Heute früh im Büro.
Nunu: „Einer meiner Lieblingsfeinde ist pleite.“
Mel: „Wer?“
Nunu: „American Apparel.“
Mel: „YEEEEESSSSSSSSS!!!“ (in einer Lautstärke, dass alle bereits Anwesenden zuckten und Gefahr liefen, ihren Kaffee zu verschütten)
Diese kurze Unterhaltung ist die beste Zusammenfassung für die neueste Entwicklung rund um American Apparel. Die haben nämlich Insolvenz angemeldet. Was dahinter steckt, schreibt der Spiegel:
Laut einem Bericht der „New York Times“übernehmen mit der Insolvenz die Gläubiger das Ruder bei dem Klamottenlabel. Die bisherigen Anteilseigner wären damit raus. (…) 95 Prozent der Gläubiger sollen laut American Apparel bei dem Deal mit dabei sein, im Zuge dessen Anleihenhalter ihre Ansprüche in Unternehmensanteile umtauschen. Die Verschuldung würde demnach von aktuell 300 Millionen auf 135 Millionen Dollar sinken. Ein Schritt, der den Konzern auch bei den Zinszahlungen erheblich entlasten würde.
American Apparel hat nicht nur eine absurd-sexistische Werbelinie (siehe hier, hier und hier und ganz besonders ihgitt: hier), sondern auch einen richtig grauslichen, widerlichen, abstoßenden, wääääääääääh Gründer. Dov Charney, wenn ich schon allein den Namen höre. American Apparel ist mal gestartet als „sweatshop-free“ und „made in USA“. Das an sich wäre ja nicht schlecht, allerdings löste Charney mit seinen Eskapaden einfach so viel Negativschlagzeilen aus, dass dieser an sich gute Beginn einfach komplett vor die Hunde ging. Schade, irgendwie, es wäre ja ein erster Schritt gewesen – so wurde es zu der Marke, die ich neben grindig einfach nur grauslich fand, inklusive Porno-Chic und mieser Qualität.
Und so sehr ich diese Marke widerlich finde, bin ich innerlich grad ein bissl gespalten. Mein erster Gedanke: Um die ist es wirklich nicht schade. Endlich wäre dieser sexistische Mist weg. Aber gleich der nächste: Verdammt, da gehts um Arbeitsplätze. Daher äußere ich nun einen Wunschgedanken: American Apparel erholt sich, weil einige Menschen es gut finden, dass nicht in China oder Bangladesch produziert wird, und legt auch in seiner Öffentlichkeitsarbeit Fokus auf diese Tatsache anstelle von SexSexSex. Damit wäre einigen geholfen. Bin gespannt, wie es weitergeht. Nur um einen Arbeitsplatz tut es mir nicht leid: Um den von Dov Charney. Dass der Kotzbrocken weg vom Fenster ist, hat er verdient.
Hihihi, bei der Bildersuche bin ich über folgenden Artikel gestolpert: Im Juni gabs nach dem Rausschmiss eine Restraining Order gegen Charney…. der durfte seine eigene Firma nicht mehr betreten. Ich hab kurz überlegt, ein Bild von Charney für diesen Beitrag zu nehmen, aber sorry, diese Visage (wow, ich merk grad, ich hab echte Aggressionen gegen den Kerl, ohne ihn zu kennen…) will ich hier nicht haben. Dann schon lieber ein (c) Wikipedia – Bild.
Schade, wenn eine Managerpersönlichkeit eine gute Grundidee so schlecht vermarkten und damit runterwirtschaften kann. Den Spruch „Sex sells“ sollte man mal nicht überall drauf drücken. Wenn er selbst nicht die Käuferzielgruppe war, sollte sich die Marketingabteilung doch eher mal Gedanken machen, wer die meist weiblichen Kunden sind, denen „made in US“ wichtig sein könnte!
LG, Marleen