Schlagwort-Archive: Konsumwahnsinn

Vom Homo Shoppensis…

Wow. Dieser Text lässt mich Teile dieses Blogs sehr in Frage stellen, andere bestätigt er. Ich hab ihn gestern Abend gelesen und heut früh noch nicht ganz verdaut gehabt. Wer sich die Zeit nehmen will: Bitte lesen und bei dem Wunsch der Senfabgabe bitte hier abgeben.

 

Danke!

 

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Ökomode ist zu teuer – und nicht öko

Pfuh, ich sollt dringend auf die Bremse treten, ich komm ja gar nimmer zum Bloggen! Aber eines mag ich euch nicht vorenthalten: Ihr Lieben, die ihr oft sagt: Ja pfuuuh, Ökomode is so teuer, das kann sich ja keiner leisten – zum ersten Mal muss ich euch leider recht geben. Für ein paar Minuten. Zufällig gestern Nacht, grad so in dem Stadium „Nein, ich schau jetzt keine Serien mehr, das hält mich ja nur noch länger wach“ und „Mah, so einfach Einschlafen geht aber grad nicht“ auf Pinterest herumgesurft. Und diesen Mantel gefunden. Jaaaa, jetzt werden sicher viele sagen, dass er euch ja gar nicht gefällt, dieses Fetzenteil. Was soll ich sagen: Ich habe mich auf den ersten Blick und unwiderruflich verliebt. Ich sah den Mantel und dachte mir: Upcycling at its best. Ökomode! Stylish! Avantgarde! Yeah!

Mantel von Greg Lauren, Foto gefunden auf (c) Barneys.com

Mantel von Greg Lauren, Foto gefunden auf Pinterest, führt weiter auf  (c) Barneys.com

Aber DREITAUSENDDREIHUNDERTFÜNFUNDSIEBZIG DOLLAR? Nope, das ist zuviel. Das rechtfertigt weder die Herstellungskosten noch sonst was. Und dann sah ich: Das ist nichtmal Upcycling, die einelnen Teile werden anscheinend extra produziert. Was die Idee dieses Mantels, in die ich mich grad so verknallt hab, wieder ad absurdum führt… Schade, schade, schade.

Mantel von Greg Lauren, Foto gefunden auf Pinterest, führt weiter auf (c) Barneys.com

Mantel von Greg Lauren, Foto gefunden auf Pinterest, führt weiter auf (c) Barneys.com

Zum Glück hab ich meinen km/a-Mantel. Den hab ich noch die nächsten paar Jahrzehnte, so sehr lieb ich den 🙂

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Wann das mitm Nicht-Shopping echt schwierig ist – und wann watscheneinfach

Das mitm Nicht-Konsumieren ist unfassbar einfach, ist mir soeben wieder klargeworden.

Nur zur Warnung, dieser Beitrag könnte unter Einfluss einiger sehr genossener Achterl Wein mit einigen sehr lustigen, spannenden, interessanten und im Falle einer anwesenden Freundin sehr sehr seeeeehr liebgehabten Menschen entstanden sein.

2014-12-14 21.13.58 

Also. Die Rechnung ist watscheneinfach und ich hab sicher schon mehrmals darüber geschrieben. Aber trotzdem muss ich da jetzt nochmal drauf eingehen. Es ist so easy, dass man sich ans Hirn klatschen könnt. Ich geh jetzt mal davon aus, dass ich kein Wesen von einem anderen Planeten bin, das völlig anders tickt als alllllle anderen Menschen auf diesem Erdball: Gehts mir nicht gut, würd ich mir gern neue Sachen kaufen, um mir dieses „hey ich gönn mir was, mir gehts super“-Gefühl zu geben. Gehts mir gut, is mir Shopping – zugegeben: inzwischen – soooooooooooooowas von wurscht! Leute, ich bin wirklich das beste Beispiel dafür!

Einigen wirds in den vergangenen Wochen und Monaten aufgefallen sein: Ich hab grad nicht zwingend ein Hoch. So eher gar nicht. So eher wirklich umgekehrt. So eher alles ziemlich scheiße grad. Um mein Bruderherz #1 zu zitieren: „Elftes Gebot: Du sollst dich nicht täuschen!“ (oder wars das zwölfte und das elfte war „Du sollst deinen großen Bruder nicht frotzeln“?). Was hab ich mich getäuscht, in mir selbst und in anderen. Wui! Doch irgendwie wird grad alles gut. Es zwar zwischenzeitlich schon immer wieder ziemlich gut, aber inzwischen kann man streckenweise das „ziemlich“ streichen. Es ist gut.

