So, jetzt werde ich sicher ein paar von euch gegen mich aufbringen, aber zum ersten Mal muss ich wirklich was GEGEN den Vegan-Trend sagen. Veganismus hat ein paar gute Ansätze, allerdings geht er manchmal einfach zu weit bzw. galoppiert in die falsche Richtung davon. Erstes Beispiel ist diese Sache mit dem veganen Leder, die ich sehr kritisch sehe. Lange Zeit war ich mir nicht sicher, ob das einfach nur Marketingmist ist und da billigst und giftigst produzierte Plastikschuhe teuer verkauft werden – so wie eine Journalistin letztens meinte: „Früher wars Analogkäse und ein Skandal, heute wird er im Veganregal im Supermarkt teuer verkauft.“ – oder ob ich nur einfach zu begrenzt im Hirn bin und mir nix anderes als Leder oder Plastik vorstellen kann (abgesehen von Chucks, aber die sind ja auch zum Teil aus Plastik). Und ich hab eine Plastikabneigung. Nicht grundsätzlich, aber an so vielen Orten ist Plastik so überflüssig und gleichzeitig umweltgefährlich. Ich sag nur Mikroplastikkügelchen in Kosmetika, wer das erfunden hat, gehört echt … lassen wir das.
Vorhin scroll ich wie immer ein bissl durch eine meiner Lieblingswebsites, Ecouterre. Und finde da diesen Artikel: „Ist vegane Wolle das nächste große Ding in der Mode?“ Vegane Wolle. Uff. Also, da muss ich jetzt ausholen. Natürlich gibt es auch zum Stricken vegane Alternativen zu Wolle: Baumwolle, Milchfaser, Maisfaser, Jeansfaser, Bambus und so weiter… Is ja auch super, aber alles jetzt nicht so prickelnd, was den Wärmefaktor angeht. In dem Artikel sprechen sie aber von wirklich warmen Sachen. Also hab ich mich auf der Website der vorgestellten Marke mal umgeschaut. Respekt, sie verwenden wirklich viele Naturfasern, aber überall, wo es warm sein soll, kommt ein Futter aus Primaloft zum Einsatz. Das ist eine synthetische Mikrofaser. Oder Ripstop – da musste ich erst nachlesen, aber: Auch Nylon.

Screenshot (c) http://vautecouture.com/collections/womens-coats/products/the-angela-swing-coat-in-insulated-organic-moleskin-black
Und genau DA ist mein Problem mit der Marketingbezeichnung „vegan“. Was heißt das in dem Fall? Hauptsache Tierschutz? Eine Aludose ist dann auch vegan, und wer sich ein bissl mit Umweltschutz beschäftigt, wird wissen: Die sind ein ziemlich übles Teil dafür, dass sie sowas von in Massen produziert werden, weil Aluproduktion ziemlich böse Nebenwirkungen hat, umwelttechnisch (das reicht vom Bau von riesigen Staudämmen in Brasilien, die Energie für die Aluproduktion gewinnen sollen, bis hin zum katastrophalen Nebenprodukt der Bauxitgewinnung, dem Rotschlamm. Gefährlich und tödlich bei Berührung). Umweltschutz und Tierschutz sollten aber zusammengehören. weil was bringt es den Viechern, wenn sie überleben, aber keine überlebenswerte Umwelt mehr vorfinden?
Mikrofasern sind Mikroplastik. Und zwar so fein, dass Kläranlagen sie nicht aufhalten können. Seit ich das weiß, wasche ich meine inzwischen schon wirklich steinalten Fleecejacken nur noch so selten wie möglich (ca. einmal pro Jahr), sondern lüfte sie stattdessen in der Nacht aus. Mich ärgerts seit Jahren, dass uns recycletes Polyester als was Gutes verkauft wird. In die Plastikproduktion geht ein geringer einstelliger Prozentsatz des weltweiten Ölvorkommens, aber was Plastik hinten raus anrichten kann, ist viel gefährlicher als die Tatsache, dass endliche Ressourcen eingesetzt werden (natürlich ist das auch in vielen Fällen blöd, wo man locker auf ein anderes Material zurückgreifen könnte, keine Frage!). Und da ist es dann komplett wurscht, ob es recycletes Plastik ist oder „neues“.
