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Verschiedenste Webtipps

Nachdem mich eine Gastroskopie samt Wuggiwuggisein plus Magenschmerzen danach grad recht lahm legt, heut nur mal ein schneller Überblick an aktuell spannenden Links:

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Blogoptimierung: Ich bin unabsichtlich erfolgreich

Ich hab schon wieder ein Buch, über das ich euch berichten möchte. Es hat weniger mit Mode, sondern mehr mit dem Bloggen selbst zu tun. Maria Ratzinger, die ich als Bloggerin und Tauschparty– beziehungsweise Bloggerkonferenzmitveranstalterin kenne, hat gemeinsam mit Sandra Konrad einen Guide erstellt: „Optimiere deinen Blog in 14 Tagen„. Ich habs grad quergelesen und muss sagen: Wahnsinn, bin ich naiv an die Bloggerei herangegangen. Hätt ich das Ding am Anfang meiner Bloggerei gelesen, wär ich überfordert gewesen. Bei mir hat sichs organisch entwickelt, und ich bin erst nach und nach draufgekommen, in welche Richtung ich den Blog gestalten will. Mehr oder weniger unabsichtlich, aber immer als Ventil. Und das ist es bis zu einem gewissen Grad heute noch. Ich gebe offen zu: Ich habe kein Konzept. Ich hab eine dunkle Idee, wie der Blog ausschauen soll, so ein schwammiges Gefühl, ich weiß, was ich vermitteln will, aber ich agiere spontan, und ich plane nicht weiter als drei, vier Tage im Voraus, wenn ich weiß, ich hab grad superviele Themen, über die ich schreiben könnte (dass sie mir immer noch nicht ausgehen, wundert mich ja selbst schon fast 🙂 ).

(c) stylekingdom.com

(c) stylekingdom.com

 

Maria und Sandra haben Tipps und Tricks gesammelt und auf knapp 50 Seiten zusammengefasst, die ich mir (größtenteils) in zweieinhalb Jahren in Eigenregie erarbeitet hab. Für absolute BlogginganfängerInnen, die den Blog als Spaßding gestartet haben, kann es etwas einschüchternd wirken. Aber für jene, die seit einigen Wochen bloggen und den Blog auf eine neue Ebene heben wollen – also entweder einfach sich auf einem Themengebiet positionieren wollen oder wirklich mittel- bis langfristig mit dem Bloggen Geld verdienen wollen – ist es wirklich super. Für diese Leute ist das Workbook wirklich Gold wert, es sind wirklich gute Ideen dabei (und auch ich hab mir die eine oder andere Inspiration geholt, bin gespannt, ob Maria demnächst mal grinst, wenn sie einen Tipp von ihr bei mir umgesetzt sieht 🙂 )

Wenn ich das Buch so durchlese, stell ich fest: ich glaub, ich bin unabsichtlich erfolgreich. Viele Dinge, die klassische Blogs haben (Newsletter, Redaktionspläne für Facebook usw), hab ich nicht. Ich hab nur meinen Bauch, und der leitet mich. Zu empfehlen ist das wahrscheinlich nicht. Das Buch dafür umso mehr, sehr informativ! Darum verlink ichs gleich nochmal: Hier gehts zu dem Workbook.

Und weil soeben der Kommentar kam: Natürlich gehts beim Bloggen immer um den Bauch. Aber zu wissen, wie man mit Statistiktools, Newslettern und Bildbenenennungen umgehen kann, ist sehr hilfreich.

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Anständiges Leben aus subjektiver Sicht

In letzter Zeit wird mir immer stärker klar, dass ich mich langsam, aber sicher in eine Mikrowelt begeben habe. Mein Leben ist inzwischen umgeben von Menschen, die sich mit Nachhaltigkeit, fairer Mode usw. beschäftigen. Und auch meine alten Freunde hab ich teilweise echt angesteckt (sogar eine sehr dem Konsumismus zugetane Freundin erklärte mir kürzlich, dass es ihr vor Primark grauste, als sie drin war, und sie wieder umdrehte – hey, immerhin!). Und ich bin überzeugt: Das ist so, weil ich mich mehr in diese Richtung entwickelt habe, und nicht, weil die ganze Welt plötzlich besser wird.

Nur manchmal, da wackelt diese Überzeugung, da denk ich mir dann doch: Hä?! Wie geht denn das jetzt?