In den vergangenen Wochen habe ich ungelogen Stunden auf Dawanda verbracht, einfach nur schauen, wo es was geben KÖNNTE, das mir gefällt. Schwach geworden bin ich nur bei einem Rock und einem Shirt aus Biobaumwolle, die ich demnächst hoffentlich sehr stolz hier präsentieren werde. Am Feschmarkt hab ich ja sogar sowas wie eine „drauf geschissen, heut wird Geld ausgegeben“-Laune gehabt (und bisher keinen meiner Käufe bereut, im Gegenteil). Ich hab fast jeden Abend vorm Schlafengehen auf Pinterest nach Inspiration für neue Stylings gesucht. Und was ich denn noch so stricken könnte, wenn diese ver….ten Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke endlich fertig sind. Ich hab auch ein bissl frustgeshoppt. Acht-Zentimeter-Absätze-Stiefel auf Kleiderkreisel um 30 Euro, in denen ich überraschend gut den ganzen Tag gehen kann (es geschehen noch Zeichen und Wunder!). Meine innigst, heißest, intensivst geliebten und fast täglich getragenen Softclox. Ich lieb diese Schuhe wirklich ohne Ende. Sie sind soooo toll, dass ich mir jetzt schon überleg, wie ich es am besten vor mir selbst und vor euch argumentier, dass ich auch Sommersandalen von Softclox brauche. Was natürlich völliger Holler ist, ich brauch die genau gar nicht. Aber ich lieb sie echt gewaltig. So tolle Schuhe! Mein Stil, zum Erfrieren cool, meine Passform, lässig bis dorthinaus, nachhaltige Produktion, auf Langlebigkeit gebaut, nachhaltige Materialien, ich bin jeden Tag in der Früh vorm Schuhregal verliebt in die Dinger (die ich inzwischen in meiner wirklichen Größe und grau hab, danke, liebe Firma Softclox, ich konnte sie umtauschen!).

Aber eigentlich gehts ja um was ganz was anders, wär ja ziemlich traurig, wenn ich mein persönliches Glück auf zwei Paar Schuhe und etwas Wohn-Deko aufbaute (dieses Wenn-Sätze sind würde-los werd ich mein Leben lang nicht ausm Hirn und den Fingern kriegen, dann schreib ich sogar solche seltsamen, niemals im gesprochenen Wort benutze Sachen wie „aufbaute“. Danke, Frau Deutschprofessorin Aubault!). Nein, mir gehts aus ganz anderen Gründen gut. Und: Seit ich das Gefühl habe, hui, hallo Leben, du hast mich wieder, seither hab ich sowas von null Lust auf irgendwas Neues, es ist echt schon bilderbuchartig. An mir kann man echt die Gleichung festschreiben:

Nunu gehts scheiße = Nunu hat sehr große Lust auf Shoppen. Ja, die Konsumgesellschaft ist pervertierter Mist, aber diese Schuhe da….

Nunu gehts wieder gut `= Shoppen? Wozu? Hab doch eh genug! Bah, Shoppen nervt! Blöde Konsumgesellschaft, geh dich brausen!

Es ist mir schon paarmal in den letzten drei Jahren aufgefallen: Liebe Mädels (vor allem), natürlich löst Shopping in uns einen Kick aus. Adrenalin fließt, Endorphine fließen, Serotonin stömt gleich mal literweise, die ganzen blöden Gedanken sind weit weg, tirili, alles wird gut und außerdem, überhaupt, so gaaaaaaaaaaaaaanz nebenbei, in DEM neuen blauen Kleid hau ich ihn sicher um. Quasi. Ach ihr Lieben, das ist völliger Bullshit. Natürlich kann man sich mal was gönnen, und ich habs selbst gemerkt, manchmal macht Frustshopping auch wirklich Sinn, weil es Akut-Schmerzen betäubt. Aber es löst genau nix.  Es löst kein einziges Problem, das in uns drinnen an ganz anderer Stelle sitzt. Es löst nur in der Bekleidungsindustrie folgende Schlußfolgerung aus: „Mädels shoppen gern, wenns ihnen scheiße geht. Diesen Impuls müssen wir verstärken, um mehr Umsatz zu machen! Am besten ziehen wir unsere ganze Werbelinie drauf auf, Frauen zu erklären, dass es erstens voooooolll ok ist, frustzushoppen, und zwar bitte täglich für drei Monate lang, und zweitens, dass ihr ganzes Leben plötzlich wieder total ok und in Ordnung ist und alles gut wird, wenn sie sich jetzt dieses eine blaue Kleid kaufen, das wir billigst in Bangladesch produzieren und bei dem wir 500 Prozent Gewinnspanne draufschlagen können.“ Hand aufs Herz, ihr habt euch das alle schon mal in irgendeiner Form und bei irgendeinem Teil gedacht. Und wenns ein Hometrainer gewesen ist, den ihr euch geleistet habt und der jetzt Handtuchhalter ist *hüstel*…

