Es gibt eine Sache, die meinen Job im letzten halben Jahr von „maaah, es geht mir so am A..ch, ich mag nimmer“ zu „TRAUMJOB! YESS! ENDLICH!“ entwickelt hat: Greenpeace arbeitet Schritt für Schritt immer mehr zu der Tatsache, dass wir einfach viel zu viel konventionell produzierte Textilien konsumieren. De facto heißt das: Das, was ich seit vier Jahren privat und hier predige, predige ich jetzt als Konsumentensprecherin von Greenpeace. Seeehr geile Sache, wenn das Hobby zum Beruf wird und nicht andersrum. 🙂
Letztens haben wir ein bissl herumgesponnen, was man denn da noch so alles machen könnte. Und obwohl es diese Ideen bereits hinreichend gibt, bin ich trotzdem draufgekommen: Mein Kleiderschrank besteht inzwischen mit Ausnahme von ein paar Uralt-Teilen (die sich durch Qualität bewiesen haben) nur noch aus Second Hand oder getauscht oder selbstgemacht oder ökologisch und fair produziert. Und ich schau trotzdem nicht aus, als würd ich bald den Orden für die meisten Jutesackoutfits des Jahrhunderts bekommen (Ruhe auf den billigen Plätzen jetzt! 😉 ).
Daher mach auch ich jetzt eine Fotochallenge. Und zwar eine zufällige. Zufällig aus zwei Gründen: Ich werde auch weiterhin nicht wirklich überlegen, was ich anzieh, sondern mich nach Bauchgefühl und Temperaturvorgaben aus meinem Kleiderschrank bedienen. Und ich werd immer dann Fotos machen (lassen), wenn der Georg Mayer, unser hochwohlgeschätzter Fotograf, zufällig im Büro ist 🙂
Das Ziel: Wir von Greenpeace sagen (und haben es auf vielen Ebenen seit Jahren auch immer wieder bewiesen): Es geht auch anders. Und ich sag: Und so schaut dieses „anders“ dann aus.
Start? Heute.
Von unten nach oben, damit der Schwachpunkt gleich mal erledigt ist:
Schuhe: Tamaris. Jaaa, tschulligung. Ich hab meinen Frieden mit Ökoschuhen immer noch nicht gemacht. Diese Schuhe haben ihre Qualität übrigens bewiesen: Der Matl hat mir eine ziemlich seeeehr schwere Kommode mal so eben auf den linken großen Zeh gestellt. Der Zeh hat es so halbert überlebt, der Schuh sehr wohl.
Strumpfhose: Pre-Shoppingdiät-alt, und hält immer noch überraschend gut. War damals von Tchibo.
Rock: Uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuralt. Keine Ahnung, mehr, WIE alt. Ich kann ohne diesen Rock nicht leben und nicht verreisen. Der ist einfach IMMER dabei.
Langarmtop: Aus dem Ausmistfundus meiner lieben Freundin Maresi.
Pulli: Cora Kemperman. Stammt von dem Belohnungseinkauf von 2013, nur dass den sich Gina gekauft hat, nicht ich. Ich meinte damals zum grauen Exemplar dieses Pullis: „Ach, ich strick mir den selbst!“ Worauf Gina sich in der Umkleidekabine hinsetzte und begann, eine Skizze des Pullis in ihr schlaues Buch zu zeichnen – bis zu dem Moment, als ich sagte: „Sag mal, wieso zeichnest du das grad? Du kaufst dir doch eh den roten, dann hast die Vorlage doch eh zuhause?!“ Es folgte einer unserer berühmten Lachanfälle, den wir sonst eigentlich immer nur liefern, wenn wir uns zu zweit irgendwo verfahren oder drei Runden um den gleichen Kreisverkehr in Surfer’s Paradise fahren. 😉 Gina hat mir den roten Pulli jetzt dauergeborgt, weil ich gerade übelst in einer Rotphase bin, und sie den Pulli nur selten trägt.