Zum Beispiel am Sonntag. Am Samstag hatte ich meinen Bücherstapel beim Bett neu hergerichtet – die Anzahl der Bücher, die ich lesen möchte, ist nämlich verdammt hoch, und wenn ich sie einfach ins Regal einsortiere, hab ich sie nächstes Jahr auch noch nicht gelesen. Als oberstes am Stapel lag ein Buch, das ich zur Rezension bekommen hatte: „Anständig leben“ von Sarah Schill.

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Sonntagfrüh nach dem Aufwachen las ich mich drin fest. 84 Seiten später legte ich es dann wieder kurz zur Seite. Ersturteil: Das Buch ist eine angenehme Mischung aus Information und Selbstversuch (kommt euch das bekannt vor? 😉 ), und ich mag es, wie undogmatisch Sarah Schill an die Sache herangeht. Man kann noch so vegan leben und dabei die Umwelt schützen und wasweiß ich – man ist als ganz frischer Veganer nicht gefeit vor der unglaublichen Lust (Schill bezeichnet es sogar als Gier) auf ein Bauernbrot mit dick Butter drauf. Ich finde es sehr angenehm, wie ehrlich sie mit sich und den ganzen Themen umgeht – sehr anschaulich beschreibt sie diese Krux zwischen langjährig angewöhnten Genussmomenten und „richtigem, anständigen“ Handeln, die es manchmal unzweifelhaft gibt (wobei ich finde: mehr im Ernährungs-, weniger im Modebereich).

Und dann kam der Moment, an dem ich mir „hä?!“

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Ich les ein Buch, das – gut, zugegeben – thematisch und vor allem konzeptuell in der Nähe von meinem Buch ist, aber dass ich drin vorkomme, hätt ich mir ja nie und nimmer gedacht. Nie! Und irgendwie find ich es grad recht schräg. Gut schräg, aber eben schräg 🙂

Aber jetzt mal ganz abgesehen von dieser überraschenden Bauchpinselei: Das Buch ist wirklich empfehlenswert. Es entspricht nämlich nicht immer der vorherrschenden Meinung, was denn jetzt wirklich richtig zu sein hat, sondern dem, was Sarah Schill für richtig hält. Und ich weiß nicht, wie es euch damit geht, ich find in solchen Fällen subjektiv besser als dogmatisch.

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Die Brigitte, ein ziemlich vergessliches Magazin

Ich muss mich jetzt kurz aufregen. Jetzt, dreiviertel elf am Abend, der Liebste schaut neben mir die Spiele, ich surfe im Netz und lese ein bissl Zeitschrift, wenn ich Surfpause mach. Und ich bin über was gestolpert, was mich leider so nervt, dass ichs jetzt gleich posten muss (eigentlich blöd, könnte den Beitrag für morgen vorbereiten, dann hätt ich keinen Stress. Aber sorry, watt mutt datt mutt).

Also. Drei Player in dieser Geschichte.

Erstens: Sina Trinkwalder. Die Frau hinter manomama, die Frau, die wahrscheinlich sturer ist als mein Bruder, mein Liebster, meine Mama und ich zusammen (das will was heißen! Von den Kallers heißt es, dass sie verstärkte Stirnknochen haben vom vielen stur gegen die Wand rennen…). Und die ein tolles Unternehmen auf die Beine gestellt hat – von null auf 160 (?) Personen, die nach Arbeitslosigkeit wieder einen Job haben. Und die so radikal ökologisch in der Textilproduktion ist, dass ich mich bereits diverse Male mit ihr in die Haare bekommen hab deshalb, weil ich faire Produktion in Entwicklungsländern halt auch gelten lass 😉 Die Brigitte hat jedenfalls mal ein nettes Porträt über sie gemacht.

Zweitens: Wolfgang Grupp. Der Mann hinter trigema. Ebenfalls eine in Deutschland produzierende Textilmarke. Der – sorry – in meinen Augen es zwar mal geschafft hat, an der Produktion in Deutschland seit 1919 festzuhalten, aber kilometerweit hinter Sina ist, was Innovation und Ökologie angeht.  Kurz: Er ist einer von den Guten, aber man muss nicht alle Guten hundertprozentig persönlich gut finden (Sina mögen ja auch nicht alle, was ich so mitbekomm – was sie aber auch recht wenig juckt, wie mir scheint 😉 ). Hier ein spannendes Porträt über ihn.

