Gyalpa – wenn Konsum zur guten Idee wird

Ich halt normalerweise nicht gar so viel von Charity, wo reiche Leute irgendwas Handgemachtes und sich das gute Gewissen, jetzt mindestens ein halbes Dorf in Afrika gerettet zu haben, kaufen (Ja, ich übertreibe. Falls wer fragt.). Aber zufällig bin ich auf Gyalpa gestoßen, und dieses Projekt gefällt mir richtig gut.

Gyalpa kauft Produkte direkt von den Produzenten, zur Zeit meist syrischen Frauen, und verkauft sie ohne Zwischenhändler direkt an deutsche Kunden. (…) Wir zahlen keine Almosen, sondern einen guten Preis für gute Arbeit. Das schafft Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein bei den Produzentinnen. Gyalpa arbeitet profitorientiert, aber ohne Renditeabsicht. Wir sind ein soziales Handelsunternehmen. Sobald Profite erwirtschaftet werden, werden diese entweder direkt an die beteiligten Nichtregierungsrorganisation, insbesondere für Bildungs- und Sozialprojekte in den Herkunftsländern oder direkt an die Produzenten gegeben. Unsere Produzentinnen leben und arbeiten in syrischen Kriegsgebieten oder in Flüchtlingslagern in der Türkei, in Jordanien oder im Libanon.(…) Heute haben unsere Produzenten keine Möglichkeit mehr, ihre Produkte Vorort zu verkaufen. Der Gang auf die Märkte ist zu gefährlich. Gyalpa hat es sich deshalb zur Aufgabe gesetzt, direkte Zugänge zu Märkten im Westen zu öffnen. Gleichzeitig nehmen wir größere Stückzahlen auf eigenes Risiko ab, um Einkommenssicherheit  für Flüchtlinge zu schaffen. Heute in Syrien, Morgen in der Welt.

 Ich mag den Gedanken, dass in Syrien Menschen weiterhin ihrem Handwerk nachgehen können und davon leben können – ohne in Gefahr zu sein, auf den Märkten per Bombe hochzugehen – wobei auf diese Märkte sich sowieso niemand mehr verirrt. Darum: Tolle Idee, unterstützenswert.

Auch die Produkte sind sehr fein. Zum Beispiel diese Taschen (sämtliche Zitate und Bilder übrigens (c) Gyalpashop.com):

damaskus

„Die berühmte Aghabani-Handarbeitskunst ist über 150 Jahre alt und entstand in der ländlichen Umgebung von Damaskus (Douma) sowie im Südosten Syriens. Ursprünglich überwogen Brauntöne und Goldfarben. Und während zunächst große Nadeln verwendet wurden, kommen heute kleine Nähmaschinen zum Einsatz. Aufgrund der Kämpfe in Douma, flohen viele Frauen mit ihren Kindern in die Stadt Damaskus. Einige von ihnen schlossen sich zusammen und halten gemeinsam die Aghabani-Kunst am Leben, obwohl es schwierig geworden ist, das richtige Material zu beschaffen und oft lange Stromausfälle verkraftet werden müssen. Zudem besucht kaum noch jemand die lokalen Märkte, denn die Angst vor Bomben und Anschlägen ist groß. Es gibt für ihre wunderbaren Produkte innerhalb Syriens leider kaum noch Absatzmöglichkeiten. Deshalb organisiert GYALPA den Transport nach Deutschland.“

basimeh

Syrische Aktivisten gründeten 2012 im libanesischen Exil die NGO Basmeh & Zeitouneh. Sie ist im Beiruter Flüchtlingsviertel Shatilla und in der Beeka-Ebene an der Grenze zu Syrien aktiv. Innerhalb kürzester Zeit wurde eine Schule – für inzwischen mehr als dreihundert Kinder –, eine Krankenstation und ein psychosoziales Zentrum aufgebaut. 2013 kam eine Nähwerkstatt hinzu. Hier können Frauen auch ohne Vorkenntnisse Sticken, Stricken, Klöppeln und Nähen lernen. Über hundert Frauen wurden hier bereits ausgebildet und wie an den Produkten von B&Z unschwer zu erkennen ist, fanden sich hier wahre Künstlerinnen ein!

Mein Lieblingsprojekt:

handtücher

Al-Madani – Feinste Handtücher aus Hama, Syrien

Das Familienunternehmen al-Madani pflegt eine jahrhundertealte Webkunst. Vor dem Krieg waren die Tücher aus den Werkstätten al-Madanis sehr begehrt. Man nahm sie mit ins Hamam, dem traditionellen Dampfbad. Doch heute sind in Syrien die meisten Bäder zerstört. Auch die Werkstätten al-Madani fielen 2012 einem Bombenangriff zum Opfer. Doch zwei der Handwebstühle konnten gerettet werden. Mit diesen setzt die Familie ihre Arbeit fort und produziert dezent verzierte, hochwertige Handtücher aus feinster Baumwolle. GYALPA organisiert den Verkauf nach Deutschland. Das bietet Al-Madini die Chance, den traditionsreichen Betrieb langsam wieder aufzubauen. Bereits 10 von ursprünglich mehr als 60 Angestellten konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen und ihre Familien damit ernähren. Sie können bei al-Madani auch größere Bestellungen aufgeben. Aufgrund der schwierigen Sicherheitslage können die Lieferzeiten 3-4 Monate betragen.

Klickt euch selbst durch – diese Website ist eines der seltenen Beispiele, wo man durch Konsum effektiv helfen kann. Zwei Daumen hoch für diese mutige Idee. Kaufen kann man die Produkte im Avocadostore und auf  Dawanda.

Ein Gedanke zu „Gyalpa – wenn Konsum zur guten Idee wird

  1. juhba sagt:

    Wenn Du das magst, dann wirst Du Folkdays und Gundara aus Berlin lieben!
    folkdays.de
    gundara.com

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