angebot hat, gehört zu den Dingen, die man als Kind schon lernt. Bei Penny und Interspar gibts auch immer wieder Angebote. Ebenso in Deutschland, immer mehr Kleidung wird bei den dortigen Diskontern verkauft. Ich habs mir schon öfter gedacht, man kauft dort das Zeug wahrscheinlich viel mehr „nebenbei“ als wenn man bewusst in einen Fetzenladen geht. Also kein „ich brauche eine rote Hose!“, und auch kein „Hm, mal schauen, was es beim Textilschweden Neues gibt, vielleicht hat er ja eine rote Hose“, sondern eher ein „Oh! Eine grüne Hose! Nur 14 Euro! Na die nehm ich gleich mit!“ – und schwupps, wandert die grüne Hose in den Einkaufskorb zu Eiern, Brot, Schafkäse, Melanzani, Oliven, Knoblauch und Weintrauben (ja, das ist jetzt ein Schummelzettel für heut Abend 🙂 ).

Das Ergebnis ist leider nicht überraschend, und leider sehr erschreckend. Vom deutschen Umweltbundesamt, dem österreichischen Umweltzeichen oder Bluesign empfohlene Höchstwerte wurden um ein Vielfaches überschritten. In einem Paar Sneakers von Hofer waren 270mg/kg Dimethylformamid drin – das ist eine Chemikalie, die fortpflanzungsschädigend ist und als „Substanz mit besonders besorgniserregenden Eigenschaften“ als Kandidat für die REACH-Liste der EU (Chemikalienregulierung) gelistet ist. DMF sollte man eigentlich im Endprodukt quasi nicht nachweisen können. Der empfohlene Höchstwert liegt bei 10mg/kg – und noch dazu kann nicht garantiert werden, dass die Chemikalie sich nicht aus dem Produkt rauslöst. Leckerschmecker! Dann doch lieber die Melanzani und den Schafkäse!

Spannend auch die Kinder-Flipflops von Interspar. Da war 370mg/kg 2-Phenyl-2-Propanol drin. Das ist zwar jetzt nicht so böse wie DMF, aber immerhin kanns Allergien auslösen und Haut und Augen reizen. Find ich jetzt auch nicht gar so begehrenswert, wenn ich an meine Nichten denk. Bei 2PP liegt die „Lösung“ für KonsumentInnen aber nah: Riecht dran, bevor ihr kauft. Das Zeug stinkt nämlich wie Uromas Kleiderkiste voller Mottenkugeln. Wenns stinkt, wirds nicht gekauft, und kommt nicht an nackte Kinderhaut, so einfach ist die Rechnung.

Das Fazit muss aber sein: Liebe Supermärkte, wenn ihr schon Textilien als lukratives Nebenbeigeschäft habt (ok, bei Tchibo ist es wahrscheinlich sogar das Hauptgeschäft, oder sind die bei meinen LeserInnen noch stark mit Kaffee konnotiert? Bei mir nicht mehr. Mehr so mit Wellnessmantel und Mozzarellaschneider…) – dann sorgt bitte dafür, dass eure Lieferkette frei von gefährlichen Chemikalien ist. Und liebe KonsumentInnen, ich weiß, so schnell nebenbei im Supermarkt fünf Minuten vor Geschäftsschluss und im Stress, weil die Lieblingsserie in einer halben Stunde anfängt und genervt, weil es in der Ubahn grad wieder so gestopft voll war und überhaupt….. da ist die „brauch ich das wirklich“-Frage echt keine leichte. Aber bitte stellt sie euch. Danke.

sabots weiss

LeckerschmeckerHofer (c) Georg Mayer/Greenpeace.at

Rosa FlipFlops

Stinkestinke Interspar (c) Georg Mayer / Greenpeace.at

Getaggt mit

9 Gedanken zu „Greenpeace-Test: Textilien im Supermarkt. Giftig.

  1. Wobei es ja auch sehr billige Textildiskonter gibt. KiK z.B. oder auch noch einige andere. Wäre spannend, wie es da aussieht. … ich würde vermuten, nicht viel anders … :/ Und ich fürchte, das wird viele nicht davon abhalten, das Zeug zu kaufen. Es macht halt in einigen Haushaltskassen schon einen Unterschied, ob man 15 oder 80 Euro für einen Schneeanzug ausgibt.

  2. tina sagt:

    Iwie glaub ich fast nicht, daß die Leute das im Vorbeigehen mitnehmen. Sondern eher gezielt wenn’s im Werbeflyer steht. Kommt ja jede Wochen wenn man kein Pickerl am Postkasten hat oder auf Wunsch per Newsletter elektronisch. Und vom Hofer gibt’s ja sogar das Buch mit den Angeboten für das kommende Jahr wo man 1 Jahr im Voraus planen kann wann man welches Schnäppchen machen wird. Und das Buch geht meines Wissens nicht schlecht.

