Wenn Faschos mich zum Lachen bringen

Letztens auf Facebook entdeckt: Mode für österreichische Faschos. Nein, ich übertreibe nicht. Man kann sich dort Shirts mit dem Aufdruck „I schmus nur mit an Unsrigen“ kaufen, um keine dreißig Euro, Pullis mit Kornblumen drauf, und die Männer können sichergehen, dass die schmusewillige Frau sie auch wirklich erkennt, indem sie ein Shirt anziehen, auf dem „Einheimischer“ steht. All das wird noch wunderbar in so ein bissl „alpenrebellische“ Bergromantik verpackt.

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Mein erster Gedanke: Wahnsinn, vor zehn, 15 Jahren wäre sowas echt nicht möglich gewesen. Diese „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Mentalität hat echt den Bodensatz der Bevölkerung verdammt selbstbewusst gemacht. Aber ok, gut, es ist so. Ich kanns grad nicht ändern, aber ich finde, es gehört weg.

Aber bevor es weggehört, noch schnell die kleine wunderschöne Ironie der Geschichte. Ich hab mich auf der – bewusst hier nicht verlinkten – Homepage umgesehen, um herauszufinden, wie die Dinger produziert werden. Ich dachte mir, haha, das wird so eine Geschichte wie die Kappen von Trump, wo vorne „Make America Great Again“ draufstand und drinnen, dass sie in China produziert waren. Aber nein, viel besser, weil noch viel dümmer: Sie geben damit an, dass sie Arbeitsplätze in Österreich sichern und hier produzieren. Aber dann hab ich es mir nochmal durchgelesen:

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Da steht „ENDFERTIGUNG“. Das heißt, der letzte Arbeitsschritt reicht, damit sie „made in Austria“ (wobei, bei denen heißt das wahrscheinlich „mit eiserner Kraft und nationalem Schweiß im wunderschönen Österreich geschaffen“…) draufschreiben. Ich tippe auf den Druck und die Stickereien.

Die Dinger sind aus BAUMWOLLE. Die ja so herrlich gut im Salzkammergut wächst, nüm? Da liegen viele Arbeitsschritte von indischen Bauern und Bäuerinnen und wahrscheinlich türkischen Spinnern und Spinnerinnen (die meisten konventionellen Spinnereien gibt es in der Türkei, zumindest ist das mein Informationsstand aus meinen früheren Recherchen. Da kann sich was getan hab, aber wenn, dann wohl nur in Richtung eines noch billiger produzierenden Landes, schätz ich mal). Warum nicht Leinen oder Flachs oder Wolle?

Aber der allerschönste Teil ist „(Oberösterreichische Dienstleister) bestellen die KLEIDUNG in unserem Auftrag bei einem österreichischen Großhändler“. Aaaah ja. Toll, da sitzt in Oberösterreich ein Oberösterreicher am Telefon und redet mit einem anderen Österreicher, der quasi fertig genähte Kleidung aus Fernost importiert. Vielleicht fehlt noch die eine oder andere Naht, aber die komplette Fertigung der Shirts findet fix nicht hier statt, sonst würde da was von Stoffimporten und eigener Näherei stehen. Nein, es steht „Endfertigung“. Schwammig formuliert, gut verklausuliert, viel rauslesbar. Ich lese heraus, dass diese Sache gewaltig einen Haken haben muss.

Und ich frag mich: Liebe Faschos und liebe Daswirdmanjawohlnochsagendürfen-Fanatiker, ihr lassts euch gern verarschen, oder? Ihr checkt es einfach nicht! Bis ihr dieses fertige Shirt anhabt, auf dem ihr feststellt, dass ihr nur mit an Unsrigen schmusts, ist von der Baumwollsaat bis zu Konfektion alles durch Hände gegangen, die für euch keine Unsrigen sind. Aber weil ein Unternehmen euch erklärt, dass die Kornblume in Österreich draufgestickt wird und dadurch Arbeitsplätze gesichert werden, glaubt ihr daran, dass es ein gutes, österreichisches Produkt ist.

Bildung hilft.

 

2 Gedanken zu „Wenn Faschos mich zum Lachen bringen

  1. Ich bin sprachlos… weil es Models gibt, Fotografen, Redakteure etc. die alle ihre kleinen Bausteine dazu beitragen, dass solche Mode mit derartiger Message verbreitet wird.

  2. blaupause7 sagt:

    … ich fürchte nur, dass die im letzten Absatz genannten Adressaten nicht zu denen gehören, die hier fleißig mitlesen.

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