In diesem Sinne, und ich will das endlich mal so richtig öffentlich niederschreiben: Allen voran liebe Familie – auch wenn ich mir euch nicht ausgesucht hab, hab ichs doch irgendwie (auch wenn mans manchmal nur mit der Lupe erkennen kann) recht gut getroffen mit euch. Liebe Gina, du bist – seit inzwischen über 10 Jahren, alt werma, wir beide! – die größte (höhö), tollste, liebste, wunderbarste, bewundernswerteste, zu mir gegenteiligste und trotzdem und wahrscheinlich deshalb unverzichtbarste und einfach beste Freundin der Welt. Liebe Freunde, die ich euch ebenfalls seit bald einer zweistelligen Zahl an Jahren kenne, sei es durch besoffene Fachschaftsfeste vor 100 Jahren, durch gemeinsame Studentenjobs, durch Nachbarschaft, durch Studium, durch Festln in Kellern, in denen schon mein Opa gefeiert hat, durch gemeinsame Arbeitszeit, durch doch nie gemeinsame Arbeit, aber immer fast, oder durch Festl als Minderjährige, in denen ich mir fremde Männer mit Schokolade gefüttert hab (unschuldigst!! Bis zum heutigen Tag durch und durch unschuldigst!!), durch viele gemeinsam konsumierte blaue Flaschen (und daraus entstehende durchs Bild schwappende Metaebenen), durch was auch immer: Für jede/n von euch würd ich die Softclox hergeben! Mit Seufzen, aber hey, ich würde! Liebe Freunde, die ich erst in den vergangenen Jahren (wieder) kennengelernt hab und die gerade für echte Lacher sorgen, zum Beispiel die Kaiserin, der Schweizerin, die Piratin oder der Kapitän: Das mit den Softclox würd mir noch überlegen, aber super seid ihr trotzdem grad! Wer braucht schon neue Sachen, wenn man alte Freunde hat. Wobei ich das Gefühl hab, dass die Kaiserin mir den letzten Satz im vorigen Absatz ziemlich bald ziemlich um die Ohren hauen wird …..

Ich weiß, höchst sentimental, aber das musste echt auch mal öffentlich raus. Und ich lach wirklich in einer Tour über mich, dass ich SO einfach gestrickt bin („gestrickt“…. wenn Treppenwitze mir selbst erst beim zweiten Durchlesen auffallen…).

Wenns im Leben läuft, dann braucht man sowieso nix. Schon gar keine neuen Kleider. Oder Iphones. Oder Autos. Oder Schallplatten. Frohe Weihnachten übrigens 😀 😀 😀

PS: Das mit dem zerfetzen Saum und der Oma hat übrigens prima geklappt. Was hat sie sich aufgeregt. Gnihihihi!

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10 Tipps gegen Konsumrausch für Wienerinnen und andere

Ich mag sie ja, die Wienerin. Ich mag sie sehr. Auch wenn es eine klassische Frauenzeitschrift ist, in ders in einer Ausgabe ums Abnehmen und in der nächsten ums „Lieb dich so wie du bist“ geht – hin und wieder haben sie wahre Perlen des Frauenprintmagazinhochglanzjournalimus. So zum Beispiel in der aktuellen eine Geschichte zu Dopamin und Konsumrausch.

Dopamin ist das Hormon, das in uns ausgeschüttet wird, wenn wir Glück empfinden. Und Konsum-Sucht ist de facto eine Sucht nach dem Ausstoß von Dopamin in unserem Körper. Der Kick, wenn man shoppen war, eben. Der kann aber auch echt was (übrigens, persönlich Erfahrung: Der kann noch viel mehr, wenn man ihn sich selten gibt…). Der Haken am Dopamin: Wenn man sich den Kick einmal gegeben hat, muss er beim nächsten mal heftiger sein. Beim ersten Mal reicht eine Kleinigkeit in der Einkaufstasche, beim nächsten Mal muss es dann doch schon ein Markenprodukt sein, damit das Dopamin ordentlich durch die Adern fetzt.