Drittens: Die Brigitte. Die Zeitschrift. Bei der ich mich seit Monaten frag: Werd ich älter und spießiger oder wird die jünger und besser? Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Vor zehn Jahren war sie mir noch zu verstaubt, die Frauenzeitschrift. Inzwischen blätter ich ganz gerne durch, und sie ist eine der wenigen Zeitschriften, die ich mir sogar manchmal kauf, um in freien Stunden unter freiem Himmel wenig hirnbelastendes Lesematerial zu haben.

So. Gut. Spulen wir mal zurück. Vor einigen Monaten warb die Brigitte mit riesigen Plakaten. RIESIG. Und unter anderem drauf: Sina Trinkwalder. Hier das Beweisfoto. Das Riesenplakat hing übrigens an der Fassade des Verlags, der die Brigitte rausbringt. Die RedakteurInnen habens also definitiv gesehen.

Und heute seh ich in der Inhaltsangabe der Brigitte (die ich mir gekauft hab, nachdem eine Leserin mich auf den Ökomodeteil hingewiesen hatte, da geht verlässlich in mir der „Datt muss ich mir mal jenauer anschaun“-Modus los) folgendes?!

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Ähm… liebe Brigitte. Wie oben geschrieben, ich mag euch. Ihr habt auch mal über mich geschrieben, und es war ein sehr nettes Interview. Aber seid ihr echt so vergesslich? Schade. Nein, der Herr Grupp ist nicht der einzige Textilhersteller in Deutschland. Ist Grupp nicht schon was Besonderes, weil er es schafft, die seit 1919 in Deutschland angesiedelte Produktion auch wirklich dort zu halten? Das allein ist doch schon eine Leistung, sicherlich. Warum muss er unbedingt der „letzte“ sein? Das mag vor ein paar Jahren noch gestimmt haben, aber jetzt gibts Sina. Das ist übrigens die fesche Dunkelhaarige, die von eurer Verlagswand runtergestrahlt hat.

 

Jaa, ich gebs zu. #teamsina . Ist halt so. ❤

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Ich soll ein EcoFashionVictim werden?!

Heut nur kurz (eigentlich ist gestern Abend), weil das Halsweh vom Vormittag inzwischen in Fieber übergegangen ist: Es gibt von Umweltberatung und Lebensministerium eine neue, 108-seitige Broschüre (108 Seiten! „Broschüre“!) über ökologische Mode. Ich bins heute überflogen,  und muss sagen: Definitiv übersichtlich und sehr informativ, aber auch definitiv nichts für Anfänger in Sachen Ökomode.

Ich finds super, dass da gerade soooo viel weitergeht und es bereits so viel Literatur zu dem Thema gibt, beleuchtet aus unterschiedlichsten Blickwinkeln (und juchui, Greenpeace Detox ist in der Broschüre mehrmals zitiert). Da passt diese Broschüre super rein.

Nur einen wunzikleinen Kritikpunkt hab ich. Bei dem Zwischentitel auf Seite 5 rollts mir die Zehennägel hoch (ich habe mir erlaubt, einen Screenshot vom PDF zu machen):

eco fashion victim

Wir sind hier keine Opfer. Und uns selbst zu welchen zu machen, ist im Vergleich mit denen, die die wahren Opfer in der Textilproduktion sind, bissl sehr unfair. Der Ausdruck „Fashion Victim“ ist verdammt apologetisch: „Ich bin halt so ein Opfer, ich kann nicht anders, ich muss shoppen gehen, ich bin der Mode verfallen“ (so interpretier ichs zumindest). Dem ganzen nur ein „Eco“ davorzustellen, find ich kontraproduktiv und … naja. Aber die gesamte Broschüre ist gut, ehrlich! Tolle Recherchegrundlage, um in einzelnen Bereichen tiefer ins Thema einzutauchen, und gleichzeitig selbst schon sehr ausführlich.

 

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Eine apokalyptische Buchrezension

Hach, wenn man in einem Bus sitzt, der vier Stunden durch die Dunkelheit fährt, sind vier Stunden plötzlich verdammt lang. Da kommt man trotz aller Urlaubseindrücke dann doch ins Grübeln….wie man den Blog eigentlich weiterführen möchte, wenn man wieder in Wien ist. Nach zweieinhalb Jahren muss doch mal die Luft aus dem Thema draußen sein, oder?