Ich finde es schade, auf der einen Seite, weil innerhalb der veganen Bewegung anscheinend im wahrsten Sinn des Wortes manchmal nicht über den Tellerrand gedacht wird, andererseits, weil viele Menschen vegan leben wollen, weil sie es mit einem schonenderen Umgang mit unserer Umwelt gleichsetzen. Die werden dann unabsichtlich und unwissentlich zu Tätern gemacht – denn würden sie stattdessen wärmende Produkte aus Naturfasern tragen, würden sie nicht zu der problematischen Thematik „Mikroplastik in unserer Umwelt“ beitragen. Das heißt, da wird Veganismus als Marketingschmäh ausgenutzt.
Nicht falsch verstehen, ich akzeptiere und bewundere jede Person, die vegan leben will, ich will mich da definitiv nicht mit der Community anlegen, aber ich würd bei einigen gern einen Gedankenprozess anstoßen, ob die Alternativen wirklich so gut sind. So sorry, ich bleibe Fan von Wolle, vor allem solcher aus dem Strickwerk, dem wohl tierfreundlichsten Wollgeschäft Wiens.
PS: Und weils grad in einem Kommentar angesprochen wurde: Wie gesagt, ich bin nicht eine Komplettgegnerin von Plastik und Polyester. Bei gewissen Dingen (Bademode, Strumpfhosen) muss Polyester oder Nylon eingesetzt werden, und da finde ich es dann natürlich schlau, wenn es sich um recyclete Fasern handelt. Aber dort, wo man drauf verzichten kann, sollte man das bitte auch tun.
Respekt, dass du dich da so aus dem Fenster lehnst! Mit Veganern ist nicht leicht scherzen. Mir stößt es auch auf, dass alles „vegan“ bezeichnet wird. Letztens hab ich mir eine tolle Tasche von Garry Mash gekauft – mit veganem Leder natürlich. Ich seh das eher als Stoff in Raulederoptik. Aber zum Glück ist ja alles im Sinne des Betrachters.
Das mit dem recycelten Polyester seh ich ein wenig anders bei der Sportkleidung. Ich hab z. B. ein Shirt von Nice to meet me aus recyceltem Polyester und Bio-Baumwolle. Ist für mich der Kompromiss, weil es bislang sonst noch nicht so viele Alternativen im Sportbekleidungssektor gibt. Tencel wär DIE Alternative, oder? Aber da bin ich noch nicht wirklich über viele Teile drüber gestolpert. Falls du für mich Bezugsquellen hast, bin ich dir dankbar!
LG Sabrina
https://www.facebook.com/odem.eu/reviews
Danke!
und ich verstehe, dass in manchen Fällen Plastik die beste Option ist, rein aufgrund der Sinnhaftigkeit (und nicht aufgrund der geringen Kosten). Aber ich finde nicht, dass man ein Futter in einem Baumwollmantel, das nur dazu dient, das das ganze warm und vegan ist, mit der von dir genannten Sportbekleidung vergleichen kann. Zum Beispiel Bademode, da muss es eine Kunstfaser sein, und da find ich recycletes Polyester dann gut. Aber dort, wo man es vermeiden kann, bitte komplett auf Polyester verzichten. Und vor allem nicht Veganern, die ihres Zeichens ja wirklich oft auch sehr umweltbewusst sind, erklären, recycletes Polyester sei umwelttechnisch DIE Alternative. Ist es nämlich ganz und gar nicht.
Danke, fand deinen Bericht lesenswert und befinde mich selbst in diesem Zwiespalt der Konsequenz. Einerseits lebe ich vegan und meide daher jegliche Produkte von Tieren, also auch Leder, Wolle & Co. Andererseits versuche ich auch möglichst ökologisch zu leben, meide also Plastik, Alu und andere synthetisch hergestellte Materialien. Mein Kompromiss derzeit: ich kaufe nach wie vor Schuhe aus Leder, Pullover aus Wolle,… jedoch ausschließlich Second Hand.
Das find ich super!!!! 🙂
Liebe Nunu,
ich teile dein Unbehagen mit mancher veganer Lösung im Textilbereich, aber ich denke bei den Kunstfasern bzw. den daraus produzierten Garnen und Geweben muss man differenzieren und dann auch nochmal nach dem jeweiligen Produkttyp.
Primaloft ist ja ein Futtermaterial. Es wird meist in Jacken eingesetzt, die eh sehr selten gewaschen werden. Auch kommt es nicht so ohne Weiteres beim Waschen durch den Oberstoff der Jacke durch.
