So, nachdem jetzt hier sowieso schon jede/r weiß, wie ich ausschau – nix mit Anonymität des Internets, das hat genau drei Monate gehalten hier am Blog – bin ich mutig. Und zeig euch jetzt mal Fotos von mir. Aus allen möglichen Zeiten. Mit Kleidungsstücken, die ich heute nicht mehr trage. Die aber immer noch in meinem Kleiderkasten liegen. Und die ich nicht weggeben kann, keine Chance. Weil einfach genau diese Erinnerungen dran hängen.
Los gehts in der Zeitreise:

Es geht um die Kette. Die inzwischen nach jeglichem modischen Maß unter aller Sau ist – und ich kann sie aufgrund genau dieser Erinnerung nicht weggeben. Es war 2006, und ich war in Wiesbaden. Bin extra dorthin gefahren, um meinen absoluten Lieblingssänger SIOEN zum ersten Mal mal live zu sehen. Und außerdem gabs da so einen Wiesbadener, der damals etwas Herzklopfen verursachte. Es blieb beim Herzklopfen, er wurde ein sehr guter Freund, der in der falschen Stadt wohnt, und es wurde eine Erinnerung an ein unglaublich feines Wochenende. Der breitestmögliche Grinser in meinem Gesicht galt jedoch Sioen, nicht dem Kerl. Jedesmal, wenn ich die Kette sehe, ists wieder da, die Erinnerung. Das Shirt hab ich übrigens immer noch, in heavy usage. Respekt, das hat ja lang gehalten für ein Textilschwedenteil…

Halloween 2004. Das Kleid gabs damals beim Texilschweden, und obwohl es weder meinem Stil entsprach noch ich außerhalb von Halloween Gelegenheit sah, es anzuziehen, musste es sein. Inzwischen obenrum viel zu eng, hab ichs in den letzten Jahren genau keinmal mehr angehabt. Dennoch, es liegt im Schrank, und ich komm nicht weg davon, kanns einfach nicht hergeben. Die Jacke ist nochmal ein anderes Kapitel – gekauft 2002 in Hamburg auf einer der absolut besten Reisen meines Lebens, war sie jahrelang Standarduniform und wurde erst durch die Jacke aus New York 2008 abgelöst. Aber das Kleid, echt, völliger Schwachsinn, dass ichs immer noch habe.

Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich mir den Rock 2005 in Kopenhagen gekauft. Hier sitze ich gerade am Fensterbrett in meinem Zimmer in der Jugendherberge im 13. Stockwerk. Den Rock habe ich in den zwei Jahren danach heiß geliebt – feine Farbe und – sieht man am Foto nicht – recht coole Abnäher und Reißverschlüsse an unerwarteter Stelle. Seither liegt er im Schrank, passt zu meiner großen Überraschung sogar noch halbwegs, ist aber am Hinterteil zerrissen, die aufgenähte Tasche ist halb unten. Wäre aber leicht reparierbar, weil er nicht an der Naht aufgerissen ist, sondern nur am Taschenstoff. Zum Reparieren seit Jahren zu faul, hergeben kann ich ihn aufgrund all der Erinnerungen, die an ihm hängen, einfach nicht. Ach ja, und den Gürtel hab ich auch immer noch. Irgendwann wird der wohl doch auch wieder modern werden…

Hach, mein alter Laptop, gleich nochmal nostalgisch – den hab ich durch ein Update umgebracht. Aber auf diesem Bild gehts eigentlich um die Schuhe. 13 Euro und vom Hofer, gekauft Ende 2010. Böse at its best, also. Aber an denen hänge ich unendlich. Dieses Foto postete ich mit dem Titel „Mad Men, neue Schuhe, life is good“ damals auf Facebook. Und nur wenige Tage später ging mit einem unglaublichen Bombenschlag die schrecklichste Zeit meines Lebens los, bei deren Erinnerung ich in der Sekunde losheulen könnte, und die seit etwa einem Dreivierteljahr gefühlt wirklich erst vorbei ist – die Schuhe waren also der letzte Nicht-Frustablenkbelohnungströst-Kauf, bis heute.

Dieses Foto darf in der Sammlung einfach nicht fehlen. Ich brauchs nur kurz anschauen und muss schon lachen. Entstanden 2002 in Norwegen, ich damals alleine am backpacken und plötzlich mit zwei Bayern, Susi und Tobi, unterwegs. Von drei Monaten Reise die beste Woche überhaupt. Susi hab ich leider aus den Augen verloren, aber ich freue mich, Tobi bis heute zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Nur für den dreckigen Blick samt Banane in der Hand auf dem Foto könnt ich ihm immer noch … nein, ich finds einfach nur lustig und freu mich jedesmal über die Erinnerungen. Das Kleid hab ich mir damals auch während der Reise gekauft, bei irgendeinem Textilschweden in Skandinavien im Ausverkauf. Der Schnitt war ja ganz nett, das Rot war mir immer ein bißchen zu tomatig und wirds auch immer bleiben. Ich habs trotzdem noch und kanns auch nicht hergeben – er erinnert mich zu sehr an diese geniale Zeit meines Lebens.
Super, und ich hock jetzt da und denk mir: So lustig wars damals, so wirds nie wieder…. Ich komme während des Schreibens grad drauf: Andere haben Fotoalben, ich habe den Kleiderschrank, voll von Erinnerungen. Und schwelge grad hochmelancholisch in ebenjenen. Traurig machts mich, weils so toll war und so frei, nix mit vierzig Stunden arbeiten gehen und schaun, dss sich die Kohle am Ende des Monats so ausgeht, dass ich auch noch was sparen kann und um Weiterbildung kümmern und die Miete und nicht ausschlafen können und und und (merkt mans? Ich vermisse meine Studententage unglaublich…) Nur bei der Frage, ob ich mich von der Kleidung trennen sollte, wer weiß, vielleicht wirkt das ja sogar befreiend, bei der Frage komm ich nicht weiter…Fotoalben schmeißt man doch auch nicht weg.