Naja, lang nachdenken musste ich nicht, um mir das zu beantworten: Nein, ist sie nicht. Ich gehe schon wieder über vor Ideen, was ich noch alles schreiben, machen, lesen, produzieren, tun will in Sachen fairer Mode und dergleichen.

Im Zuge dieser Nachdenkerei dann festgestellt: Hoppala, ich hab ja auch auf was vergessen! Nämlich auf eine Buchrezension. Die mir sehr sympathisch erscheinende Greta Taubert kontaktierte mich letztes Jahr, als sie auf mein Projekt gestoßen war. Sie schrieb gerade an einem Selbstversuchsbuch (die scheinen irgendwie gerade in Mode zu sein, kommt mir vor 😉 ) und interviewte mich. Das fertige Buch erschien vor einigen Monaten und kassierte gleich mal Rezensionen in Spiegel und Co: „Apokalypse, jetzt!“. Greta geht von dem Gedanken aus: Was ist, wenn was ist. Wenn alles crasht. Wenn die Versorgung zusammenbricht. Wenn kein Geld mehr da ist.

Und sich einfach mal theoretisch mit dem Gedanken herumspielen, wie das denn dann wohl so wäre, das ist ihr zuviel Konjunktiv. Nein, sie probierts gleich mal aus. Nix kaufen. Ernährung nur mit Vorräten, wie sie die deutsche Regierung empfiehlt. (In dem Kapitel steht übrigens mein Lieblingssatz: „Einzig der Zwieback mit seinem bisschen Zucker krümelt mir ein wenig Endorphin ins limbische System.“) Urlaub ohne Geld. Pilzezüchten in Keller und Dusche (boykottiert von ihrem Holden, muss sagen: verständlicherweise). Selbstnähen. Kräuter in der Stadt sammeln. Kein Fleisch mehr essen. Jagen lernen. Tauschen. Komplettausstieg und ab in eine Selbstversorgerhütte, in der wenig zur Selbstversorgung zur Verfügung steht.

Ich muss zugeben, ich hab das Buch förmlich gefressen. Nicht nur, weil ich neugierig endlich zu der Stelle kommen wollte, in der auch ich vorkomme (yippie! Ich tue es! Nur das mitm begehbaren Kleiderschrank, das stimmt nicht. Das HÄTT ich gern gehabt, HAB ich aber nicht. Wobei, gemessen an meinen diversen MountMcWäschebergen war früher wohl meine halbe Wohnung ein begehbarer Kleiderschrank, so irgendwie theoretisch gesehen), sondern weil Greta es drauf hat, mir gleichzeitig den Hals zuzuschnüren vor lauter Zukunftssagenwirmaldunkelgraumalerei und mich zum Lachen zu bringen. Und warum das Buch trotzdem ein schönes ist? Weils in meinen Augen ein wunderschönes Happy End gibt. Samt Hollywoodschaukel!

Kurz: zwei Daumen hoch, große Empfehlung!

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Foto (c) http://www.luebbe.de/Eichborn/1/10

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50.000 Eier. Bistdudeppert.

Ich hab mich mal wieder in einem spannenden Buch festgelesen – und das kommt aus der komplett entgegengesetzten Ecke der Textilproduktion herangeschwemmt. Da gehts nicht um böse Fast Fashion, um Ausbeuterei und um Massenproduktion, sondern um den perfekten, maßgeschneiderten Mantel aus Stoffen, die bis zu 7000 Dollar (Pfund? Grad vergessen) pro Meter kosten: „Der perfekte Mantel. Handwerk, Luxus, Leidenschaft – Die Geschichte eines 50.000-Dollar-Mantels.

Es liest sich echt, als würde es fünf bis zwanzig Parallelwelten auf dieser Erde geben. Da kommen Dinge vor, die erträum ich echt nicht im Wildesten, und dennoch gehts um Textilproduktion. Ich bin zwar immer noch glühender Fan von Kelsey Timmerman, seine Mischung aus Personalisierung, Erklärung der ernsthaften Hintergründe und einem Humor, dass ich alle paar Seiten schallend auflachen muss, ist einfach gewaltig. Aber Schwärmerei-Ende, es geht um den Perfekten Mantel. Dieses Buch liest sich auf eine sehr andere Art und Weise ebenfalls sehr spannend. Ergo: Lesetipp.