Und alter Schwede, so viele Fotos, wenn das keine Motivation zum weiter Abnehmen ist… puh.
Übrigens: Mir wurde letztens Selbstdarstellerei vorgeworfen. Liebe Leute: Mir ist das schnurz, mir gehts nicht um mich, mein Selbstwert kommt aus meinem Hirn, nicht aus der Kamera. Aber ich wünsch mir, dass ihr mir zuhörts und auch „anders“ konsumierts. Danke. Ja, ich weiß, dieser Vorwurf perlt immer noch nicht an mir ab, obwohl ichs eh besser weiß….hmpf.
oh das mag ich gern, alltags-outfits (also WIRKLICH aus dem alltag). das hat seltenheitswert! ich darf mich als zwerg im freundeskreis auch regelmäßig im altkleidersack aller bekannten bedienen, da sind schon einige schätze dabei. und wenn man etwas drauf schaut, halten die auch ewig. TOLL!
Das ist eine schoene Idee. Ich freue mich auf deine Fotos!
Zu den Schuhen: Ich verstehe dein Problem. Ich habe mir fuer den Alltag Barfusschuhe, die in Leipzug gefertig werden gekauft und bin sehr zufrieden damit. Wie oekologisch die Herstellung ist, weiss ich nicht, aber die scheinen schon etwas drauf zu achten. Vor allem: die Schuhe halten ewig! Besser die Ressource jahrelang nutzen als jedes Jahr zertifiziertes Zeug zu kaufen, dass nicht gefaellt und daher nicht getragen wird. Fuer die Zukunft plane ich uebrigens Schuhe bei einem Schuster in meiner Stadt massanfertigen zu lassen. Das ist natuerlich teuer, aber wenn es lange haelt und lange gefaellt lohnt sich das.
Ich freue mich, dass Greenpeace diesen Dialog startet und dass du an diesem Dialog beteiligt bist. Und ich mag deinen Kommentar zur „Selbstdarstellerei“! Es geht schon um dich und um mich und um uns alle, aber nicht, weil wir unsere Koerper praesentieren wollen, sondern weil wir unsere Entscheidungen (Kaufentscheidungen, Entscheidungen ueber unsere Beduerfnisse, etc.) verdeutlichen und illustrieren wollen. Diese Beispiele sind wichtig fuer viele. Sie inspirieren und verdeutlichen, das man abseits der Wegwerfklamotten sehr gut und (zumindest ich) gluecklicher leben kann. Es geht nicht um deinen Koerper sondern um dein Leben und deine Entscheidungen und was sie mit dir tun.
Danke für dein Lob! Ja, der Vorwurf der Selbstdarstellerei tut mir seit einiger Zeit ziemlich weh, weil ich mich da sehr missverstanden fühle. Ja, ich bin diesbezüglich nicht schüchtern und exponiere mich, aber da gehts mir null darum, dass die Leute die Nunu Kaller kennen, sondern darum, dass ich ein bissl ihr schlechtes Gewissen werde, wenn sie beim Textilschweden stehen und sich überlegen, ob sie dieses Zehneurokleid jetzt kaufen sollen. Wenn ich irgendwann beschließe, mich – auch bei Greenpeace – komplett aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, ich schwöre: Es wird mir piepegal sein. Es wird sogar angenehm sein. Aber ich hab einfach den inneren Antrieb, was zu ändern, seit ich gemerkt habe, was mein Projekt eigentlich damals alles bewirkt hat. 🙂
Hey Nunu! Ich find nicht, dass du arg „selbstdarstellerisch“ rüberkommst! Wir haben zwar einen völlig unterschiedlichen Klamottenstil, aber ich mag deine Fotos immer gerne, weil sie nicht gestellt sind, sondern eben aus dem Alltag.
Und noch ein Wort zum Abnehmen: Nein, musst du nicht! 😛