Der Artikel (Seite 166!) beschreibt auch gut, was ich „drüber schlafen“ nenne. Nicht sofort den Gelüsten nachgeben, die sich einem in den Weg werfen, sondern erst mal Zeit vergehen lassen und überlegen, ob man das Teil wirklich will. Und braucht! Ich finds sehr spannend, dass diese Gelüste und Konsumverhalten im Allgemeinen echt auch durch klassische Biochemie erklärt werden kann.

Ich erlaube mir jetzt, auch direkt aus der Wienerin zu zitieren – es werden 10 Tipps gegen Konsumrausch aufgeführt, die gerade jetzt im Advent (shoppen für andere) und umgehend danach (Geschenke umtauschen, Ausverkauf, kaufen für sich selbst) sicherlich ganz praktisch sind. Im Grunde sind einige davon wirklich No-Na, aber die Auflistung find ich hübsch. Nur: Wenn ich schon so frech bin und abschreibe, müssts ihr bitte eine Sache schon kaufen: Die neue Wienerin. Damit die nicht böse auf mich sind, weil ich „klaue“. 🙂

Also.

  1. Tun Sie Dinge, die Sie lieben. (…) Die Liebe und Leidenschaft zu täglichen Aufgaben steigern Wohlbefinden und Befriedigung.
  2. Selbstwertgefühl. Tun Sie alles (außer shoppen!), was nötig ist, um sich selbst mehr zu mögen: Tanzkurs, Klavierstunden, …
  3. Sport: Wissenschaftler der Universität von Exeter vermuten, dass körperliche Aktivität Botenstoffe im Gehirn dazu veranlasst, Süchte und Gelüste einzudämmen.
  4. Spontanität: Kleine Fluchten aus dem Alltag machen glücklich. (…) Spontan Ausflüge unternehmen, Rucksack packen und los!
  5. Spazieren gehen. Am besten in der Natur! Natur erdet, ordnet die Gedanken und macht glücklich.
  6. Stress in Grenzen halten. Manchen Stresssituationen kann man bewusst aus dem Weg gehen. Stress sorgt bekanntlich für Frust und dieser fordert Kompensationen.
  7. Ausreichend schlafen. Wer zu wenig schläft, greift schneller nach Süßem und nimmt schneller zu. Der Energiemangel und das Bedürfnis, das auszugleichen, steigert das Verlangen nach Zucker (Anmund ergo nach Kaufrausch im Supermarkt).
  8. Hand- und Gartenarbeit. Nähen, Stricken, Gartenarbeit und jedes andere Handwerk wirken nicht nur beruhigend aufs Gemüt. Das sichtbare und greifbare Ergebnis sorgt für innere Befriedigung und Zufriedenheit.
  9. Entschleunigung. Weniger ist mehr. Je langsamer wir werden, desto aufmerksamer (…).
  10. Sex: Dass man beim Sex jede Menge Glückshormone ausschüttet, ist bekannt. Aber auch schon Berührungen und Umarmungen sorgen für Stabilität und Zufriedenheit bei der Bewältigung des Alltags.

 

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Mein Wort zum Samstag. Und Sonntag. Und überhaupt.

In der vergangenen Zeit frag ich mich immer öfter: Leb ich eigentlich richtig? Gut, zugegeben, das hat jetzt viel mit einigen Umbrüchen bei mir zu tun (und wahrscheinlich auch mit meinem permanenten Schlafmangel und der grad ausbrechenden Halsentzündung. Vor allem bei zuwenig Schlaf hab ich meine Emotionen nicht im Griff. Da ist dann alles Weltuntergang und die kleinsten Kleinigkeiten blasen mich auf Stunden/Tage um. Da versteh ich nicht nur, wenn Schwangere bei der Merci-Werbung heulen, da heul ich gleich mit.), aber auch mit dem einen oder anderen Gespräch in letzter Zeit, das in mir nachwirkt.

Also.