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Foto (c) Eden Books

Was ich allerdings alle paar Seiten denke: „50.000 Eier. Bistdudeppert.“

Mein perfekter Mantel ist übrigens – oh Überraschung – ein anderer. Der hier. 🙂

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Nachtrag zum Frustlesen

Ich möcht nochmal auf meine Nachdenkerei von vorhin eingehen: Ich hab dieses Frustgefühl hin und wieder. Aber was in dem Beitrag nicht wirklich herauskam: Ich bin überzeugt, dass wir alle was tun können – und dass kritischer Konsum wichtig ist. Nur wusste ich nicht, wie ich das richtig in Worte fassen kann.

Das hat Isabelle auf Facebook für mich übernommen:

Doch, der Kunde hat es in der Hand. Es mag etwas länger dauern, aber die Industrie will verdienen. Sie wird ihre Prokuktion ändern, wenn sie gezwungen wird. Es ist einfach zu sagen, wenn ich nicht konventionell einkaufe geht es den Menschen noch schlechter. Kurzfristig ja, langfristig nein. Bei Kinderarbeit wird meist genauso argumentiert: so hat die Familie aber genug Geld für Lebensmittel, usw. Kinder haben aber ein Recht auf Freizeit und Schulbildung. Die Näherinnen ein Recht auf eine angemessene Entlohnung und Sicherheitsstandards. Davon ab kann keiner die Welt retten, das ist leider so. Man kann sich nur bemühen, sie ein wenig zu verbessern.

Danke für diesen Kommentar.

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Man kann nix richtig machen

Ich hab mich komplett in „Where am I wearing“ festgelesen – und wiedermal sind meine mühsam aufgebauten Wertigkeiten durcheinandergeschüttelt worden. Ja, es gibt das Argument, dass man doch bitte weiterhin konventionelle Mode kaufen soll, denn so haben die ArbeiterInnen wenigstens einen Job. Ich hab das bisher immer kritisch gesehen, weil ich mir dachte: „Aber dann ändert sich ja nix! Irgendwie muss man als kritischer Konsument hier im Westen doch ein Zeichen setzen können!“

Kelsey Timmerman hat sein Buch 2007 recherchiert und geschrieben – danach kam die Wirtschaftskrise. Die wir in Österreich zwar wenn, dann wirklich nur marginal gespürt haben. In den USA hat sie jedoch voll zugeschlagen. Und dementsprechend ging dort der Konsum signifikant zurück. Die US-Amerikaner kauften weniger, nutzten ihre Eigentümer länger.

2007 traf Timmerman in Kambodscha zwei Näherinnen, die beide vom Dorf kamen, und als Jeansnäherinnen in der Stadt ihr halbes Gehalt nachhause schicken mussten, um ihre Familie zu ernähren. Die eine wollte unbedingt einen Schönheitssalon eröffnen, die andere träumte von einem fixen Vertrag – zum damaligen Zeitpunkt kontne sie jederzeit rausgeschmissen werden. Er begleitete sie in ihre Heimatdörfer, lernte ihre Familie kennen, lies sich von den Brüdern der einen auslachen, als er bemerkte, dass er in einem Ameisenhügel stand.

Als die Krise zuschlug, wirkte sie sich auch auf Kambodscha aus. Signifikant viele Fabriken schlossen, die NäherInnen wurden schlagartig arbeitslos. Timmerman recherchierte, wie es den beiden Mädels (deren Namen ich vergessen hab, aber das Buch liegt zwei Zimmer weiter, ich kann so unglaublich faul sein, sorry) ging. Sie hatten „Glück“, die eine war inzwischen Mama und verkaufte Beautyprodukte in und vor ihrem Haus, die andere hatte eine Anstellung in einem Hotel gefunden. Anstrengend, aber angestellt.  Viele andere jedoch hatten nicht so viel Glück, auch hier gibt es eine erhebliche Dunkelziffer, was Prostitution oder sogar Selbstmorde angeht.