Ripstop ist ein sehr festes und dichtes Gewebe. Das sich daraus in größerer Menge Mikrofasern lösen, halte ich für unwahrscheinlich. Haupteinsatz von Ripstop ist bei Kleidung ebenfalls Jacken. Ansonsten wird es viel für Rucksäcke und andere Outdoorausrüstung benutzt.
Ich glaube ecouterre hat das ein bisschen missverständlich aufbereitet. Die Chunky-Sweaters sind aus recycelter Baumwolle, soweit ich das im Shop sehe. Entsprechend werden sie natürlich nicht annähernd so warm wie Wollpullover sein und Faux-Wool ist da auch kein passender Begriff, finde ich.
Die Jacken haben eine Wollfilzartige Oberfläche, die auf Baumwolle basiert. Auch hier finde ich Faux-Wool nicht treffend, denn die Wärme wiederum wird hier ja über das Futter hergestellt und nicht den optisch wollänlichen Oberstoff.
Dein Thema finde ich dennoch sehr wichtig. Problematisch finde ich z.b. Acetate als Seidenersatz, sicher auch erdölbasierte Strickwolle wie z.b. Acryl und auch polysterbasierte Fleece-Stoffe.
Bei Kunstledern wiederum sind die Mikrofaservarianten schon die besseren, weil sie in der Regel ohne Weichmacher auskommen. Mikrofaserbasiertes Kunstleder ist auch tatsächlich schnell teurer als konventionelles echtes Leder. Da Schuhe ja in der Regel nicht in der Waschmaschine landen, finde ich den Erdöleinsatz da auch gegenüber den Bergen kurzlebiger Lebensmittelverpackungen nachrangig.
Einige aber leider bisher wenige Hersteller veganer Schuhe verwenden zudem Mikrofaserkunstleder aus recyceltem Polyester. Das würde ich durchaus als nachhaltiges Material bezeichnen.
Ich stimme dir über weite Strecken zu, denke aber, dass erstens auch Jacken gewaschen werden und dass der immer breiter werdende Einsatz von recyceltem Polyester für die große Masse der Konsumenten, die glauben, etwas gutes zu tun, weil was von öko am Produkt steht, schlicht irreführt. Ich sag nur ökotex100.
Nochmal Winterjacke: Ich habe noch nie eine Winterjacke ohne Polyester-Futter besessen. Abgesehen von reinen und dann meist auch leichteren Wollmänteln gibt es das ja auch kaum, selbst bei grünen Labels nicht.
Darüber hinaus fällt mir auch auf, dass nach dem Massenmarkt nun auch einige grüne Labels z.b. auch in Sweatshirts und Jeans größere Anteile Polyester mischen. Die Sweats werden dadurch superweich, bleiben das auch nach vielen Wäschen und halten Form und Farbe besser. Die Jeansstoffe werden ebenfalls weicher, was gerade bei den derzeit engen Schnitten sehr gut ankommt. Form und Farbe profitieren bei den Jeans ebenfalls.
Das Ganze ist natürlich auch eine Reaktion auf Entwicklungen im Massenmarkt, in den die grünen Labels ja vorstoßen wollen und sollen und mit dessen Angebot so konkurrieren. Hier wird dann Komfort bzw. klassische Produktqualität (lange schön bleiben) gegen Nachhaltigkeit ausgespielt.
Diskutieren müssen wir daher sicher immer wieder, wieviel ökologische Konsequenz wir an welcher Stelle bereit sind aufzugeben, um dafür mehr Menschen für ein nachhaltigeres Handeln gewinnen zu können. Oft eine schwere Entscheidung.
Ich bin Veganerin. Aber keine Sorge, ich diskutiere sachlich.
Es kommt doch immer darauf an, was die Alternative ist. Klar, es gibt z.B. nachhaltig produziertes Rhabarberleder. Aber wer trägt so etwas? Sicher, es gibt Menschen, die wie du auf Nachhaltigkeit achten, aber da vermutlich 99,…% des Leders irgendwo unter fürchterlichen Bedingungen mithilfe Chrom VI gefärbt wird, das schädlich für Umwelt, Produzent_innen UND Träger_innen ist, erscheint es Kunstlederprodukten plötzlich vielleicht doch gar nicht mehr so überlegen. Und da wurde der Tierschutz bisher ja noch nicht einmal angesprochen.