    Außerdem würde ich Hofer, Lidl, Penny, Interspar und Kik eher in einer anderen Kategorie einordnen als Textilschweden usw – denn sie gelten nicht als „cool“ oder „stylisch“. Sondern haben doch eher das „peinliche Armutschgerlimage“ das nur vom Gefühl ein tolles Schnäppchen gemacht zu haben und der ganz tolle Sparefroh zu sein geschlagen wird.

    Das ist aber mMn was anderes als „stylisch“ und „cool“ sein zu wollen und der Welt zeigen zu wollen was für ein Ober-Mode-Guru man nicht ist – das ist eher die Motivation für einen Besuch beim Textilschweden, bunten Spanier usw. Nur muß man mMn diese beiden Arten von Konsumenten anders anprechen um ihr Verhalten zu ändern – denn gerade zb Hofer gilt in meinem Bekanntenkreis zb. tatsächlich als „Vernunftkauf“(!); diese Personen finden „shoppen als Beschäftigung/Belohnung“ und extreme Modeorientierung meist eher peinlich und als „nur was für Paris-Hiltoneque-Tussis mit einem IQ von 50“.

    Tschibo ist mMn iwie nochmal ein Sonderfall den ich gefühlsmäßig nicht so recht einordnen kann; die Sachen haben nicht das Armutschgerlimage wie Kik oder Hofer, man kann relativ lange planen durch die Vorschaufunktion auf der Webseite und weil die Sachen meist ein bissl länger im Sortiment bleiben und gleichzeitig gibt’s den im-Vorbeigehen-Mitnehm-Effekt durch die Tschibo-Regale im Supermarkt plus noch die „exklusivere“ Atmosphäre in den eigentlichen Tschibo Shops.

  3. […] all den Katastrophenmeldungen und umstrittenen Themen wie Nazi-Mode, Mini-one-Size, Bio-Elite und Gift in der Supermarktkleidung heut mal wieder was Entspannendes. Wobei, mich entspannts nicht so. Seit JAHREN kenne ich dieses […]

  4. MarieAnn sagt:

    Bei uns schießen die kleinen Läden, die noch qualitativ hochwertigere Sachen im Angebot haben nach und nach. Z. B. Kinderschuhläden bzw. Schuhläden geben die Kinderschuhabteilungen auf. Zu groß die Konkurrenz durch Aldi und Lidl. Okay, Markenkinderschuh sind teuer, doch Qualität hat ihren Preis. Ich kaufe ein Paar Sandalen, ein Paar Halbschuhe und ein Paar Winterstiefel und die werden getragen bis sie nicht mehr passen. Bei vielen Bekannten dagegen stapeln sich die Schuhe ( Waren ja so billig)!!!!

    • Hehe. Ja, machen wir genauso 😉 Ein paar Winetrstiefel und das war’s. Aber in Wien dürfte das nicht so krass sein. Einige Kindermodegeschäften haben sogar im letzten Jahr erweitert … Ich habe teilweise sogar das Gefühl, dass Eltern so erpicht darauf sind ihren Kids Markensachen zu kaufen, dass deren Outfits oft doppelt oder dreifach so viel gekostet haben wie ihre eigenen. Hab ich mir gestern in er U-Bahn erst gedacht …

  5. […] nämlich angeschaut, wie man “richtig” Kleidung kauft – und ich hab über den Greenpeace-Report geredet. Ich habs mir gestern live aus lauter Nervosität nicht anschauen können. Aber schön, […]

  6. JuYogi sagt:

    Dein Blog ist einfach göttlich!
    Ich lies deine Artikel immer im Bett vorm schlafen gehen und muss einfach immer schmunzeln, danke für einen weiteren herrlichen Artikel! 🙂

  7. […] ri! li! Hab ich hier schon mal gesagt, wie sehr ich die Detox-Kampagne liebe? Und dass die Diskonter-Kampagne die erste war, an der ich so echt richtig von Anfang an mitgearbeitet hab? Ich durfte mitkonzeptionieren, Testprodukte kaufen, an den Reports und Aussendungen mitschreiben, […]

  8. […] mal die eine oder andere Unverträglichkeit auslöst, aber ansonsten …. Gut, weiß man nicht. Greenpeace klärt auf – über den Umweg der Nahrungskette wiederum gibts dann doch wieder Belastungen. Sieht man aber halt […]

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