Ich leb nicht öko. Ich leb unabsichtlich ein bissl ökologischer als früher, weil sämtliche Räder, die ich unter meinen Füßen hab, nur noch von selbigen betrieben werden können, so ganz ohne motorische Unterstützung. Und ich geb zu – es nervt mich. Ich bin auch im Alltag nicht 100 Prozent öko. Manchmal stopf ich mir einen Keks in den Mund, der aus einer Packung aus dem Supermarkt kommt, und ich weiß schon währenddessen: Hmpf. Käfigeier. Aber ich tus dann halt trotzdem, weil die Dinger vor meiner Nase stehen. Immerhin, selbst kaufen tu ich sie nicht. Weil ich sie eigentlich gar nicht so gut find. Aber so vor meiner Nase eben….. blöde Nase. 🙂 Anderes Beispiel: In meiner Wohnung stehen auch Teile vom Möbelschweden. Seit ein paar Wochen auch ein neuer Teppich. Ich hab vorher nach „fairen“ Teppichen geschaut, und kann sie mir nicht leisten, und auf willhaben gab nichts nach meinen Vorstellungen (wobei willhaben mich da wirklich selten im Stich lässt). Aber einen Teppich hab ich gebraucht.

Ich könnt die Liste lang fortsetzen. Ich bin sicher keine, die autark leben will, ihre Energie selbst erzeugen will, ausschließlich bio isst und ihren Fußabdruck auf ein Minimum reduziert hat.  Ich denk mir auch oft: So richtig komplett öko und fair leben, wo kein Mensch für dich in menschenunwürdigen Zuständen schuften musste, kein einziges Nutztier leiden musste (ok, der Punkt wär möglich, aber beim Leder komma halt wieder zur Glaubensfrage Erdöl oder Tier), du der Natur mehr zurückgibst, als du nimmst… das ist heutzutage fast unmöglich. Schon allein dieser Beitrag würde gerade nicht entstehen, auf meinem Laptop, auf meinem alten Sofa (und bei beidem weiß ich nicht: wer hat daran gearbeitet? Chemikalieneinsatz in der Produktion?), in meiner heiztechnisch ziemlich ungünstigen, aber wunderschönen Wohnung.

Allein schon wenn man anfängt, sich zu informieren, ist man schnell überfordert, ist mir allein im Textilbereich ja auch immer wieder so gegangen. Ich war während meines Shoppingboykotts oft an dem Punkt, wo ich einfach nicht wusste: Ja was kann ich denn bitte noch richtig machen, wenn ich wieder einkaufen darf? Einfach nie wieder einkaufen und meine Dinge tragen, bis sie mir in Fetzen vom Körper hängen? Nur noch selbst produzieren? Aber wie kann ich sichergehen, dass der Stoff auf den Stoffballen fair produziert wurde? Nur noch tauschen? Naja, ich hab ja auch ein bissl einen Wunsch, mich modisch zu „äußern“, nicht so einfach also. Keine Lederschuhe mehr? Das hieße dann: erdölbasierte Teile. Grmpf!

Klar macht einen das fertig! Das ist auch wieder diese Luxusproblemdiskussion: Wir verzichten oder kaufen anders, weil wirs uns leisten können. Weiter über den Tellerrand denken wird leider immer ein Elitending sein – weils meiner Meinung nach erst dann einsetzt, wenn die Grundbedürfnisse nicht frieren, nicht hungern, am Ende mehr Geld als Monat zu haben und nicht umgekehrt, trotz Wohnkosten usw. gedeckt sind. Was ja auch logisch ist.

Doch auch diese „Eliten“ kommen manchmal zu dem Schluss: „Naja, und? Wenn ich jetzt die Bio-Milch kauf und den fair gehandelten Kaffee, dann fällt in China ein Sack Reis um. Also was soll ich mich noch damit auseinandersetzen? Wieso soll ich mir antun, über den ganzen Scheiß Bescheid zu wissen, und mein eigenes Gewissen sauber kaufen, wenn die Welt sowieso vor die Hunde geht? Na dann geh ich doch bitte auch zum Textilschweden, fesches, günstiges Zeug gibts dort und ich bin immer trendy.“

Und genau DAS ist die Reaktion, die mir so wiederstrebt. Ja, ich weiß, dass ich nicht alles richtig machen kann, und ich stelle den Anspruch auch gar nicht. Ich finde trotzdem, dass man nicht vor lauter Riesenproblemen, die Kapitalismus, Globalisierung und schlicht und einfach menschliche Gier ausgelöst haben, nicht den Kopf in den Sand stecken sollte. Jede/r kann beitragen. Und sei es durch den „richtigen“ Konsum – weil man dadurch ein Zeichen setzt, das auch die großen Bösen, die unsere Welt vor die Hunde bringen, verstehen. Ich hab jetzt weder die romantische Vorstellung, dass der/die Einzelne die Welt verändern und retten kann, noch ist meine Hoffnung allzugroß ausgeprägt, dass irgendwann mal die Menge der kritischen KonsumentInnen überwiegen wird.