Aber du wolltest ja auf Wolle hinaus. Vielleicht kennst du ja das Problem damit, dass bei den allermeisten Firmen im Akkord geschoren wird. Fleischwunden bei den Tieren sind da keine Seltenheit. Selbst die Firma Patagonia hat vor kurzem einen vermeintlich nachhaltig arbeitenden Zulieferer entlassen müssen, weil er ebendiese tierquälerischen Praktiken an den Tag legte. Auch mit Bio und nachhaltig ist man leider, leider nicht immer auf der sicheren Seite, denn Green Washin und weitere Gründe… Allerdings ist der Kauf, möchte man denn Wolle tragen, von fair und nachhaltig produziert natürlich immer noch der konventionellen Mode vorzuziehen. Allerdings auch hier wieder: Wer kauft schon so bewusst ein?
Wenn ich mir aber für viele 100 Euro (wir reden ja von Preisen bis zu 600 Euro bei oben verlinktem Label), eine Jacke kaufen würde, dann würde ich die sicherlich nicht ein Jahr, sondern 15 tragen oder so lange, wie sie eben hält.
Als Veganerin, die sowohl Nachhaltigkeit (inklusive Reduzierung von Plastik), faire Arbeitsbedingungen, und per se natürlich Tierschutz großschreibt, ist es nicht immer leicht, überhaupt zu konsumieren. Dementsprechend versuche ich es auch zu vermeiden (buy less, choose well) und wenn es dann doch mal sein muss, klapper ich immer erst Kleiderkreisel, Ebay und Second Hand Geschäfte ab, gebraucht würde ich auch Produkte tragen, die ich sonst nicht neu kaufen würde. Natürlich ist die Diskussion Deichman-Schuhe vs. superökologischnachhaltigproduziertessuperleder ein leidiges, aber diese Wahl stellt sich den meisten so gar nicht. Plus, wir sind alle nicht vollständig informiert und auch, wer versucht, nachhaltig zu konsumieren hat unheimlich große Probleme, durch den Dschungel durchzusehen. Plastik ist doof. Tierausbeutung aber auch. Ich hoffe, auf tolle, neue Materialen.
Bis dahin (und darüber hinaus) findet ihr mich im Second Hand Laden des Vertrauens…
Alles Liebe
Natalie
Ich sehe das ähnlich wie du: langlebig muss es zu allererst sein, wenn möglich Second Hand oder aus chromfrei gegerbtem Leder. Schuhe sind da aber ein schwierigeres Thema als Wolle, ökoschuhe überzeugen mich derzeit nur selten…
Oh Mann! Unter „vegan“ kann man echt alles verkaufen… Demnächst kleben die noch auf jedes einzelne Obst und Gemüse einen vegan-Papperl drauf o.O
Ich habe mir das erste Mal seit Langem Kunstlederstiefeletten gekauft. Erstens wegen dem Preis und zweitens weil ich dachte, dafür muss kein Tier sterben, was ja nicht schaden kann. Und was ist? Nach 2 – 3 Stunden hatte ich feuchte Füße bzw. Strümpfe. Ich werde in Zukunft wohl doch wieder echtes Leder nehmen.
LG Donna G.
hallo nunu,
schöner beitrag. wenige vegan lebende blicken so weit über den tellerrand, vor allem nicht die „trendvegan lebenden“. ich (versuche) seit fast 10 jahren vegan und verträglich zu leben. es geht niemals ganz und niemand soll hier etwas anderes behaupten. mit der wolle habe ich auch lange gehadert. ich habe auch nach 10 jahren immer noch alte wollsachen im schrank, die ich „auftrage“ und ich liebe sie wirklich. neues kommt mir allerdings auch nicht in den schrank. seit ich stricken gelernt habe, bin ich auf der suche nach veganer wolle. das ist gar nicht so einfach. milchwolle ist übrigens meines wissens nach nicht vegan. ist ja aus milchproteinen. alles andere hat mich noch nicht richtig glücklich gemacht. baumwolle anständig aufbereitet kann aber auch so einiges, wenne s auch nicht mit tierwolle vergleichbar ist.
der punkt, an dem ich mich gegen wolle entschied kam übrigens da, als ich gesehen habe, wie wolle „produziert“ wird. schafe, die blutig oder halbtot geschoren werden, arbeiter, die pro geschorenem schaf bezahlt werden, purer stress für alle lebewesen…. gäbe es schafe, denen ich liebevoll die winterwolle abbürsten kann, wie es früher bei unseren hunden zum jahreszeitenwechsel der fall war, würde ich vielleicht wieder zu wolle greifen, aber so nicht. kein schaf und kein scherer soll für mich leiden. nicht für meinen körper, den ich auch in andere (natur)materialien packen kann, wenn es mal wieder kälter wird.
liebst,
jule*
p.s.: wie wäre es mit einem ähnlichen beitrag zum thema seide oder leder? produktion, aufbereitung vegane alternativen?
