„Ich will einen Nachmittag mit dir!“, sagte Gina. Stimmt, wir hatten den schon viel zu lange nicht mehr. „Las uns Second Hand shoppen gehen!“, sagte Gina. Gina lebt nicht mehr in Wien, es war also eine Art Städteurlaubsnachmittag für sie. Gesagt, getan. Wir trafen uns erstmal bei meiner lieben Martina und dem Grinsehund Paco im Zweitkleid7 (wo ich ein Paar Schuhe fand, kaum getragene Geox, in grau, und sie ein richtig cooles Alcantara-Gilet, mit dem sie jedes Outfit businesslike aufpeppen kann, echt steiles Ding – ja, ich hab keine Fotos, und nein ich mag jetzt nicht die Schuhe fotografieren). Dann spazierten wir weiter Richtung Mahü, eigentlich wollte ich mit ihr in einen Second Hand Laden, von dem eine andere Freundin mir mal vorgeschwärmt hatte, ich wusste die genaue Adresse jedoch nicht. Doch Moment mal, auf der Kaiserstraße gibts doch auch so einen Vintageladen? Wie heißt der nochmal? Extraschön, genau!
Wir schauten dort hin. Und liebe Wienerinnen: Es war Liebe auf den ersten Blick. Ina Holub verkauft dort nicht Second Hand, sie verkauft Vintage. Sie bietet richtig tolle Stücke aus diversen Jahrzehnten an, und das absolut bezahlbar. Außerdem ist der zweite Raum ihres Ladens Flohmarkt, die Teile dort kosten zwischen fünf und 18 Euro. Und was für Teile das sind, Ina hat da echt ein gutes Auge für Vintagekleidung, die man durch entsprechendes Styling extrem gut in die Gegenwart holen kann. Ökologisch ein Traum: Je länger ein bestimmtes Kleidungsstück Wert hat, desto später muss ein neues produziert werden, lautet die Rechnung. Ja, sie geht Richtung Milchmädchen, aber wenn man mit einschließt, dass Slow Fashion allgemein auf Qualität und nicht Quantität setzt, dann ist Vintage und Second Hand wirklich die beste aller Wahlen. Teilweise bietet Ina zwar auch neue Stücke an, die alle in Richtung Rockbilly und Vintage gehen- die zugegebenermaßen nicht fair produziert sind, aber warum ich dem ein halbes OK gebe, erklär ich gleich:
Weil das wirklich wirklich wirklich WIRKLICH absolut Leiwande, das mich restlos begeistert: Sie bietet Kleidung bis Größe 52 oder sogar größer (ich habs mir nicht gemerkt) an. Tolle, süße Kleider für dicke Frauen. Aus ihrem Laden geht man glücklich raus, egal, ob man Größe xs oder xxl hat: Man findet was. Und das ist etwas, was bei der fairen Mode leider echt bei dem Großteil der DesignerInnen noch abgeht: Größeninklusivität. Es kann nicht sein, dass Frauen jenseits der Standardmaße sich in Zelte hüllen müssen. Jede Frau hat ein Recht, sich durch ihre Kleidung auszudrücken, wenn sie das will – und Ina gibt jenen, die es gern sehr weiblich mögen, die Gelegenheit dazu. In ihrem Laden bekam ich so richtig Lust, mich mal so echt total von oben bis unten auf 30er, 40er oder 50er Jahre stylen zu lassen, mit Tolle in den Haaren, knallroten Lippen, Hütchen, Handschühchen und dem restlichen Klimbim.
Während Gina sich durch die Kleiderstände wühlte, saß ich Ina gegenüber, und sie meinte: „Nimm mal das getupfte Kleid neben dir, das passt dir sicher famos! Ich krieg das nicht gscheit verkauft, weil alle Frauen zu klein für diese Überlänge sind“. Ich probierte es an, und sie hatte recht.
Bin ganz begeistert, es ist echt alt, mein allererstes echtes Vintagekleid und schaut einfach von oben bis unten toll aus. Am leiwandsten: Es ist schwarz-weiß und nicht wie üblich blau-weiß, und das heißt, ich kann extrem viel dazu kombinieren aus meinem Kleiderschrank 🙂 Ich kann mich nur noch nicht entscheiden, ob es mir mit oder ohne Gürtel besser gefällt (mit Gürtel fühl ich mich ein bisschen wie Pretty Woman mit Ärmeln):
Sehr stolz darf ich berichten: Dieses Kleid hat Ina selbst auf den Flyern für ihren Laden an, damit bekommts für mich gleich noch mehr Bedeutung (und wie sehr ich Kleidung liebe, die für mich eine Bedeutung jenseits des „ich-renn-nicht-nackt-durch-die-Straßen“ hat, dürften meine Stammleserinnen wissen):
Überhaupt, Ina. Ich hab noch am selben Abend nach der Website des Ladens gesucht und dabei ihren Blog gefunden. Ina ist offen queer und steht zu jedem einzelnen Gramm an ihrem Körper. Sie ist Feministin und Plus-Size-Model. Sie schminkt die tollsten Lidstriche, die ich je gesehen habe. Sie macht Burlesque. Sie denkt inklusiv. Sie spricht mir mit jedem ihrer Beiträge aus der Seele. Ich freue mich extrem, sie kennengelernt zu haben, Frauen mit starker Meinung und starke Macher(innen)geist find ich unglaublich toll. Ich bin dann mal am Lesen 😉
Ihr könnt ja derweil nach schönen alten Kleidern suchen gehen:
Extraschön
Samstag 14 – 18 h
Das klingt unglaublich sympathisch. Wärs nicht elf Stunden Autofahrt, ich würde am liebsten sofort hin.
vielleicht geht sich ja mal ein Wochenende in Wien aus 😉
Ohhh! Ich liebe Vintageläden und entdecke gerne neue. Vielen Dank für den Tipp! Wenn ich Wien mal einen Besuch abstatten sollte, werde ich dort vorbeischauen.
Das Kleid steht dir übrigens hervorragend!
Zur Gürtel-Frage:
Wenn Gürtel, dann nicht diesen ebenfalls Ge-PUNKT-eten.
Analog zu den weißen Paspeln könnte ich mir einen weißen Gürtel gut vorstellen…
Toll! ❤