So schaut anders aus #7: Branchenkenntnisse und 80 Prozent textiles Plastik

Hui, die Textilzeitung, das Branchenblatt in Österreich. Für mich immer wieder Quell hohen Blutdrucks. In jeder Ausgabe gibt es Problemwälzungen, dass und wieso es den Einkaufszentren so schlecht geht und dass ja alle nur noch online shoppen und raunz, und drei Seiten weiter dann Berichte, wo gerade welches Einkaufszentrum gebaut wird.

(Na, wie cool ist das heutige „So schaut anders aus“ eingebaut? Ich les da nämlich grad die aktuelle Ausgabe, Fotobeschreibung am Ende des Artikels): MIM_6170[1]

Diesmal brachte mich folgender Artikel, überraschend kritisch, etwas aus der Fassung: Die Textilzeitung berichtet von der Internationalen Baumwolltagung, die im März in Bremen stattfand. Was mich daran beeindruckt: Sie wissens alle! Sie reden offen drüber! Es ist alles kein Geheimnis, das noch aufgedeckt werden muss. Aber folgen den Worten bitte auch mal  Taten? 😦

Ein paar Gustostückerl aus dem Artikel? Bitteschön: 

  • Die weltweite Baumwollproduktion liegt derzeit bei 26 Millionen Tonnen. Die Hälfte davon kommt aus China und Indien, zusammen mit Pakistan und den USA simma dann bei 72 Prozent.
  • Polyester ist der große Feind, Konkurrent, was auch immer. Und folgenden Satz bitte IMMER merken, wenn euch jemand was von „recycled Polyester“ erzählen will: „(…) Polyester, der nicht nur in der Produktion billiger ist, sondern auch effizienter, da die ein bis zwei Prozent Polyesterproduktionsverluste problemlos wieder eingeschmolzen und erneut verarbeitet werden können – was wiederum mit dem Gütesiegel „Recycling“ marketingtechnisch ausgeschlachtet werden kann.“ (nochmal, dass steht im Branchenblatt, nicht in einem speziellen Ökomagazin!)
  • Weltweit werden derzeit 48 Millionen Tonnen Polyester produziert (vor zehn Jahren waren es noch 8,7 Tonnen), 70 Prozent davon in China.
  • Und ha, liebe Unternehmen, hörts auf, mir was von „aber der Kunde will das! Der Kunde verlangts!“ zu erzählen, ich kann. es. nicht. mehr. hören. In der Textilzeitung, ein Machwerk, das definitiv nicht über einen Zug zum Tor in Sachen Nachhaltigkeit verfügt, steht wööööörtlich (und das sind wohl die Sätze, die ihr, liebe UnternehmerInnen untereinander austauscht): „Da ein Großteil der heutigen Konsumenten dank T-Shirts um 4,90 Euro von der Industrie zu Wegwerf-Konsumenten erzogen wurde, fallen jährlich ungeheure Mengen an textilem Müll an„.
  • Und der Satz, bei dem ich im Büro kurz mal aufgebrüllt hab: „Was Wunder, dass bei dem großflächigen Einsatz von Polyester rund 80 Prozent des von der Universität Sydney und der Universität Dublin untersuchten Mikroplastiks (jene unschönen Nanopartikel, die die marine Flora und Fauna vergiften) aus textilen Produkten stammen.“ Eine Kollegin meinte trocken nach meinem Aufschrei im Großraumbüro: „Geh, das ist doch sicher nur die geschönte Studie, wenn das branchenintern diskutiert wird.“ Ich find die 80 Prozent schon absolut irre, bin bisher aufgrund diverser Studien von 40-50% ausgegangen. Fleece, sag ich nur!
  •  Wer den ganzen Artikel lesen will: Bitteschön, Seite 10. Und wer weiß, wie ich irgendwie an diese Studie von Olah Inc. rankommen könnte, bitte helfen. Dem betreffenden Herren hab ich bereits auf Facebook geschrieben, aber keine Ahnung, ob der da reagiert. Diese Studie muss extrem leiwand sein, anscheinend wurde den  ganzen Brancheninsidern auf der Tagung knallhart ins Gesicht gesagt, dass die Zukunft Öko und Fair und Transparent sein MUSS. 🙂 YEAH! REVOLUTION!

Was ich heut an hab? Das meiste kennt ihr schon: 

Die Weste hatte ich vor ein paar Tagen schon mal an (bio, öko, fair, fein), das Kleid auch (der Linda weggetauscht). Die Leggings sind von Slowmo, der Marke, der Laura ausm Ebenberg immer noch nachweint: Tolle, ökofaire Qualität made in Deutschland. Leider machen die gerade Pause. Ein paar qualitativ traumhafte Rest-Basics gibt es noch im Ebenberg. Diese Leggings sind eeeeeeeeewig am Ausverkaufsstapel gelegen, weil die letzten in der Farbe, und irgendwann mussten sie sein, die Farbe ist so ein Traum…. Die Schuhe sind meine zugegebenermaßen sehr geliebten Nikes, bequem bis dorthinaus, und da die kommodenbeschwerte Zehe immer noch bissl Mucken macht, gerade wichtig. In den Ethletics war sie leider sehr beleidigt, die Zehe – was aber definitiv nicht an den Schuhen liegt, kanns kaum erwarten, die wieder zu tragen. Immerhin hat Nike das Detox-Committment unterzeichnet. Und: Heute ist Intensiv-Recherche-Büro-Tag. Da muss es bequem sein. Und bequemer als lagenweise Jersey geht kaum 🙂 

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2 Gedanken zu „So schaut anders aus #7: Branchenkenntnisse und 80 Prozent textiles Plastik

  1. […] wird recyceltes Polyester eingesetzt, was ich bis vor Kurzem noch als gut befunden habe, aber seit Nunu mich aufgeklärt hat, denke ich anders darüber. DAS ist wirklich keine nachhaltige Kollektion, sondern ein Schmäh. […]

  2. […] und ohne konventionelle Baumwolle, konventionelle Seide oder neues Polyester (wobei ich euch auch recycletes Polyester nicht verzeihen würde). KEINE Angebote von Jeans um zehn Euro mehr. Kein Katz-und-Maus-Spiel mit […]

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