Aber deshalb gleich komplett drauf scheißen, das geht einfach nicht. Sorry. Wissen, Handlungsmöglichkeiten haben (und damit mein ich nicht nur den elitären Bereich!) und nix tun, das ist einfach feig.

Was dann noch gefährlich ist, ist, auf das Greenwashing von Unternehmen reinzufallen – weil die wiederum genau wissen, dass die KonsumentInnen immer mehr nach bio und fair und sozial und überhaupt verlangen. Aber darauf geh ich ein anderes Mal ein. Einfach ist das jedenfalls nicht, das Leben, wenn man drüber nachdenkt.

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Jedes Kleidungsstück um fünf Pfund. JEDES.

Es geht noch. Man kann mich noch wirklich schockieren. Es geht NOCH billiger. Was bedeutet, NOCH mieser produziert, sozial und ökologisch gesehen.

Ich bin sprachlos. Jedes Produkt in diesem Shop kostet fünf Pfund, bissl über sechs Euro. JEDES von der Hose übers Kleid bis zur Jacke. Und ihr müssts schon selbst googlen, ich verlink das sicher nicht, ich zeige nur Screenshots mit dem (c) Everything 5 Pounds.

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Warum es nicht reicht, Primark scheiße zu finden

Dafür, dass mein Leben grad sehr stressig ist, find ichs lustig: Ich liefere meinen dritten Beitrag heute ab. Aber der liegt mir echt am Herzen und muss jetzt raus, während ich meine Suppe löffle und noch ein paar Arbeitsmails beantworte…

Liebe Leute, ihr werdet langsam wirklich vorhersehbar. Ich poste tolle Erfolge von Greenpeace, und joah, so sechs, sieben Leute finden das gut. Dabei ist das ein toller Wandel! PFCs sind richtig scheiße, vor allem die langkettigen. Oder mein Aufruf, Flüchtlinge bitte nicht frieren zu lassen – kommt doch gut an, aber bei weitem nicht an die Reichweite, die ich für einen solchen Beitrag gern hätte.

Aber ich bin nicht beleidigt. Ich finds nur lustig: Wenn ich irgendwo das kleine Wörtchen „Primark“ einfließen lass… wui, dann gehts ab! Ich hatte noch NIEMALS so viele Klicks am Blog wie an dem Tag, an dem ich diese Geschichte postete.  Oder gestern, so völlig nebenbei postete ich auf Facebook ein Bild, das es mir in die Timeline gespült hatte. Badaaaaammm –  binnen weniger als 24 Stunden über 220 Likes. Oder mein Lokalaugenschein letztens, der kam auch sehr gut an.

Ich finds ja gut, wenn kritische Geschichten über einen Fast Fashion Retailer gleich mal für so großen Aufruhr sorgen. Und dass die Erfolgsschine für Primark nicht weiterzugehen scheint – oder zumindest letztens bei der Eröffnung in Dresden einen gehörigen Dämpfer bekommen hat. Eigentlich total lustig, stell dir vor, Primark eröffnet. Sorgt für Absperrungen, Sicherheitszäune, Securitypersonal (ich wollt jetzt nicht zweimal Sicherheits- schreiben) mit Knöpfen in den Ohren voll auf wichtig …. und dann geht keiner hin! So passiert in Dresden. Ja, da lachen sich die Fast-Fashion-Gegner ins Fäustchen. Is ja auch lustig, keine Frage!

Ich bin ja manchmal echt in Versuchung…. wenn am Blog die Leserzahl so bissl dahindümpelt, hm, soll ich mal was über Primark schreiben? Irgendwas geht ja immer, und manchmal ist man dann doch in Versuchung, sich selbst anhand von Leserzahlen wieder mal bissl was zu beweisen. Bisher hab ich dieser Versuchung immer widerstanden, aus dem einfachen Grund, dass ich eh am liebsten schreib, was mir grad in den Sinn kommt 🙂 Nur eins würd ich jetzt mal wirklich gern anmerken:

Liebe Leute: Primark ist nicht der alleinige Böse, die Ausgeburt der Hölle und der Inbegriff alles Schlechten. Da gibts erstens noch viele andere Schlechte, zweitens – leider bin ich davon überzeugt – noch viel Bösere, und drittens gibts auch sowas wie Eigenverantwortung. Das, was da in Dresden passiert ist, das muss sich durchsetzen! Dann wär zumindest mal einem der vielen Fast-Fashion-Retailer kalt.

