So schaut anders aus #16 & Nunu meets Textilschwedin

Erstmal schnell abhandeln: Das Outfit. Das ist *fast* gelungen heute. Und: Bitte kann wer die Heizung draußen wieder andrehen? Es ist brutal kalt!

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Schuhe: Kleiderkreisel, Leggings: Anzüglich, Blusenkleid: 24colours. Denen bin ich ein bissl auf den Leim gegangen. Im Laden in Hamburg erklärten sie mir was von total fairer Produktion, nur 300 Stück pro Teil, socially conscious Hipstermode. Danach auf der Website stand dann, sie produzieren nur 300 Stück, um einen Run auszulösen. Gut, Fehler gemacht, abgehakt, weiter im Programm. Weste: Ur(!)alt, Biobaumwolle, Textilschwede. Lederjacke: Second Hand. Schal: selbstgestrickt, Wolle aus Österreich. Es ist der 27. April und ich trage einen Merinoschal. Aaaalter Schwede. 

Apropos Schwede. Jetzt zum spannenderen Teil: Ich hatte gestern meinen ersten Termin bei H&M Österreich. Und was soll ich sagen, es war … spannend. Die Vorgeschichte ist bekannterweise, dass sie auf meine ersten Anfragen 2012 gar nicht reagiert haben, 2013 hab ichs dann aufgegeben. 2015 gab es eine erste Interaktion, Hendrik Alpen, damals bei H&M Deutschland, reagierte auf einen Blogpost von mir.

Dann passierte diese Geschichte, und zack, schon kam ich zu einem Termin mit ihnen (die Frage, ob sie mich ohne Maddies freches Zutun eigentlich auch kontaktiert hätten, konnte ich mir nicht verbeißen. Sie meinte, irgendwann ja, der Zwischenfall hatte die Dinge jedoch beschleunigt).
Kerstin von H&M – und ich schreib diesmal bewusst den echten Namen, schließlich wars ein offizieller Termin – war sichtlich nervös, und betonte das auch immer wieder. War für mich echt etwas überraschend, wie sie immer wieder mein breites Wissen betonte und dass man mir nix vormachen könnte. Es war schon sehr schräg, von einer Nachhaltigkeitsverantwortlichen von H&M zu hören, dass sie aus meinem Blog neue Infos beziehe, und meine „Hardliner“-Einstellungen für gut befinde. Aber hey, natürlich fühl ich mich auch gebauchpinselt!
Thematisch ging es um den neuen Nachhaltigkeitsreport und die Conscious Collection. Was ich ihr sehr hoch anrechnen muss: Es kam kein üblicher PR-Sprech, keine etwas in sich verworrenen Argumente, wie sie teilweise im neuen Report selbst stehen (mein Lieblingsbeispiel: Im Nachhaltigkeitsreport schreiben sie zwei Kolonnen lang, dass sie sehr darauf schauen, nur gesund aussehende Models einzusetzen, und dann schreiben sie in etwa: Was genau gesund ausschaut, ja darüber kann man diskutieren. Was die zwei Kolonnen davor zu heißer Luft macht.), es kam Selbstkritik.
Aber leider, leider kam keine Entkräftung meiner Hauptkritikpunkte. Ja, die Materialien der Conscious Collection sind nicht ideal, aber als Conscious gilt bei H&M, was zu mindestens 50% aus nachhaltigEREN (knurr…) Materialien besteht. Auch auf meine Kritik, dass sie den KonsumentInnen gleichzeitig Nachhaltigkeit halbherzig erklären, und andererseits in ihnen eine Anspruchshaltung auf Jeans um 10 Euro auslösen, bliebt unbeantwortet. Wie auch. Irgendwie versteh ichs ja auch. Was soll man einer solchen Gegnerin wie mir sagen, zum Fan werd ich nicht mehr. Auch Maddie unterstützte mein Argument, dass H&M die Regel von wegen „Tue Gutes und rede darüber“ im zweiten Teil sehr oft wirklich übertreibt.
Nachdem ich auch im Namen von Greenpeace dort war (ich kann das inzwischen manchmal wirklich nicht mehr trennen), äußerte ich auch unsere Meinung zu ihrer Recycling Week.
Wobei eines muss ich sehr wohl betonen, ich hab mir auch den neuesten, sehr, sehr, SEHR umfangreichen Bericht durchgelesen. Und es gab bedeutend weniger „ich-möchte-in-den-Tisch-beißen“-Momente als in den letzten Jahren. Ökologisch tun sie einiges. Insgesamt erinnert es zwar immer noch an mehrere kleine Pflaster auf einer großen Fleischwunde, aber: Sie tun was. Im Gegensatz zu vielen, die nix oder weniger tun. Aber sie tun nicht immer „das Richtige“, viel zu oft ist die Rede von nachhaltigER. Auch an ihrem sehr, sehr unnachhaltigen Kerngeschäft ändert es nichts. Dennoch: Der Bericht ist besser als in den Vorjahren. Point given.
Ich freu mich, dass Kontakt herrscht. Ich habe trotzdem definitiv nicht vor, meine Kritik, sofern ich ihnen wieder auf was draufkomm, ab nun schwächer oder nicht zu formulieren. Aber ich werd um Stellungnahmen bitten. Die Geschichte von wegen Artikelfreigabe und Anzeigenstopp, die konnte sie nämlich entkräften.
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2 Gedanken zu „So schaut anders aus #16 & Nunu meets Textilschwedin

  1. Dass man als „Hardliner“ gilt, wenn man versucht vernünftig und bewusst zu konsumieren, gibt mir zu denken, passt aber in unsere schöne & bunte Konsumwelt.

  2. Danke fuer den Bericht.
    Was ist dein Ziel in diesem Dialog mit H&M?
    Also geht es um die Sichtbarkeit der Sache – was ja fuer sich schon mal gut ist, oder geht es darum, dass man Ihnen echte Alternativen aufzeigt, die dann auch gehoert werden?
    Was ist dein persoenliches Ziel in dieser Sache?

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