@Frau Jule: Bio-Wolle ist immer Mulesing-frei und es gibt da auch Produzenten, bei denen du dir auch um die Schärer keine Sorgen machen musst.
Es geht letztlich darum, ob mensch eine Domestizierung von Tieren generell ablehnt und in anti-speziesistischer Konsequenz auch jede Nutzung von Tieren. Tut mensch dies, kann es weder artgerechte Tierhaltung noch vertretbare Tierprodukte geben. Dann sollte mensch aber auch anderen Menschen die gleichen Rechte wie Tieren einräumen und konventionelle Fasern und Produktionen müssten wegen des menschlichen Leids genauso Tabu sein wie tierische.
Wir haben hier auch mal bisschen was zum Thema gesammelt und sammeln weiter https://naturwolle.wordpress.com/
Ich bin selbst Veganerin und kann dir trotzdem zustimmen. Aber: Wer ist denn DIE vegane Community? Die Gründe, sich vegan zu ernähren, sind total unterschiedlich. Gesundheit, um anders zu sein, als Diät, den Tieren zuliebe und eben auch der Umwelt zuliebe. Und dementsprechend achten die Leute eben auch auf Sachen wie Plastik, faire Mode oder sonstwas. Und da gibt es wie überall einen Markt. Wer sich keine Gedanken über ökologische Aspekte macht, wird wohl auch vegane synthetische Wolle gut finden. So jemand würde sich aber auch als Nichtveganer nicht dafür interessieren, was er da für Leder trägt. Der Trugschluss ist halt immer, dass Veganer alles im Blick haben und nur noch fair, öko, saisonal, regional, von kleinen Handarbeitsbetrieben oder sonstwie kaufen. Vielen reicht eben “Hauptsache vegan“ – z.B., wenn es ausschließlich um die Tiere geht. Ich kenne aber selbst mehr Veganer, die sich auch über sowas Gedanken machen als die, die “Hauptsache vegan“ kaufen. Nicht umsonst gibt es ständig Diskussionen, ob man die vegane Wurst von Großkonzern XY kaufen kann oder ob veganer Käse sinnvoll ist oder oder oder.
Es ist halt ein Lernprozess, vegan ist nicht automatisch komplett richtig. Ich kaufe z.B. keine tierischen Bestandteile in Klamotten, aber verzichte trotzdem so weit wie möglich auf Plastik. Heißt übersetzt: wenn neu, dann z.B. aus Biobaumwolle und Kautschuk (siehe Schuhe von Grundstoff 🙂 ) oder dann halt Second Hand und da kann ich sogar mit Leder leben. Aber du hast vollkommen Recht: Vegan ist nicht automatisch toll und Hirn einschalten hilft trotzdem. Aber da müssen auch Veganer erst hinkommen.
Bin seit ca. einem Jahr auf dem veganen Weg (klappt würde ich mal sagen zu 80 %). Bisher habe ich mir noch keine neuen Wintersachen kaufen müssen, da der Schrank noch ziemlich voll ist. Werde aber versuchen da Secondhand was zu finden, wenn es nötig ist. Bei Schuhen muss ich mich aber wahrscheinlich dann doch irgendwann entscheiden, aber auch da ist für die nächsten Jahre noch genug im Schrank. Vielleicht hat ja bis dahin jemand was ganz Tolles erfunden. Nachhaltigkeit ist auf jeden Fall garnicht so einfach und Hirn einschalten hilft (auch dem Veganer) 🙂
Hallo Nuno,
endlich sagt (schreibt) das mal jemand … sehe das ähnlich wie du!
Kunstleder war für mich immer Mist (fühlt sich nicht gut an, macht bei Schuhen kein gesundes Fußklima, altert nicht „schön“) … und auch unter dem Deckmäntelchen veganes Leder ist es für mich immer noch Mist!
Ich lebe größtenteils vegetarisch (selten Fisch und Geflügel), oft vegan – ich liebe Tiere – achte auf Ökologie – und mag einfach „natürliche Materialien“ lieber als Plastik, allein der Optik, des Haptischen, der Haltbarkeit wegen, da ist nicht mal die Ökologie mein Hauptaspekt. Das Tierwohl ist mir wichtig – aber ich ordne dem nicht alle anderen Bedürfnisse unter. Eine Kunstledertasche würde niemals gut altern und nach vielen Jahren eine richtig schöne Patina kriegen – reine Wollpullis müssen so gut wie nie gewaschen werden, da reicht lüften aus, sind außerdem trageangenehm und wunderbar warm. Und Kunstlederschuhe müffeln und meine Füße fühlen sich nicht wohl in ihnen!