Es ist doch wirklich teuflisch. Einerseits haben wir Westeuropäer und US-Amerikaner den globalen Süden quasi versklavt, sehr pauschal gesprochen und dennoch auf die Textilindustrie gemünzt. Und jetzt müssen wir dieses System erhalten, damit die Sklaven nicht komplett verhungern? Das ist ein Form der Co-Abhängigkeit, die sicherlich keiner der beiden Parteien (den reichen, kaufenden Westlern und den Arbeit suchenden Kambodschanern) eingefallen wäre. Das ist auf dem Mist einiger, weniger, verabscheuenswürdig geldgeiler Menschen gewachsen und außer Kontrolle geraten. Aber halt, so einfach ist es nicht: Wir sind auch gewaltig mit Schuld daran, dass es so weit gekommen ist, indem wir über 25 Jahre das günstige Angebot mehr als nur genossen haben und nicht weiter darüber nachgedacht haben, wo es herkommt und wie es hergestellt wurde.

Nur, was machen wir jetzt? Ja, ich stehe da draußen für einen einjährigen Konsumboykott, den ich aus persönlichen Gründen begonnen habe. Ich bin auch überzeugt, dass man „gut“ konsumieren kann und so die bessere, faire Form der Produktion unterstützen kann. Ich hab halt immer noch keine Lust auf konventionelle Mode, das ist auch im letzten Jahr nicht wiedergekommen. Ich denke oft darüber nach, was die Kollegin mir mal gesagt hat – dass es vielleicht doch besser wäre, würden die Mädchen nicht in die Stadt gezwungen, sondern würden arm zwar, aber am Land und in der Landwirtschaft bleiben – und kann mich immer noch nicht entscheiden, ob ich ihr rechtgeben oder entschieden widersprechen soll. Ich weiß nur für mich persönlich: Ich weiß, wie gesegnet ich allein durch den Ort meiner Geburt bin. Ich weiß, dass ich nicht komplett gedankenlos durch die Gegend gehen will, und ich weiß, dass ich so gut wie möglich sozial und ökologisch verträglich Produziertes kaufen möchte.

Vor allem dieser Gedanke, dass wir hier es wahrscheinlich kurzfristig dort schlimmer machen, weil wirs besser machen wollen für die ArbeiterInnen, der nervt. Aber konsequent durchgedacht bin ich eine von denen, die – wenn sich der von uns proklamierte „gute Konsum“ durchsetzt, die Jobs einiger KambodschanerInnen auf dem Gewissen haben, plakativ gesprochen. Es ist doch gemein, dieses Gefühl, dass man nichts richtig machen kann.

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Where am I wearing?

Nein, kein böser grammatikalischer Fehler (so gut Englisch kann ich dann doch), sondern ein Buchtitel.

Ok, also mein Buch hat vor ein paar Tagen die 10.000er-Grenze durchbrochen. Hammer, oder? Ich finds immer noch unglaublich, ich hätte nie damit gerechnet, dass das Ding SO einschlägt. So sehr, dass ich sogar mal in RTL Punkt 12 und RTL aktuell (!) vorkomm, unfassbar, oder? Und ich? Ich bin gedanklich schon bei den weiteren Schritten. Zum Beispiel bei einem weiteren Buch. Seit Beginn meines Projekts vor über zwei Jahren hab ich einen Wunsch: Ich will mal die Produktionsstätten von konventioneller Kleidung mit meinen eigenen Augen sehen. In den letzten Wochen keimte eine Idee in mir – nach Bangladesch und mit eigenen Augen sehen, wie meine ungetragene grüne Hose produziert wurde, nach Kambodscha und sehen, unter welchen Bedingungen meine Textilschwedenlongsleeves, die nach jahrelangem Tragen am Auseinanderfallen sind, genäht wurden, und dann noch nach China, auf der Suche nach den Herstellungsorten meiner Trekkingschuhe und Flipflops. Sicher eine sehr anstrengende Reise, aber mein Herz und mein Bauch haben in den letzten Wochen permanent meinem Kopf erklärt, dass ich mir langsam mal was überlegen sollte, wie ich das Geld dafür aufstelle.

Doch so wie bei der Shoppingdiät bin ich auch in diesem Fall nicht diejenige, die das Rad quasi erfunden hat. Die Idee hatten schon mehrere. Und einer, der hat das auch durchgezogen.

kelsey2

Ich entdeckte sein Buch und dachte mir: Lesen. Vielleicht ist das Buch ja ganz langweilig geschrieben und ich schreib das sicher viiiiel besser. Doch leider …
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