Aber es gibt noch sooooooooooooooooooooooooo viele andere, die sind um keinen Deut besser! Marken, die – tschulligung – als nicht ganz so modisch gelten, sind riiiiiesengroß, größer als Primark hier bei uns, zum Beispiel KiK oder NKD. Natürlich steht Primark für eine besonders aggressive Preispolitik, und hat dann doch wieder recht moderne Schnitte im Angebot. Aber echt, es ist nicht Primark alleine. Es nutzt nix, Primark zu verteufeln und nicht an all die anderen zu denken. Auch diese kleineren Läden in migrantisch besetzten Vierteln, wo sogenannte Pashima-Schals wahrscheinlich explodieren, wenn man mitm Feuerzeug in die Nähe kommt (ich hab so einen Laden um die Ecke, mit „wohlriechenden“ Winterstiefeln um 15 Euro…). Und auch wenn ich manchmal gesagt hab, hey, der Textilschwede, der tut schon viel, die haben schon ganz gute Projekte: Vergiss es! War mein Fehler! Der ist genauso …. kritisierenswert …..  wie die anderen, weil er einfach per se, vom Konzept her, gar nicht wirklich gut sein kann….

Was ich damit sagen will: Ich finds extrem super, wie emotional auf Primark reagiert wird. Und dass kritische Menschen es anscheinend wirklich geschafft haben, zumindest in einige fremde Köpfe Primark als Symbol des bösen, kapitalistischen Konsumismus einzuimpfen. Aber bittebittebittebittebitte vergessts nie: Es ist nicht nur Primark. Es reicht nicht, wenn wir jetzt alle kollektiv auf Primark verzichten, wenn dafür stattdessen alle wieder zum Textilschweden rennen…

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Das ist das einzige, was Primark für mich doch ein bisschen schlimmer macht als die anderen: Dass die Leute dazu erzogen werden, dass man bei Primark Massen in den Einkaufswagen legen kann. Schnell, nebenbei, und zuhause wirds schon passen. Wäh.

 

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O tempora, O mores

Derzeit weniger als keine Zeit zu bloggen, obwohls einiges zu berichten gäbe. Sorry. Stress. Aber ein Bild, das ich bei der wunderbaren steirischen Initiative Re-Dress gefunden habe, will ich euch nicht vorbehalten. Ich habs auf Facebook geteilt und binnen kürzester Zeit über 170 Likes bekommen, daher mag ichs euch auch hier zeigen. Ich erzähl immer wieder die Geschichte von meiner 20-jährigen Freundin, die mal ein Top mit großen Flecken drauf wegschmiss. Als ich sie fragte, wieso sie das nicht einfach wäscht, geht doch sicher eh raus, meinte sie nur trocken: Der Cocktail im Lokal gestern war teurer. Waschen zahlt sich nicht aus.

O tempora, o mores.

primarkstarbucks

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Aufruf: Flüchtlinge nicht frieren lassen

Ich hab den Sonntagnachmittag damit verbracht, einen meiner Kleiderschränke leerzuräumen. Im Endeffekt war da gar nicht so viel an Kleidung drin (dafür hab ich zwei Flaschen meines liebsten Rotweins entdeckt, die ich mal anscheinend so gut versteckt hab, dass ich selbst drauf vergessen hab), aber mir hats schon wieder gereicht. Ich hatte ja mal über 30 Jacken und Mäntel. Viele davon sind schon weg, einige immer noch da. Und jetzt werdens nochmal drei weniger. Und ein paar Pullis, die ich seit 2012 nicht mehr getragen hab, kommen auch weg.

Nur: Ich hab keine Lust auf Tauschparty. Ich hab auch keine Lust auf Kleiderkreisel, ich hab da grad einfach weder Zeit noch Hirn dazu. Und: Es gibt Menschen, die diese warmen Sachen sehr wahrscheinlich brauchen. Und zwar nicht im Sinne von „Jöö, eine schwarze Daunenjacke, ich brauch so eine, jetzt sofort!“, sondern mehr in Sinne von „Ich hab nicht mal Geld, mir und meinen Kindern morgen ein Abendessen zu kaufen. Ich kann mir keine warme Jacke leisten.“ Und die kriegen die jetzt. Ich werde an ein Flüchtlingsbetreuungsprojekt spenden.