Klar ist es tierische Produkte – ich akzeptiere auch die Argumente dagegen – aber ich bin nicht grundsätzlich gegen die Nutztierhaltung – das würde sich auch nie durchsetzen bzw. Realität werden – wünsche mir allerdings ein anständiges Leben für die Tiere, solange sie leben.
Ab und zu macht natürlich Plastik Sinn, auch in der Mode, eben Strumpfhosen (trage hauptsächlich Kleider und Röcke, entsprechend viel Strumpfhosen) oder Badezeug, manche Sportsachen sicher auch? Und recyceltes Plastik ist immer noch besser als neu produziertes! Aber ich verzichte in meinem Alltag soweit wie möglich drauf. Für Küche, Haushalt, Wohnung etc. gibts viele Alternativen, z.B. Holz, Metall, Email u.a., die sind schöner und langlebiger – allerdings meist auch teurer. Und in der Kosmetik mochte ich seit meiner Erwachsenenzeit „Naturprodukte“, schon, als das alles noch nicht in und schwer zu kriegen war. Glücklicherweise hat sich das Angebot sehr verbessert und ich muß auch bei Schminke nicht mehr auf konventionelle Produkte ausweichen.
Pflanzliche Wolle ist auch schön, trägt und strickt sich gut – aber für mich keine Alternative für die kältere Jahreszeit, da ist Alpaka, Schurwolle oder Kaschmir einfach unübertroffen von seinen Eigenschaften.
Übrigens, eine Alternative für Leute, die Katzen oder Hunde mit längerem Fell halten: Tierhaare auskämmen/-bürsten und zu Wolle verspinnen lassen?! Hab vor Jahren mal was Fernsehen drüber gesehen, halte mittlerweile einer Perserkatze (natürlich aus dem Tierschutz) und eine Bekannte hat mir die ersten Wollknäuel aus ihrem Fell versponnen (leider gibt die eine Miez nicht so arg viel her), aber ist wunderbare, ganz natürlich und tierfreundlich produzierte Wolle. Das wird auch kommerziell angeboten, einfach im Internet suchen.
Liebe Grüße,
Stefanie
Hallo, auch eines meiner Themen. Darf ich das rebloggen?
Klar!
Supi, Danke
Mich hat es generell schon immer bei veganen Produkten, auch bei lebensmitteln, geärgert das soviel künstliches „dazugehört“. ich hab null Verständnis für Jacken aus Naturmaterial die dann mit irgendeinem Kunststoff wie Poly´s usw. verschandelt werden, ich finde das totalen Frevel, auch Gemische irgendwie. Also Sockenwolle mit 25% Poly is so die Grenze bei mir. Die Jeans und Hosen die es jetzt so gibt mit dem hohen Stetchanteil usw. finde ich furchtbar, ganz abgesehen von den hautengen Schnitten. Mir liegt vorallem daran natürlich zu leben. Wobei ich mich da anderen Meinungen hier anschließe das es ein täglicher Kampf ist. Mich entsetzt es ziemlich wenn man das Thema anschneidet das so so viele Menschen so ohne bedenken shoppen und shoppen und shoppen. Aber ehrlich ich mochte langlebige Sachen schon immer lieber weil ich mir meine Garderobe immer ausgesucht zusammen gestellt habe, was mit meinem Farbtick gar nicht so einfach ist. Und ich möchte das ich die Sachen lange tragen kann und mir nicht ständig neues kaufen muß. Ich habe auch viele Jahre hauptsächlich Secondhand getragen und mag auch Upcycling gerne, wenn man es kann.
Hat dies auf Naturwolle – Stricken mit gutem Gewissen! rebloggt und kommentierte:
Hier nochmal ein interessanter Artikel der sich mit dem Thema Vegan, Wolle und mehr auseinandersetzt. Auch viele interessante Kommentare. Gefunden bei „Ichkaufnix“ wo ich auch gleich mal folge 😉
es freut mich, dass auch immer mehr menschen auf naturprodukte setzen und sich darum kümmern, dass diese mit guter qualität und ohne tierleid daherkommt. echt super!