Es wird derzeit kalt. Sowohl temperaturtechnisch als auch politisch, finde ich. Der Umgang mit Flüchtlingen in diesem Land ist so unglaublich zynisch. Da kommen Menschen, die in ihrem Land oft eine sehr gute Ausbildung genossen haben, die einen guten Job haben, und hier bekommen sie nichtmal die Arbeitserlaubnis, um putzen zu gehen oder Schnee zu schaufeln. Ich stell mir da immer vor, wie wär das, wenn hier Krieg ausbrechen würde und ich weg müsste? In ein Land, in dem die Menschen definitiv anders aussehen als ich, in meinem sommersprossigen Fall wäre das dann zum Beispiel Somalia oder Uganda, aber auch in der Türkei wär ich schon recht auffällig. Ich bin hier Frau Geisteswissenschaften-Magistra mit postgradualem CSR-Management-Abschluss. Im Fluchtfall wär ich …. aufgeschmissen, weil meine beruflichen Kenntnisse in Wahrheit ziemlich verzichtbar sind.

Und wenn man dann hört, dass es in Syrien zugeht, wie man es in seinen ärgsten Alpträumen nicht erleben will, dass ein kleines Land wie Libanon inzwischen über eine Million syrische Flüchtlinge aufgenommen hat, dann schluckt man. Und dass ein reiches Land wie Österreich sich brüstet, 500 SyrerInnen aufzunehmen, das ist doch zynisch!!

Was mich daran richtig stört: Wir können nix ändern. Wir können den Menschen hier keine Arbeit geben, weil sie als AsylwerberInnen keine Arbeitserlaubnis haben. Wir können nicht woanders für Frieden sorgen, einfach so. Aber was wir können, ist schauen, dass wir den Flüchtlingen hier mit Menschlichkeit begegnen. Und das heißt auch, sich darum zu kümmern, dass sie warme Sachen haben.

Sogar jetzt, wenn ich das schreibe, fühlt sich das sehr charity-mäßig an. Von wegen „ich geb dir meine alten Klamotten, die ich eh nimmer anziehen würde“. Aber ich weiß: Viele von uns finden die Flüchtlingssituation ganz furchtbar, tun aber einfach nix. Aus Bequemlichkeit, oder weil sie sich mit dem Thema nicht befassen wollen. Ich denk mir da dann einfach: Das ist das Mindeste, was wir tun können. Und es tut uns nicht weh.

Darum, bitte, wo auch immer ihr wohnt: Ihr findet in eurer Stadt sicherlich Adressen, wo ihr nicht mehr gebrauchte warme Kleidung abgeben könnt.

Danke.

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Warum der Textilschwede doch um keinen Deut besser ist als andere

Auf ZDF ist vor kurzem eine halbstündige Doku über den Textilschweden gelaufen. An sich gleichen sich diese Diskussionen ja immer sehr: Wir fahren ins Herstellerland, hui, wir finden grausliche Zustände, wir konfrontieren das Textilunternehmen, die putzen sich ab oder reagieren gleich gar nicht, und wir zeigen hübsch widersprüchliche Bilder zwischen supersauberer Filiale voller Style und Herstellerfabrik im Slum. So auch diese Doku – jedoch mit zwei Unterschieden. Erstens disqualifiziert sich die Nachhaltigkeitssprecherin vom Textilschweden ohne Ende. Und zweitens: Die letzten zwei Minuten. Da geht nämlich eine neue Bombe hoch, die in vergleichbaren Dokus bisher so nie gebracht wurde (aber im Endeffekt sehr logisch ist). So, dass ich, die solche Dokus aufsaugt wie ein Schwamm und sich alles Entsprechende anschaut, gerade ein lautes „Bist du deppert!!“ von mir gegeben habe.

Bisher hab ich oft gesagt, der Textilschwede sei wenigstens ein bissl weiter als andere in Sachen Nachhaltigkeitsmanagement. Und dass es viel Schlimmere als den gebe. Das ziehe ich hiermit zurück. Sie sind doch immer noch eine Baggage, alle zusammen.

Hier gehts zur Doku: Viel „Vergnügen“ und unbedingt bis zum Schluss schauen. Ich schreib deswegen so kryptisch, weil ich wirklich will, dass möglichst viele Leute sich diese halbe Stunde nehmen und das Video anschauen. Ist eh Sonntag und neblig und kalt….

Screenshot (c) ZDFzoom - Dieser Typ hat viel mit meinem Ausruf zu tun. Uaaah...

Screenshot (c) ZDFzoom – Dieser Typ hat viel mit meinem Ausruf zu tun. Uaaah…

 

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